Heldenplatz

Der „Hitler-Balkon“ soll seine Aura verlieren

Für die Öffentlichkeit ist der Altan der Neuen Burg gesperrt.
Für die Öffentlichkeit ist der Altan der Neuen Burg gesperrt.APA / Georg Hochmuth
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Das Haus der Geschichte kämpft für eine Öffnung des seit 1945 tabuisierten Altans – und für eine Umbenennung.

An der äußeren Balkontür ist Schluss. Ein Metallriegel mit einem Vorhängeschloss verhindert, dass man auf den „Altan der Neuen Burg“ hinaustreten kann, wie der Ort korrekterweise heißt, an dem Adolf Hitler am 15. März 1938 vor 250.000 jubelnden Menschen den „Anschluss“ Österreichs ans Deutsche Reich verkündete. Vom starken Interesse, diese 200 Quadratmeter große Terrasse zu betreten, zeugt eine digitale Anzeige vor der Tür. 114.361 zu 17.377 steht es derzeit: eine deutliche Mehrheit für eine Öffnung des sogenannten „Hitler-Balkons“.

Seit das Haus der Geschichte im November 2018 in der Neuen Burg eröffnet wurde, lässt man die Besucher darüber abstimmen, ob der Balkon – der bautechnisch betrachtet keiner ist, sondern eigentlich ein Altan oder Söller, also eine am Boden aufgestützte Plattform – als Erinnerungsort geöffnet werden soll. Direktorin Monika Sommer setzt sich mit Nachdruck dafür ein. Im Weg steht ein Betretungsverbot, ausgesprochen von der für das Gebäude zuständigen Burghauptmannschaft, die dem Wirtschaftsministerium untersteht: aus Sicherheitsgründen (die Balustraden seien zu niedrig) und wegen klimatischer Bedenken (im Haus sind einige historische Objekte untergebracht).

Beides Hindernisse, die zu überwinden wären, meint Sommer: „Es braucht einen breiten politischen Willen.“ Dass Ende August ein Video der Freiheitlichen Jugend veröffentlicht wurde, in dem der Altan eine Rolle spielt, nimmt sie zum Anlass, ihre Forderung nach einer öffentlichen Auseinandersetzung mit diesem Ort erneut zu betonen. Im Video, das für Sommer eine „erschreckend martialische Bildsprache“ habe, sieht man, wie drei Menschen vom Heldenplatz aus zum leeren Balkon hinaufblicken. „Es ist nicht geglückt, dem Ort ein anderes Framing zu geben. Hätte dieser Ort eine andere Erzählung, womöglich ein anderes Aussehen bekommen, dann wären diese Bilder nicht möglich.“ Das Betretungsverbot tue sein Übriges: „Auch dadurch erzeugt man eine Aura.“

Private Party auf dem Altan

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