CocoRosie: „Noah‘s Ark“

Gänsehautmusik

Konzerte des US-Duos CocoRosie sind mit Vorsicht zu genießen. Bei ihrem letzten Wien-Gastspiel etwa wirkten die Schwestern Bianca und Sierra Casady affektiert und etwas unmotiviert, ihre Musik kraftlos und alles andere als auf den Punkt. Ihre Alben hingegen sind uneingeschränkt zu empfehlen: Was live in Einzelteile zerfällt, ist auf Platte weit mehr als die Summe eben dieser, ist voll magischer Momente und betörender Schönheit. Schon ihr Debüt aus dem Vorjahr, „La Maison De Mon Reve“, wusste zu begeistern. Als Quelle ihrer zerbrechlichen Miniaturen diente das Knistern der Festplatte genauso wie Spieldosen und Plastikinstrumente, Harfe oder Gitarre. Aufgenommen wurde mit billigster Gerätschaft, gesungen in ein gerade noch funktionierendes Mikrofon. Das Ergebnis: Musik wie aus dem Niemandsland zwischen Fantasie und Realität, naiv, aber doch bestimmt. Das neue Album „NoahÂ’s Ark“ schließt nahtlos an dieses kleine Meisterwerk an: Wieder gelingt es den Hippie-Schwestern mit dem traurigen, markdurchdringenden Stimmen den Soundtrack zum Wegdriften, zum In-Sich-Gehen zu kreieren. Kleine Soundfetzen spielen plötzlich eine große Rolle, es wird miaut, Drumcomputer aus der technologischen Steinzeit rumpeln. Das klingt nicht selten kitschig oder gar spirituell, oft stellt sich Gänsehautalarm ein. Etwa bei der umwerfenden Zusammenarbeit mit dem befreundeten Antony, dessen glockenhelles Falsett bestens mit dem Weinen und Winseln von CocoRosie harmoniert.

(Touch and Go/Trost)

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