Nach einem scharfen Gewinneinbruch setzt die RBI den Sparstift an. Personalabbau und Filialschließungen sollen davonlaufende Kosten einfangen.
Wien. Nach dem kräftigen Gewinneinbruch im ersten Halbjahr hat die Raiffeisen Bank International (RBI) ein deftiges Sparprogramm angekündigt. Gestern hat das Unternehmen nun einen ersten Einblick in die Sparpläne gewährt: In den kommenden drei Jahren (2014 bis 2016) will die schwerpunktmäßig in Osteuropa tätige österreichische Bank 400 bis 450 Mio. Euro einsparen.
Ziel sei es, die Verwaltungsaufwendungen bis 2016 auf das Niveau von 2012 zurückzubringen. In diesem Jahr hat dieser Posten 3,264 Mrd. Euro ausgemacht.
Ein wesentlicher Grund für die Ertragsprobleme scheint tatsächlich auch die überaus kräftige Steigerung dieser Verwaltungskosten gewesen zu sein: Die waren nach Angaben des Unternehmens 2010 um 9,7 Prozent hochgeschnalzt und in den beiden Folgejahren dann um 4,7 beziehungsweise 4,6 Prozent gestiegen.
Im ersten Halbjahr 2013 hatte das Institut eine Verwaltungskostensteigerung von 6,5 Prozent registriert, woran unter anderem die volle Integration der erworbenen polnischen Polbank und Gehaltsanpassungen in Russland schuld gewesen seien, hieß es.
Wie die Verwaltungskostenbremse konstruiert sein soll, wollte die Bank noch nicht konkret sagen. Das Einsparungsvolumen solle über eine „Kombination aus tatsächlichen Kostenreduktionen und dem Abfedern der Inflation“ erreicht werden, hieß es gestern kryptisch.
RBI-Vorstandschef Karl Sevelda hat allerdings schon vor einem Monat angekündigt, dass es sowohl kräftigen Personalabbau als auch Filialschließungen geben werde. „Detailliert geprüft“ sollten die Kostenblöcke „Personal“, „Raum“ und „IT-Kosten“ werden, hieß es.
Am meisten zu holen wird wohl bei den Personalkosten sein, denn die machen 49 Prozent des gesamten Verwaltungsaufwands aus. Die Anteile der Gebäude- und IT-Kosten sind mit elf bzw. acht Prozent dagegen relativ bescheiden.
Nach früheren Aussagen wird der Personalstand auch in Österreich reduziert werden. Hier wolle man aber mit dem „natürlichen Abgang“ (also der Nichtnachbesetzung frei werdender Stellen) das Auslangen finden.
Zur Jahresmitte hatte die RBI knapp 60.000 Beschäftigte, davon rund 1800 in Österreich. Gedacht ist aber auch an eine Evaluierung des Produktportfolios und des Vertriebsnetzes. Außerdem sollen zwecks Effizienzsteigerung verstärkt länderübergreifende Abwicklungszentren gegründet werden.
Derzeit unterhält die RBI unter anderem ein konzernweites Abwicklungszentrum für den Zahlungsverkehr in Rumänien und eines für Kreditkartenzahlungen in der Slowakei.
Das Geschäftsstellennetz wird auf jeden Fall schrumpfen. Hier kämpft die RBI (wie die anderen Banken auch) mit größer werdender Konkurrenz durch das Internet. Kunden wickeln ihre Bankgeschäfte immer stärker von zu Hause aus über Computer ab und besuchen immer seltener Filialen.
Details der Kostenbremse will die Bank am 27. November bei der nächsten Quartalsbilanzveröffentlichung präsentieren. Das Grobschema wird heute, Mittwoch, bei einer Analystenkonferenz in London öffentlich vorgestellt.
Mit dem Sparprogramm will die Bank eine bedenkliche Ertragsentwicklung stoppen: Der Nettogewinn ist im ersten Halbjahr mit 277 Mio. Euro zwar deutlich im Plus geblieben.
Dass er im Jahresvergleich aber um satte 60 Prozent geschrumpft ist, hat in der Bank die Alarmglocken angehen lassen. (ju)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.09.2013)