Al-Shabaab-Miliz: "137 Geiseln in Nairobi getötet"

Kenia Terroristen bruesten sich
Kenia Terroristen bruesten sich(c) EPA (KABIR DHANJI)
  • Drucken

Nach dem blutigen Geiseldrama im "Westgate"-Einkaufszentrum twittert die Shabaab-Miliz Opferzahlen. Forensik-Experten versuchen indes die Zahl der Opfer zu klären.

Am Mittwoch und damit einen Tag nach dem blutigen Ende des Geiseldramas in Nairobi soll die al-Shabaab-Miliz eine Twitter-Nachricht abgesetzt haben. Darin erklärte  die somalische Terrororganisation, im "Westgate"-Einkaufszentrum seien 137 Geiseln getötet worden. Kenias Regierung hatte zuvor von 61 getöteten Zivilisten gesprochen, laut Rotem Kreuz galten zudem 63 Menschen als vermisst.

Die al-Shabaab-Miliz hatte sich bereits am Wochenende zu dem Angriff auf das "Westgate"-Einkaufszentrum in Kenias Hauptstadt bekannt.

Forensiker durchsuchen Gebäude

Im "Westgate" haben am Mittwoch Forensik-Experten damit begonnen, das teilweise eingefallene Gebäude zu durchsuchen. Zu dem Team, das die kriminaltechnischen Untersuchungen durchführt, gehörten auch Spezialisten aus den USA, Großbritannien und Israel, berichtete die Zeitung "Daily Nation" am Mittwoch. "Oberste Priorität ist es, die Trümmer zu räumen, um die Leichen zu bergen", schrieb Kabinettssekretär Francis Kimemia im Kurznachrichtendienst Twitter.

Gleichzeitig wollen die Forensiker die Identität der Angreifer klären. Offenbar waren mehrere von ihnen unter dem teilweise eingestürzten Gebäude begraben worden. Fünf Täter kamen nach Angaben von Präsident Uhuru Kenyatta bei Schusswechseln mit den Spezialeinsatzkräften ums Leben.

Noch immer ist unklar, wie viele Islamisten an dem Anschlag beteiligt waren. Es sollen aber zumindest zehn bis 15 Täter gewesen sein. Sie schossen mit Maschinengewehren um sich und warfen Handgranaten.

Staatschef Kenyatta berief für Mittwochvormittag eine Sondersitzung des Kabinetts und des Nationalen Sicherheitsrates ein, um das weitere Vorgehen zu besprechen.

Brite festgenommen

Im Zusammenhang mit dem Geiseldrama ist nach Angaben aus London ein britischer Staatsangehöriger festgenommen worden. Dies teilte das britische Außenministerium am Mittwoch mit, ohne anzugeben, ob es sich um einen Mann oder eine Frau handelte. Die Regierung habe "Kontakt, um die übliche konsularische Hilfe anzubieten", sagte eine Ministeriumssprecherin.

Die al-Shabaab-Miliz

Hass auf die westliche Kultur und Terror gegen Christen und moderate Muslime - seit Jahren kämpfen radikalislamische Fanatiker in mehreren afrikanischen Ländern für eine rein islamische Gesellschaft. Neben der Sekte Boko Haram in Nigeria ist vor allem die somalische Miliz "Bewegung der Mujaheddin-Jugend", kurz "Al-Shabaab" (Die Jugend), berüchtigt.

Die islamistische Gruppe wurde 1998 gegründet und hat Verbindungen zum Terrornetzwerk Al-Kaida. Noch heute beherrscht sie weite Teile Zentral- und Südsomalias. Ihr Ziel ist eine strenge Auslegung des islamischen Rechts und die Errichtung eines Gottesstaates am Horn von Afrika, der sich an einem weltweiten Heiligen Krieg ("Jihad") beteiligen soll.

Die Mitglieder der Miliz haben die Freiheiten der Bürger stark eingeschränkt und gehen dabei oft äußerst brutal vor. Männer dürfen nicht "westlich" aussehen und müssen sich Bärte wachsen lassen. Frauen werden gedrängt, ihre traditionell bunten Gewänder gegen einen dunklen Gesichtsschleier zu tauschen. Alles Westliche - wie Kino oder Fußball - wurde verboten.

Jedoch war es Regierungstruppen zusammen mit Soldaten der Afrikanischen Union (Amisom) bereits 2011 gelungen, die Extremisten größtenteils aus der Hauptstadt Mogadischu zu vertreiben. Ein Jahr später verlor die Miliz zudem die Kontrolle über die strategisch wichtige Hafenstadt Kismayo. An den Kämpfen beteiligte sich auch das Nachbarland Kenia mit Tausenden Soldaten.

Jedoch ist die Al-Shabaab-Miliz, die auch den Kurznachrichtendienst Twitter für Mitteilungen und Bekennerschreiben nutzt, nach wie vor sehr mächtig. Erst vor zwei Wochen waren bei einem Doppelanschlag in Mogadischu 15 Menschen getötet worden. Nun hat die Miliz die Verantwortung für den Terrorangriff auf das Einkaufszentrum Westgate in Kenias Hauptstadt Nairobi übernommen.

(APA/dpa )

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Rache somalischen Extremisten
Außenpolitik

Kenia: Rache der somalischen Extremisten

Truppen aus Kenia und anderen afrikanischen Ländern haben die radikale Miliz al-Shabaab in Somalia zurückgedrängt. Dafür rächte sie sich nun mithilfe ausländischer Jihadisten.
Letztes Treffen Totenhaus
Außenpolitik

Terror in Nairobi: Letztes Treffen im Totenhaus

Der Kampf gegen die Islamisten, die ein Kaufhaus gestürmt und mindestens 67 Menschen erschossen hatten, wurde am Dienstag beendet. Im Leichenschauhaus stapeln sich Opfer.
Kenias Sicherheitskräfte sind seit vier Tagen im Westgate-Zentrum im Einsatz.
Außenpolitik

US-Bürger und Britin unter den Tätern in Nairobi

Kenias Präsident erklärte am Dienstag den Einsatz im Einkaufszentrum für beendet: "Wir haben die Angreifer gedemütigt und besiegt", verkündete er.
Terror in Kenia.
Außenpolitik

Kenia: Geköpfte Kinder und Stapel von Leichen im Supermarkt

Armee-Einheiten drangen am Montag mithilfe israelischer Experten in das Westgate-Einkaufszentrum in Nairobi vor, das somalische Jihadisten am Samstag besetzt hatten. Überlebende berichten von grausamen Szenen, die Terroristen töteten mehr als 60 Menschen.
Außenpolitik

Nairobi: Geiseldrama dauert an, drei Terroristen tot

Kenianische Sicherheitskräfte haben das von Islamisten besetzte Zentrum gestürmt. Die Terroristen dürften noch einige Geiseln in ihrer Gewalt haben.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.