Lenzing baut um, Finanzvorstand geht

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Finanzvorstand Thomas Winkler verlässt überraschend das Unternehmen. Produktionschef bleibt Friedrich Weninger.

Lenzing. Schon bei der Präsentation der Halbjahreszahlen signalisierte Lenzing-Chef Peter Untersperger, dass der weltgrößte Zellulosefaserproduzent wegen Überkapazitäten und des Preisverfalls den Fuß vom Gas nimmt. Jetzt gibt sich der Konzern eine neue Ausrichtung. Das dürfte Finanzvorstand Thomas Winkler offenbar so nicht goutieren, weshalb er am Freitag überraschend seinen Hut nahm. Sein Vertrag wäre bis März 2016 gelaufen.

Winkler werde im Einvernehmen mit dem Aufsichtsrat mit Jahresende seine Vorstandsfunktion „aufgrund unterschiedlicher Auffassungen über die zukünftige Ausrichtung und Organisation der Lenzing Gruppe“ zurücklegen, hieß es in der offiziellen Mitteilung. Die Aktie verlor 1,1 Prozent.

Aufsichtsratschef Michael Junghans sucht indes nicht nur einen neuen Finanzvorstand. Die Führungscrew wird um einen Vertriebsvorstand auf vier Personen erweitert. Produktionschef bleibt Friedrich Weninger.

Neues Werk für Spezialfasern

Der Vertriebsprofi soll vor allem die 220.000 Tonnen Spezialfasern (Marke Tencel), die unter anderem im neuen Werk am Standort Lenzing erzeugt werden, verkaufen. 150 Mio. Euro hat der Konzern in die neue Fabrik investiert, die nächstes Jahr in Betrieb gehen soll. Mit der Konzentration auf Spezialitäten versucht Lenzing, trotz des weltweiten Überhangs an Fasern zu reüssieren. Diese Strategie ist bisher gut aufgegangen.

Der Jurist Winkler, der dem Konzern noch ein Jahr beratend zur Verfügung stehen wird, startete seine Karriere bei der Girozentrale, wechselte dann zum Baukonzern Maculan und war ab 1996 für internationale Projekte bei Magna zuständig. 1998 kam der Sprung zur Deutschen Telekom, wo er bald zur rechten Hand von Konzernchef Ron Sommer aufstieg. Mit diesem ging Winkler 2007 nach Russland zum Mischkonzern Sistema in den Mobilfunkbereich (MTS). 2010 wechselte er zu Lenzing.

Winklers Name fiel im Vorjahr wiederholt im Zusammenhang mit Vorstandsrochaden bei der Telekom Austria. Die Telekom suchte und engagierte jedoch einen Techniker. Seit einem Jahr ist Winkler Aufsichtsrat der ÖIAG. (eid)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.10.2013)

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