Die ganze Mannschaft fleht um den Verbleib von Teamchef Marcel Koller. Bisher gab es noch keine offizielle Anfrage aus Nürnberg. Den Zeitrahmen ließ Windtner offen. Es soll sich an finanziellen Details spießen.
Wien. Am Ende ist es also wirklich noch knapp geworden, der Einzug ins Play-off wurde tatsächlich in Stockholm vergeben. Österreich hat die WM-Qualifikation wieder einmal als Gruppendritter beendet, mit 17 Zählern steht man da allerdings im Vergleich zur Konkurrenz am besten da. Auch die Tordifferenz (20:10) kann sich sehen lassen, schließlich haben auch die Deutschen insgesamt nur zehn Gegentore kassiert. Als Marcel Koller, Österreichs Teamchef, von der Niederlage der Schweden hörte, meinte er nur: „Das ist nochmals Scheiße.“
Wie es nun mit dem österreichischen Fußball weitergeht, das ist ungewiss. Das Bild, das nach dem Schlusspfiff in Torshavn entstanden ist, als sich die ganze Mannschaft von den Fans, aber auch vom Teamchef verabschiedete, könnte man fast schon als letzte Umarmungen interpretieren. Marcel Koller wollte auch nach dem 3:0 gegen Färöer nicht Farbe bekennen, seine Zukunft ist weiterhin offen. Das Interesse des 1. FC Nürnberg am Schweizer ist jedenfalls nach wie vor groß, konkrete Gespräche hat es aber zuletzt auch mit den Deutschen nicht gegeben. Denn während des ÖFB-Lehrgangs wollte sich Koller ausschließlich auf die sportlichen Belange konzentrieren.
Dreifacher Retter Alaba, Sargnagel Ibrahimovic
Es hat in Österreich selten einen Teamchef gegeben, der so unumstritten war wie Marcel Koller. Aber der 52-Jährige ist nicht nur als Fachmann anerkannt, es fliegen ihm auch die Herzen zu. Fans skandieren seinen Namen, eine eigene Facebook-Aktion wurde gestartet, um ihn zum Verbleib zu bewegen. Und noch selten zuvor ist eine Mannschaft so hinter ihrem Cheftrainer gestanden. Besser gesagt – noch selten wurde ein Teamchef so angefleht, doch zu bleiben.
Christian Fuchs, der Kapitän, sprach davon, dass der Verbleib von Koller sogar von elementarer Bedeutung sei. „Die ganze Mannschaft steht hinter ihm und will mit ihm weiterarbeiten. Wir haben mit ihm einen guten Weg eingeschlagen, die Entwicklung ist kontinuierlich nach oben gegangen. Es wäre fatal, das jetzt über den Haufen zu werfen.“ In den vergangenen zwei Jahren sei ein gutes Fundament gelegt worden, darauf gelte es nun aufzubauen.
„Hat Spaß gemacht“
Auch Martin Harnik hob die Verdienste Kollers hervor. Er appellierte sogar an den ÖFB, dem Teamchef bei den Verhandlungen entgegenzukommen. „Wir hoffen alle, dass es nicht an Vertragsdetails oder Gehaltsvorstellungen scheitert, denn es wird schwierig, so einen guten Trainer noch einmal zu finden. Wenn Koller geht, dann wäre das ein riesiger Rückschlag. Das wäre genau so, als ob wir David Alaba vor die Tür setzen würden. Das können wir uns nicht erlauben!“ Andreas Ivanschitz sieht das ähnlich. „Es ist eine Euphorie, ein harter Kern, ein Zusammenhalt entstanden, dadurch kann etwas bewegt werden.“
Die Mannschaft hofft, dass sie es dem Teamchef zumindest nicht leicht macht. „Es sind viele Spieler zu mir gekommen“, sagt Marcel Koller. „Ich werde das in meine Überlegungen miteinbeziehen.“ Aber: „Es gibt noch ein paar Punkte, bei denen wir uns nicht einig sind.“ Wobei der Trainer zugibt, dass die Qualifikation Spaß gemacht hat. „Die Entwicklung ist aber noch nicht abgeschlossen.“
ÖFB-Team feiert glanzlosen 3:0-Sieg
ÖFB-Präsident Leo Windtner will sich im Tauziehen um Koller nicht unter Druck setzen lassen. Eine offizielle Anfrage aus Nürnberg habe es auch noch nicht gegeben. Auf einen Zeitrahmen für die Zukunftsentscheidung wollte sich Windtner nicht festlegen. Auch nicht darauf, wann die nächsten konkreten Gespräche mit Koller stattfinden werden. „Wir sind in Gesprächen, haben eine gute Basis. Wenn es etwas zu vermelden gibt, werden wir das tun!“
Die Sympathiebekundungen von Spielern und Fans für den Teamchef hat Windtner zur Kenntnis genommen, „aber die Entscheidung liegt in den Gremien des ÖFB“. Und: „Romantik ist fehl am Platz.“ Sollte sich Koller verabschieden, hat man beim Verband vorgesorgt. Angesprochen auf einen möglichen Plan B versicherte Leo Windtner: „Wir sind nicht planlos.“