ÖIAG-Chef und Telekom-Präsident Rudolf Kemler kritisiert den Auktionserlös.
Wien. „Es ist die wahrscheinlich kapitalintensivste Schlacht, die sich die Mobilfunker seit der Marktliberalisierung 1998 liefern“, schrieb die „Presse“ Ende August, knapp vor Beginn der Auktion der Handyfrequenzen. Sechs Wochen später hat sich diese Prognose bestätigt. Telekom Austria, T-Mobile und Hutchison („3“) müssen für die Frequenzen, die ihre Geschäftsgrundlage bilden, viermal so viel wie das Mindestgebot legen. Was für die neue Regierung ein willkommenes Budgetzuckerl ist, sehen Telekom-Insider eher kritisch.
„Das ist ein Wahnsinn – in volks- und betriebswirtschaftlicher Hinsicht“, sagt ÖIAG-Chef und Telekom-Aufsichtsratspräsident Rudolf Kemler im Gespräch mit der „Presse“. Das sei ein Pyrrhussieg für die Regierung. Österreich habe europaweit die niedrigsten Handygebühren – ein Ergebnis des harten Wettbewerbs. Jetzt habe es vergleichsweise pro Kopf die teuersten Frequenzen. In Deutschland brachte die Auktion 4,4 Mrd., in den Niederlanden 3,5 Mrd., in Großbritannien 2,8 und in der Schweiz knapp eine Mrd. Euro.
Steigen Handytarife?
Das Ergebnis werde gleich in mehrfacher Hinsicht negative Folgen für Österreich haben, fürchtet Kemler, der sich nicht nur als Vertreter der Telekom, sondern der gesamten IKT-Branche sieht. „Die Unternehmen haben keine Chance, das jemals wieder zu verdienen.“
Ein Blick in die Bilanzen bestätigt dies. Die Telekom Austria, die mit der Mobilkom Netzbetreiber der ersten Stunde war, verdient zwar gutes Geld, aber die niedrigen Preise kratzen an den Ertragsmargen. T-Mobile kam im Vorjahr auf ein Ergebnis der gewöhnlichen
Geschäftstätigkeit (EGT) von 51,3 Mio. Euro. Und Hutchison kam erst durch die Übernahme von Orange in die schwarzen Zahlen, das EGT lag bei 21,1 Mio. Euro.
Für Kemler sind die Konsequenzen absehbar: „Die Preise, mit denen Österreich international gepunktet hat, werden, nein – sie müssen steigen. Und es wird auch zu einem Jobabbau kommen.“ Schon vor der Auktion kritisierten die Mobilfunker die hohen Erlöserwartungen und wiesen darauf hin, dass sie umso weniger Geld für den Netzausbau zur Verfügung hätten, je teurer die Frequenzen würden.
Für dieses Negativ-Szenario macht Kemler die Telekomregulierungsbehörde verantwortlich. „Da muss es einen Designfehler in der Auktion gegeben haben.“