Gibt es bald "normalere"Zinsen?

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Ende 2014 könnten zehnjährige US-Staatsanleihen wieder vier Prozent einbringen, sagt ein Experte. Kurzfristig werde sich aber wenig ändern.

Wien. Wie überraschend die jüngste Leitzinssenkung der EZB wirklich war, darüber lässt sich streiten. Die Mehrheit der Marktakteure erwartete wohl tatsächlich keine Veränderung, trotzdem gab es schon im Vorfeld Spekulationen über eine Zinssenkung.

Auf der anderen Seite war in letzter Zeit immer wieder auch vom Gegenteil die Rede, von einer angeblich bevorstehenden Zinswende. Dass die so bald kommt, erscheint nun noch unwahrscheinlicher als zuvor (siehe auch Artikel auf Seite 9). „Für eine langfristige Zinswende fehlen einfach die guten Nachrichten“, sagt Marcel Schnyder, Chief Investment Officer bei LGT Capital Management. „Der Wirtschaft geht es eben offenbar doch nicht so gut.“ Auf dem Anleihenmarkt könnte es trotzdem in absehbarer Zeit zu einer gewissen Normalisierung – sprich Erhöhung– der Zinsen kommen, meint er. „Der erste Schritt dafür passiert vielleicht in den USA.“

Zinsanstieg Ende 2014?

Bei zehnjährigen US-Staatsanleihen gebe es zwar seit Jahrzehnten einen Abwärtstrend bei den Renditen, aber mit beachtlichen Schwankungen auf kürzere Sicht. Zuletzt stieg deren Verzinsung – wenn auch nur vorübergehend – auf immerhin drei Prozent. „Und selbst ein Anstieg auf vier Prozent im kommenden Jahr würde den langfristigen Abwärtstrend bei den Renditen noch nicht verletzen“, so Schnyder. Vier Prozent seien Ende 2014 durchaus möglich, wenn sich die Wirtschaft stabilisiert. Kurzfristig werde sich aber voraussichtlich wenig ändern.

Alles in allem seien Bonds weiterhin nicht sehr attraktiv, konstatiert Schnyder, und die Staatsschuldenkrise sei insgesamt sogar noch schlimmer geworden. Anleger warnt er vor Fehleinschätzungen: „In den letzten 20, 30 Jahren konnte man mit Anleihen praktisch nur gewinnen. Viele fühlen sich deshalb immer noch sehr sicher damit. Das ist gefährlich.“

Bei der LGT-Bank setzt man eher auf Aktien, diese hat man um fünf bis sieben Prozent übergewichtet. Das durchaus im Bewusstsein, dass es der Wirtschaft nicht rosig geht. Aber: „Die geldpolitischen Maßnahmen sind positiv für die Aktienmärkte.“ (cka)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.11.2013)

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