Österreichs Notenbankchef soll mit fünf anderen im EZB-Rat gegen die Zinssenkung gestimmt haben.
Wien. Es war nicht nur eine überraschende Entscheidung, sie war auch sehr umstritten: Vergangenen Donnerstag senkte die Europäische Zentralbank den Leitzins um 25 Punkte auf den historisch niedrigen Wert von 0,25 Prozent. „Die Sparguthaben werden laufend entwertet. Wer im wahrsten Sinne des Wortes draufzahlt, sind die Sparer“, kritisierte etwa Michael Ikrath, Generalsekretär des heimischen Sparkassenverbands. Und der Chef des Münchner Instituts für Wirtschaftsforschung (IFO), Hans-Werner Sinn, meinte über EZB-Chef Mario Draghi: „Draghi missbraucht das Eurosystem, indem er den Südländern Billigkredite gibt, die sie auf dem Kapitalmarkt so nicht bekommen würden.“
Doch auch innerhalb des EZB-Rats soll das Thema für heftige Differenzen gesorgt haben. Laut einem Bericht der „Financial Times“ sollen sechs Ratsmitglieder auch gegen die Zinssenkung gestimmt haben. Darunter auch der heimische Notenbankchef Ewald Nowotny. Bei der OeNB wollte man den Bericht nicht kommentieren.
Abstimmungsergebnisse würden „nicht bekannt gegeben“.
Dennoch ist die EZB nun sehr bemüht, ihre Entscheidung zu verteidigen. So erklärte Direktoriumsmitglied Benoit Coeuré in einem Gastbeitrag im deutschen „Handelsblatt“, warum die Senkung auch im Interesse der Sparer sei, folgendermaßen: „Höhere Leitzinsen hätten die Rezession verschärft, das Einsetzen einer Erholung verzögert und zu deflationären Risiken beigetragen.“ Dies hätte die konjunkturelle Erholung abgewürgt und wäre schlussendlich auch für die Sparer schlechter als die Zinssenkung. (APA/jaz)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.11.2013)