Er sei im EZB-Rat nicht gegen eine Leitzins-Senkung gewesen, stellte Nowotny klar. Differenzen habe es nur über den Zeitpunkt gegeben.
"Es gibt keine Nord-Süd-Teilung im EZB-Rat", betonte Nationalbank-Gouverneur Ewald Nowotny am Dienstag und reagierte damit auf Medienberichte, wonach er einer der "Rebellen" gewesen sei, die gegen die jüngste Leitzins-Senkung der EZB gestimmt hätten. "Das ist irreführend", sagte Nowotny. Differenzen habe es nicht über die Zinssenkung an sich gegeben, sondern lediglich über das Timing, sagte der Notenbanker in einer Veranstaltung von Pioneer Investments in Wien.
"Das Drama, das da gezeichnet wurde, ist nicht realistisch", sagte Nowotny. Natürlich hätten die Experten auch unterschiedliche Ansichten, diese seien jedoch nicht substanziell, sondern es sei lediglich darum gegangen, ob der Zinsschritt schon jetzt oder zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen sollte. Jedes Mitglied im EZB-Rat treffe seine Entscheidungen aber immer im Interesse der Eurozone insgesamt.
"Österreicher fürchten sich gerne"
"Die Österreicher und die Deutschen sind Leute, die sich gerne vor etwas fürchten", sagte Nowotny. "Aber man muss sich vor der richtigen Sache fürchten, und das ist nicht das Inflationsrisiko, sonder die Stagnation ist die echte Gefahr."
Die Zinssenkung selbst sei nicht wirklich überraschend gewesen, so Nowotny, denn die EZB habe das ganz klare Mandat, für Preisstabilität zu sorgen. Diese werde von der EZB so definiert, dass die Inflation nicht über zwei Prozent liegen dürfe, aber nahe bei zwei Prozent. Sie müsse daher nicht nur gegen Inflation, sondern auch gegen eine Deflation kämpfen, und die sei das eigentliche Problem. Immerhin sei die Inflation in der Eurozone im Oktober mit 0,7 Prozent sehr niedrig gewesen.
Weitere Zinssenkung nicht ausgeschlossen
Auch das deutsche EZB-Direktoriumsmitglied Jörg Asmussen hat die jüngste Zinssenkung im Euroraum verteidigt und eine weitere Lockerung der Geldpolitik nicht ausgeschlossen. "Je nachdem, wie sich die Inflation entwickelt, sind wir beim Zinssatz noch nicht am Ende unserer Möglichkeiten", sagte Asmussen der "Neuen Osnabrücker Zeitung".
(APA)