Treffer

Gesetze sind zum Biegen da

Erst siedelte der Mann seine Figuren in einer Gegend an, die es offiziell nicht gab, dann fürchtete er, dass sie ihm keine Zeit mehr für seine Recherchen zu „ernsthafteren“ Themen ließen – weshalb er einen drastischen Schritt plante. Das Ergebnis war ein lauter Aufschrei seiner Anhängerschar, die sich in einer seltsamen Modeerscheinung und in der x-fachen Kündigung von literarischen Abonnements äußerte. Der Mann musste daraufhin seine Entscheidung revidieren und weitermachen.

Für eine Figur hatte der Mann Anleihe bei seinem Vorgesetzten genommen, der zu Lebzeiten ziemlich bekannt und an der Untersuchung einer aufsehenerregenden Mordserie beteiligt war. Er war ein scharfsinniger Mensch, der sich nie mit einfachen Antworten zufriedengab und stets die Bedeutsamkeit der genauen Beobachtung und Beweisführung betonte; er legte den Grundstein für ein bis heute gebräuchliches Verfahren. Geprägt von dem Vorgesetzten, sah der Schriftsteller ebenso nicht ein, wieso man an Sachverhalte nicht mit dem Verstand herangehen sollte. In der neuen Zeit war man schließlich abgekommen von zu viel Glauben und setzte eher auf konkrete Methoden.

Der Erschaffer der Figuren beschrieb nicht nur tätliche Konflikte, er interessierte sich auch für die Gründe, die zu ihnen führten. Er ergriff manchmal Partei für benachteiligte Menschen und ließ, was sonst Unrecht wäre, als Recht erscheinen; um Gesetze scherte er sich hie und da recht wenig. Solange der Ge- bzw. Missbrauch gewisser bewusstseinsverändernder Substanzen noch erlaubt war, beschrieb er zudem gern deren Wirkung, war er berufsbedingt ja gut informiert. Ein einschlägig bekannter Autorenkollege diente ihm als Vorbild; andere Werke des Genres hingegen verachtete er, ihre Analysen schienen ihm zu oberflächlich.

Die Adresse der Gegend, in der seine berühmtesten Figuren logierten, gibt es übrigens bis heute nicht – wenngleich dort seit dem Jahr 1990 ein Museum beheimatet ist. So wird halt auch dort ein bissl geschummelt . . .

Wer traf wen? Die Entscheidung, die Anleihen, die Mordserie? Das Vorbild, das Museum?

Trefferlösungen vom 2. September

Wer traf wen?

Papst Formosus (ca. 816–896; Papst: 891–896) wurde von Stephan VI. (gest. 897) angeklagt.

Das Ereignis?

Die Leichensynode im Jänner 897, für die Formosus neun Monate nach seinem Tod exhumiert wurde.

Die Begrüßungen?

„Weidmanns Heil“ und „Petri Heil“ – aber weil es keine zwei Päpste gibt, gibt es auch keinen Gruß.

Die weitere Amtshandlung?

Formosus‘ Leiche wurde insgesamt zweimal in den Tiber geworfen, zweimal geborgen und dreimal bestattet.

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