Wegen des großen Erfolgs geschlossen

Unsere heile Welt ist auf Staatsschulden aufgebaut. Deshalb hat industrielle Produktion in ihr immer weniger Platz.

Europa ist also am Ende. Finanziell sowieso und als Wirtschaftsstandort auch. So hört man es immer öfter aus den Mündern der Industriemanager. Klingt doch ziemlich alarmistisch. Ziemlich übertrieben, oder? Es geht uns ja noch immer gut. Irgendwann einmal muss dieses Europa doch auch einiges richtig gemacht haben. Der Weg seit der industriellen Revolution ist alles in allem - wirtschaftlich - eine Erfolgsgeschichte. Wohlstand führte zu demokratischen Gesellschaften, fegte autoritäre Regime weg und sorgte dafür, dass immer mehr Menschen aktiv an der Gestaltung ihres Lebensraums teilnehmen. Sie fordern eine intakte Umwelt, soziale Gerechtigkeit und individuelle Freiheit. Wollen wir das infrage stellen? Natürlich nicht. Nicht bei uns.

In Griechenland mittlerweile schon. Dort ist das politische Wunschkonzert mit einem Paukenschlag zu Ende gegangen. Bei uns steht sie noch, die auf Staatsschulden gebaute heile Welt. In ihr hat industrielle Produktion keinen Platz mehr.
Irgendwann einmal herrschte zwar die Meinung, dass man Güter erzeugen muss, um Wohlstand zu erzielen. Wohlstand durch Produktivität, die sich nicht auf das Gelddrucken beschränkt. Sich gegenseitig das Horoskop zu schreiben wird nicht genügen.
Die Politik muss sich entscheiden: Entweder sie bietet der Industrieproduktion verlässliche, langfristige Rahmenbedingungen. Oder sie beendet das Kapitel Industriestandort Europa mit der Anmerkung: „Wegen des großen historischen Erfolgs geschlossen."

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("Die Presse", Print-Ausgabe vom 30.11.2013)

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