Die Behörden hätten den Rechts-Terroristen, die zehn Menschen auf dem Gewissen haben, schon 2007 auf die Spur kommen können. Wenn ein Polizist einmal etwas genauer hingeschaut hätte.
Ein Polizist befragt im Jänner 2007 eine Frau. Es geht um eine Bagatelle, doch die Frau ist irgendwie verdächtig, denn sie verwendet offenbar zwei Namen. Doch der Polizist forscht nicht weiter nach. Das war ein riesengroßer Fehler, denn wie sich nun herausstellte, war die Frau niemand anderer als die mutmaßliche Rechts-Terroristin Beate Zschäpe. Sie ist der Mittäterschaft bei den zehn Morden angeklagt, die der "Nationalsozialistische Untergrund" NSU zwischen 2000 - 2007 an türkisch- griechisch-stämmigen Einwanderern und einer deutschen Polizistin verübte
Das peinliche Versäumnis kam am Montag beim Münchner NSU-Prozess ans Tageslicht. Befragt wurde jener Beamte der Kripo Zwickau (Sachsen), dem der Lapsus unterlaufen war. Der Polizist gab an, nach einem Wasserschaden in einer Zwickauer Wohnung eine Nachbarin befragt zu haben. Dabei handelte es sich laut Anklage um die Hauptangeklagte Beate Zschäpe.
"Eine etwas komische Sache"
Die Frau sei ihm als Lisa Dienelt benannt worden, habe sich aber dann in ihrer Befragung als Susann E. vorgestellt, sagte der Beamte. Beides waren Tarnnamen Zschäpes. Doch obwohl es anfangs wegen der verschiedenen Namen eine „etwas komische Sache" gewesen sei, wurde der Polizist nicht misstrauisch. Er habe in der Woche sehr wenig Zeit gehabt, sagte er. Zudem sei die Frau für seine Ermittlungen aufgrund ihrer Aussage als Zeugin ausgefallen.
Die NSU-Zelle bestand aus drei Mitgliedern. Zschäpe soll für logistische Hilfe verantwortlich gewesen sein, die Morde sollen ihre Komplizen Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos verübt haben, die sich nach einem missglückten Banküberfall im November 2011 das Leben nahmen, was letztlich zum Auffliegen der Gruppe führte.
(APA/DPA)