Sophisticated zu Cousin und Cousine

Der Katamaran, eine Catana 47, heißt Mango.
Der Katamaran, eine Catana 47, heißt Mango. Dietlind Castor
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Die langsame Annäherung an ein Reiseziel ist auch die kultivierteste, speziell, wenn es sich um Inseln handelt: Wir steuern die Seychellen mit einem Katamaran an.

Türkisblaues Meer, Korallenbänke, puderweiße, fast menschenleere Strände mit Schatten spendenden Palmen, pittoreske Granitfelsen und viel Sonne, das genießen alle Urlauber im Inselparadies der Seychellen. Segler dürfen noch etwas anderes genießen: Wellen und den Wind. Von Dezember bis März weht er aus nordwestlicher Richtung, von Mai bis September aus Südosten. Die gelegentlich heftigen Tropenschauer sind kurz und bei Durchschnittstemperaturen um 29 Grad nicht weiter tragisch; es sei denn, sie verderben einem das bereits aufgebaute Barbecue am Strand.

Das idealste Segelrevier bilden die Inner Islands – 41 Granitinseln, die sich nicht allzu weit um die Hauptinseln Mahé, Praslin und La Digue scharen. Dazu gehören auch zwei tief liegende Korallenatolle Denis und Bird Island. Die restlichen 72 Koralleninseln sind als die Outer Islands bekannt und verlangen mehr Segelerfahrung.

Victoria auf der Insel Mahé ist eine der kleinsten Hauptstädte der Welt und auch die einzige Stadt der Seychellen. Lebhaft geht es auf dem samstäglichen Markt zu. In der 1840 erbauten Markthalle, die nach dem Gouverneur Sir Selvyn Clarke benannt wurde, verkaufen Bauern ihre Ernte und Fischer ihren Fang. In der Marina liegen 50 bis 60 Charterjachten vor Anker, größtenteils Katamarane, von einfach bis luxuriös. Auf das siebenköpfige Segelteam wartet eine Catana 47 mit Namen Mango. Das schneeweiße Traumschiff ist 15,70 Meter lang und 7,70 Meter breit. Schiffsführer Maurice und der dunkelhäutige Koch Octavian haben das Kommando. Die 36 Kilometer nach Praslin legt das Boot mit recht kräftigem achterlichen Wind unter Segel zurück. Dabei brettert der Cat hart über hohe Wellen.

Tanja wird ganz blass um die Nase und offensichtlich seekrank. Es hilft ihr, am Steuer zu sitzen und geradeaus zu schauen. Maurice macht sie beim Vorbeifahren auf die kleinen Inseln Cousin und Cousine aufmerksam, die unter Naturschutz stehen, sodass über 300.000 Vögel, viele endemische Pflanzen und einige, seit 100 Jahren heimische Riesenschildkröten dort ungestört leben. Beim Ankern in der ruhigen und wunderschönen Bucht Anse Laszio an der Nordwestküste von Praslin ist Tanja schnell wieder auf dem Damm. Der Strand mit seinen hohen Palmen und den wuchtigen Granitblöcken ist ideal zum Sonnen, Schwimmen und Schnorcheln. Hier gibt es keine Hotelbauten, obwohl Praslin mit seinen 7900 Einwohnern die größte Bevölkerungsdichte des Archipels hat.

Zwerge im Riesenwald

Die Baie Sainte Anne im Südosten wird durch ein Inselchen und Korallenbänke geschützt, sodass ein kleiner Hafen mit Pier entstanden ist. Das Meer ist ruhig, aber nicht zum Baden geeignet, zu viel Schiffsverkehr. So nutzen die Segler die Zeit und fahren mit einem Bus voll Einheimischer in das berühmte Vallée de Mai, die Heimat der Seychellenpalme (Lodoicea maldivica). Der Nationalpark steht als Welterbe unter dem Schutz der Unesco. Auf gepflegten Pfaden spazieren wir durch unberührten Urwald, Menschen wirken unter den riesigen Palmen, durch deren Blätter kaum ein Sonnenstrahl dringt, wie Zwerge. 5000 Exemplare der legendären Seychellenpalme soll es noch geben. Die Frucht, Coco de Mer genannt, wird bis 60 cm lang und kann bis zu 23 Kilogramm wiegen. Ihre Form erinnert an einen weiblichen Po, Parkranger machen sich einen Spaß daraus, mit ihr vor der Kamera zu posieren.

Die Seychellenpalme gibt es sonst nur noch auf der Insel Curieuse, einer drei Quadratkilometer großen Insel vor der Nordostküste von Praslin. Das Eiland steht ebenfalls unter Naturschutz und ist abgesehen von einem Ranger-Team, unbewohnt. Der Schatz der Insel sind die Schildkröten. Die großen sind mehr als 30 Jahre alt und lieben es, am Hals gekrault zu werden. Die Jüngsten sind die winzigen, zwei Monate alten aus dem „Kindergarten“; die handgroßen sind sechs Monate alt. Eine ungeplante Einlage liefern zwei Riesenschildkröten, wobei ein Männchen unter großem Stöhnen seine Auserkorene durch den Schlamm schiebt. Ein mit Brettern und Stegen gesicherter Weg durch den sumpfigen Mangrovenwald führt quer über die Insel zu einer weiteren schönen Bucht, der Anse José, wo noch die Ruinen einer früheren Leprastation zu sehen sind, und das Doctor's House. Bis 1870 wohnte in dem im französischen Kolonialstil erbauten Haus ein Arzt, der die Kranken betreute. Heute ist es ein Museum. Auf dem Weg zur schönsten Insel La Digue versucht sich Maurice im Angeln. Aber kein Fisch beißt an, sodass Koch Octavian wieder käuflich erworbenen Fisch verarbeitet.

Der Hafen von La Digue ist durch Steinwälle geschützt. An der halbrunden Kaimauer dürfen in erster Linie Einheimische festmachen. Maurice setzt seine Passagiere mit dem Dingi ans Ufer. Das kleine Inselparadies hat einen Durchmesser von drei Kilometern. Ochsenkarren und Fahrräder sind hier die wichtigsten Verkehrsmittel. Man kann Fahrräder mieten und gen Norden radeln, vorbei an einsamen Stränden, kleinen Hotels oder Guest-Häusern, eingebettet in tropische Blütenpracht. Am südlichen Ende der Küstenstraße liegt L'Union Estate.

Das Gelände wurde wegen seiner natürlichen Schönheit und einem Gebäude aus kolonialer Zeit zum Nationalerbe erklärt. Das mittendrin liegende, aus Edelholz gefertigte Plantation House wurde einst von den ersten Siedlern errichtet und war in den 1960er-Jahren Drehort für „Goodby, Emmanuelle“. Die ersten Kolonisten und Freibeuter sind auf dem verfallenen Friedhof am Rande des Geländes beerdigt.

Hier befindet sich einer der schönsten Seychellen-Strände überhaupt, der Strand der Source d'Argent. TV-Konsumenten kennen ihn aus der Werbung für eine Rummarke. Granitfelsen wie Skulpturen grenzen kleine Sandbuchten ab. Wer weit genug wandert, findet seinen eigenen traumhaft schönen Strand. Ein aus Palmblättern von einem Einheimischen kunstvoll geflochtener Hut, geschmückt mit einer Hibiskusblüte, schützt vor der Sonne – der Verkäufer und Hutmacher flicht vor unseren Augen für eine Hochzeit einen Bogen aus Palmblättern samt Blüten.

Durch das bergige Inselinnere geht es zur anderen Seite, zur Grande Anse. Schon von Weitem sind die gewaltigen Brecher zu hören, die auf Fels und Strand schlagen – hier gibt es keine schützenden Korallenbänke. Der Strand ist fast menschenleer, nur wenige genießen das Schauspiel der riesigen Wellen.

Die sechs Tage auf dem Katamaran vergehen wie im Flug: schwimmen im glasklaren Wasser, schnorcheln und dabei die fantastisch farbige Unterwasserwelt beobachten, angeln, lesen, einfach nur vor sich hin träumen und genießen. Sechs erlebnisreiche Tage in paradiesischer Umgebung auf einem Törn, der sich für Freizeitcrews genauso eignet wie für Profiskipper.

UNTER SEGELN

Information:

Master Yachting

Jachthafen D-97248 Eibelstadt

Tel. +49/9303/90 88 0

fax +49(0)9303 9088 11

charter@master-yachting.de www.master-yachting.de

Kabinencharter – Catana 47 Mahé, Seychellen

Baujahr 2005, Länge: 15,70 m, Breite: 7,70 m, Tiefgang: 1,25 –2,50 m

Ausstattung: vier Kabinen,

zugelassene Personenzahl: acht Radsteuerung, Rollgenua, Großsegel, elektr. Ankerwinsch, UKW DSC, Speedometer, Echosounder, Windinstrumente, GPS GP 32, Farbkartenplotter, Autopilot ST7001 Tochteranzeigen steuerbord, Radio, CD-Player, Cockpitlautsprecher, Bimini, Deckdusche, Warmwasser, Solarzellen, Generator, 12-V- und 220-V-Anschlüsse, Klimaanlage, Kühlschrank, Schnorchelausrüstung, Dingi mit 15 PS Außenborder, Bettwäsche, Handtücher, Strandtücher

Charterpreis: 4850 €, Kaution: 8000 €

Steckbrief Seychellen

Landfläche: 455 km2, 115 Inseln und Atolle. Amtssprache: Kreolisch, Englisch und Französisch

Religion: 90% römisch-katholisch, 8% anglikanisch, 2% sonstige Religion (Islam, Hinduismus)

Währung: Seychellen-Rupies

Zeitverschiebung: zwei Stunden

Gesundheitsvorsorge: keine

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.01.2014)

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