Schockvideo

Till Lindemann ließ sich den Mund zunähen

Viel Blut: Szene aus dem You-Tube-Video von „Zunge“.
Viel Blut: Szene aus dem You-Tube-Video von „Zunge“.Screenshot You-Tube
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Das Video zu „Zunge“, dem neuen Lied des Rammstein-Sängers, ist voller Körperhorror.

„Da ist ein Loch in dem Gesicht. Das ist der Mund, mit dem man spricht.“ Mit diesen Zeilen, gesungen im gewohnten grotesk martialischen Duktus, beginnt „Zunge“, das neue Lied des Rammstein-Sängers Till Lindemann. Das Video dazu beginnt mit einer Sequenz, die offensichtlich aus dem Körperinneren stammt, wohl von einer Gastroskopie: Kamerafahrt die Speiseröhre aufwärts, Rachen, Gaumen, Mund. Siehe: Es ist der von Bartstoppeln gesäumte Mund Lindemanns. Diesem geschieht gleich Erschreckendes. Er wird von einem Mann im weißen Mantel zugenäht, mit Nadelstichen durch Haut und Fleisch. Dazu sieht man Lindemanns blutverschmiertes, schmerzverzerrtes Gesicht. Im Weiteren wird man ihn dennoch singen sehen, die Nähte waren offenbar nicht dauerhaft.

Im russischen Staatszirkus gefilmt

Waren sie echt? Kommentatoren deutscher Medien nehmen das an: „Da ein echter Chirurg samt Assistentin am Video mitgewirkt hat., dürfen wir wohl davon ausgehen, dass Lindemann die Tortur tatsächlich über sich ergehen ließ“, schreibt die „FAZ“: „Es wäre nicht das erste Mal, dass er Kunst und Wirklichkeit verwechselt.“ So sollen auch die Szenen mit zwei Tigern – die ihm nahe kommen, sogar übers Gesicht lecken – ohne Doubles und Tricks entstanden sein, übrigens im Großen Moskauer Staatszirkus.

Allerdings laut Beschreibung auf You Tube – wo man das Video nur nach erfolgter Altersüberprüfung sehen kann – bereits 2021. Also vor Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine. Und lange vor den Vorwürfen gegen Lindemann, nach denen die Staatsanwaltschaft Berlin wegen des Verdachts ermittelt hat, er hätte „sexuelle Handlungen an Frauen gegen deren Willen vorgenommen“. Diese Ermittlungen wurden am 29. August wegen mangelnder Indizien eingestellt.

So ist auch das Lied „Zunge“ nicht als Reaktion auf diese Vorwürfe zu interpretieren, etwa als Illustration des Gegenvorwurfs, man wolle Lindemann „mundtot“ machen. Es ist nur ein weiteres Dokument der Obsession dieses Mannes, Grenzen des Anstands auszureizen. Und sich darob verfolgt zu fühlen, als Mann, der sagt, was sich andere nicht zu sagen trauen: „Das feine Wort war stets mein Feind“, singt er in „Zunge“ und verspricht in seltsamer Paradoxie: „Meine Zunge hat keinen Knochen, und so sag’ ich, was ich will.“ Im Video kommt er dafür allerdings in einen winzigen Käfig, die erwünschte Assoziation scheint klar: Dieser Mann ist wie ein gefährliches wildes Tier, steht außerhalb der Zivilisation.

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