Schützengräben
Die Todeslabyrinthe des Ersten Weltkriegs
Schützengräben prägten den Charakter des Ersten Weltkrieges. Die ersten entstanden spontan.
![Er gilt als eines der wichtigsten Symbole des Ersten Weltkriegs: der Schützengraben. Vor allem an der Westfront prägten der Schützengraben und die sich daraus ergebende Kampfweise den Charakter des Krieges vom Herbst 1914 bis zu seinem Ende. Mitte November 1914, nach den Schlachten in Flandern, war klar, dass der deutsche Vormarsch gegen Frankreich am erbitterten Widerstand der französisch-englischen alliierten Truppen gescheitert war. Die Soldaten begannen nun, sich in den Boden einzugraben, der Stellungskrieg begann.Text: Günther Haller](https://img.diepresse.com/public/incoming/588mje-Bild-1_1390820910621127.jpg/alternates/FREE_1200/Bild-1_1390820910621127.jpg)
Er gilt als eines der wichtigsten Symbole des Ersten Weltkriegs: der Schützengraben. Vor allem an der Westfront prägten der Schützengraben und die sich daraus ergebende Kampfweise den Charakter des Krieges vom Herbst 1914 bis zu seinem Ende. Mitte November 1914, nach den Schlachten in Flandern, war klar, dass der deutsche Vormarsch gegen Frankreich am erbitterten Widerstand der französisch-englischen alliierten Truppen gescheitert war. Die Soldaten begannen nun, sich in den Boden einzugraben, der Stellungskrieg begann.Text: Günther Haller
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![Die Anfangsschlachten an der Westfront waren verlustreicher als alle späteren Schlachten des Krieges. Die ersten Schützengräben entstanden spontan, nicht auf Befehl von oben. Diese Art von permanentem Stellungskrieg war in den Planungen der Generäle nicht vorgesehen, war der vorherrschenden Militärdoktin des Offensivkampfes diametral entgegengesetzt. . Die von langen Märschen und Kämpfen erschöpften Soldaten begannen im Herbst 1914, sich in die Erde einzugraben, um nicht dem feindlichen Beschuss wehrlos ausgeliefert zu sein.](https://img.diepresse.com/public/incoming/xt85d3-Foto-2_1390820917858238.jpg/alternates/FREE_1200/Foto-2_1390820917858238.jpg)
Die Anfangsschlachten an der Westfront waren verlustreicher als alle späteren Schlachten des Krieges. Die ersten Schützengräben entstanden spontan, nicht auf Befehl von oben. Diese Art von permanentem Stellungskrieg war in den Planungen der Generäle nicht vorgesehen, war der vorherrschenden Militärdoktin des Offensivkampfes diametral entgegengesetzt. . Die von langen Märschen und Kämpfen erschöpften Soldaten begannen im Herbst 1914, sich in die Erde einzugraben, um nicht dem feindlichen Beschuss wehrlos ausgeliefert zu sein.
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![Die Soldaten waren mehr oder weniger ständig mit dem Ausheben von Erdmaterial und dem Ausbau ihrer Gräben beschäftigt. Statistiken besagen, dass die Arbeit an den Erdbefestigungen die meiste Zeit der an der Westfront eingesetzten Soldaten eingenommen hat. „Der Graben stellt täglich seine tausend Anforderungen an uns. Wir wühlen tiefe Stollen, bauen Unterstände und Betonklötze…verschalen, stützen, nivellieren, erhöhen und schrägen ab.“ (Der deutsche Autor Ernst Jünger).](https://img.diepresse.com/public/incoming/88951r-Bild-3_1390820912621228.jpg/alternates/FREE_1200/Bild-3_1390820912621228.jpg)
Die Soldaten waren mehr oder weniger ständig mit dem Ausheben von Erdmaterial und dem Ausbau ihrer Gräben beschäftigt. Statistiken besagen, dass die Arbeit an den Erdbefestigungen die meiste Zeit der an der Westfront eingesetzten Soldaten eingenommen hat. „Der Graben stellt täglich seine tausend Anforderungen an uns. Wir wühlen tiefe Stollen, bauen Unterstände und Betonklötze…verschalen, stützen, nivellieren, erhöhen und schrägen ab.“ (Der deutsche Autor Ernst Jünger).
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![Die Soldaten mussten bei der Anlage der Gräben zusammenhelfen, wenn sie überleben wollten. Akademiker neben Arbeitern. Das hatte enorme gemeinschaftsstiftende Wirkung, Intellektuelle lernten plötzlich die Geschicklichkeit eines Arbeiters zu bewundern. „Was der eine nicht kann, das kann der andere. Neulich erst nahm mir ein Bergmann die Schippe aus der Hand, als ich im Stollen unserer Gruppe schanzte, und sagte dabei: ‚Immer unten reinhaun, Herr Fähnrich, oben fällt der Dreck von selbst!‘ Merkwürdig, dass man eine so einfache Sache noch nicht wusste bislang. … Man erkennt den Wert der Handarbeit.“ (Ernst Jünger).](https://img.diepresse.com/public/incoming/abhl3o-Bild-4_1390820913040891.jpg/alternates/FREE_1200/Bild-4_1390820913040891.jpg)
Die Soldaten mussten bei der Anlage der Gräben zusammenhelfen, wenn sie überleben wollten. Akademiker neben Arbeitern. Das hatte enorme gemeinschaftsstiftende Wirkung, Intellektuelle lernten plötzlich die Geschicklichkeit eines Arbeiters zu bewundern. „Was der eine nicht kann, das kann der andere. Neulich erst nahm mir ein Bergmann die Schippe aus der Hand, als ich im Stollen unserer Gruppe schanzte, und sagte dabei: ‚Immer unten reinhaun, Herr Fähnrich, oben fällt der Dreck von selbst!‘ Merkwürdig, dass man eine so einfache Sache noch nicht wusste bislang. … Man erkennt den Wert der Handarbeit.“ (Ernst Jünger).
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![Der Ausbau der Schützengräben begann als eine mehr oder weniger zusammenhängende Linie von Gräben, in der Regel nur 100 bis 200 Meter vom gegnerischen Schützengraben entfernt. Sie wurden oft in einer Zickzacklinie angelegt, damit durchgebrochene Truppen keine größeren Grabenstücke mit Maschinengewehren bestreichen konnten. Die Front erstarrte so auf einer durchgehenden Linie von 720 Kilometern, die von Nieuwpoort an der Küste des Ärmelkanals bis Altkirch an der Schweizer Grenze reichte. Der Traum vom schnellen Sieg war für beide, Deutsche wie Franzosen, ausgeträumt.](https://img.diepresse.com/public/incoming/fkbf6y-Bild-5_1390820913980362.jpg/alternates/FREE_1200/Bild-5_1390820913980362.jpg)
Der Ausbau der Schützengräben begann als eine mehr oder weniger zusammenhängende Linie von Gräben, in der Regel nur 100 bis 200 Meter vom gegnerischen Schützengraben entfernt. Sie wurden oft in einer Zickzacklinie angelegt, damit durchgebrochene Truppen keine größeren Grabenstücke mit Maschinengewehren bestreichen konnten. Die Front erstarrte so auf einer durchgehenden Linie von 720 Kilometern, die von Nieuwpoort an der Küste des Ärmelkanals bis Altkirch an der Schweizer Grenze reichte. Der Traum vom schnellen Sieg war für beide, Deutsche wie Franzosen, ausgeträumt.
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![Die Feuerkraft, Reichweite und Zielgenauigkeit der Waffen hatte sich in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg stark erhöht. Die modernen Gewehre der Infanteristen von 1914 besaßen eine Reichweite von über 1000 Metern und konnten zehnmal in der Minute feuern. Das erschwerte den Angriff und bot dem Verteidiger, der sich im Schützengraben verschanzte, einen deutlichen Vorteil. Darauf waren die Generalstäbe aller beteiligten Armeen gar nicht eingestellt: Dass plötzlich die Defensive mehr Vorteile bot als die Offensive. Das Niemandsland zwischen den Gräben konnte nur unter gewaltigen Verlusten überquert werden, die feindlichen Linien waren kaum zu erreichen.](https://img.diepresse.com/public/incoming/docqax-Bild-6_1390820914499776.jpg/alternates/FREE_1200/Bild-6_1390820914499776.jpg)
Die Feuerkraft, Reichweite und Zielgenauigkeit der Waffen hatte sich in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg stark erhöht. Die modernen Gewehre der Infanteristen von 1914 besaßen eine Reichweite von über 1000 Metern und konnten zehnmal in der Minute feuern. Das erschwerte den Angriff und bot dem Verteidiger, der sich im Schützengraben verschanzte, einen deutlichen Vorteil. Darauf waren die Generalstäbe aller beteiligten Armeen gar nicht eingestellt: Dass plötzlich die Defensive mehr Vorteile bot als die Offensive. Das Niemandsland zwischen den Gräben konnte nur unter gewaltigen Verlusten überquert werden, die feindlichen Linien waren kaum zu erreichen.
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![Im Ersten Weltkrieg wurde das Maschinengewehr von allen Seiten zum ersten Mal systematisch und auf breiter Front eingesetzt. Seine Wirkung war überwältigend. Die Frequenz von mehreren hundert Schuss pro Minute hatte verheerende Folgen. Nun wurde mit industrieller Effizienz getötet. Das Vernichtungspotential steigerte sich um das Vielfache. Das Maschinengewehr kam nur der Verteidigung zugute. Für den Angriff war es wegen seines Gewichts kaum zu gebrauchen. In den Schützengräben wurden alle 600 Meter MGs in Betonbunkern postiert, damit konnte man das Niemandsland im Sektor mit tödlichem Feuer bestreichen. Allein im August und September 1914 verloren die Deutschen 373 369 und die Franzosen rund 329 000 Soldaten an der Westfront.](https://img.diepresse.com/public/incoming/4979pb-Bild-7_1390820914951324.jpg/alternates/FREE_1200/Bild-7_1390820914951324.jpg)
Im Ersten Weltkrieg wurde das Maschinengewehr von allen Seiten zum ersten Mal systematisch und auf breiter Front eingesetzt. Seine Wirkung war überwältigend. Die Frequenz von mehreren hundert Schuss pro Minute hatte verheerende Folgen. Nun wurde mit industrieller Effizienz getötet. Das Vernichtungspotential steigerte sich um das Vielfache. Das Maschinengewehr kam nur der Verteidigung zugute. Für den Angriff war es wegen seines Gewichts kaum zu gebrauchen. In den Schützengräben wurden alle 600 Meter MGs in Betonbunkern postiert, damit konnte man das Niemandsland im Sektor mit tödlichem Feuer bestreichen. Allein im August und September 1914 verloren die Deutschen 373 369 und die Franzosen rund 329 000 Soldaten an der Westfront.
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![Wenn es an einem Frontabschnitt ruhiger war, begannen die Soldaten, die Grabenwände beziehungsweise den Boden mit Holz (Holzlatten, Knüppel, Weidenholz, Reisiggeflecht) zu verschalen. Am oberen Rand des Grabens wurden, soweit vorhanden, Sandsäcke gestapelt. In den Grabenwänden befanden sich Munitionsnischen und Schießscharten. Einem Volltreffer hielten diese mehr oder weniger tief in die Erde gegrabenen Bunker nicht stand. „Die deutschen Schützengräben waren die stabilsten, die Briten bauten die komfortabelsten und die Franzosen die unfertigsten Gräben“, so die Historiker.](https://img.diepresse.com/public/incoming/19tpkx-Bild-8_1390820915333431.jpg/alternates/FREE_1200/Bild-8_1390820915333431.jpg)
Wenn es an einem Frontabschnitt ruhiger war, begannen die Soldaten, die Grabenwände beziehungsweise den Boden mit Holz (Holzlatten, Knüppel, Weidenholz, Reisiggeflecht) zu verschalen. Am oberen Rand des Grabens wurden, soweit vorhanden, Sandsäcke gestapelt. In den Grabenwänden befanden sich Munitionsnischen und Schießscharten. Einem Volltreffer hielten diese mehr oder weniger tief in die Erde gegrabenen Bunker nicht stand. „Die deutschen Schützengräben waren die stabilsten, die Briten bauten die komfortabelsten und die Franzosen die unfertigsten Gräben“, so die Historiker.
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![Bald waren aus den einzelnen Gräben tiefgestaffelte Systeme geworden, in denen man sich durchaus verirren konnte, wenn man sich nicht auskannte. Sie wurden in Zickzacklinie angelegt, die Verteidiger konnten sich am nächsten Knick des Grabens bei einem Angriff sammeln. Ende 1916 betrug die Länge der deutschen Schützengräben 16.000, die der Alliierten 12.000 Kilometer. Je besser die Schützengräben ausgebaut wurden, desto mehr wurde aus dem Krieg ein Stellungskrieg, wie bei einem Schachspiel, in dem beide Spieler zugunfähig werden.](https://img.diepresse.com/public/incoming/46t2ik-Bild-9_1390820915659860.jpg/alternates/FREE_1200/Bild-9_1390820915659860.jpg)
Bald waren aus den einzelnen Gräben tiefgestaffelte Systeme geworden, in denen man sich durchaus verirren konnte, wenn man sich nicht auskannte. Sie wurden in Zickzacklinie angelegt, die Verteidiger konnten sich am nächsten Knick des Grabens bei einem Angriff sammeln. Ende 1916 betrug die Länge der deutschen Schützengräben 16.000, die der Alliierten 12.000 Kilometer. Je besser die Schützengräben ausgebaut wurden, desto mehr wurde aus dem Krieg ein Stellungskrieg, wie bei einem Schachspiel, in dem beide Spieler zugunfähig werden.
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![Auch wenn es keine Kämpfe gab, war das Leben in den Gräben hart. Es fehlte an Schlafgelegenheiten, im Sommer war es heiß und stickig, am schlimmsten war es aber in den kalten und nassen Jahreszeiten. Nach Regen standen die Schützengräben unter Wasser, verschlammten. Wenn sich dann noch Kot und Urin und Leichen dazu mischten, war die Situation unerträglich. Für die Männer zusammen mit dem Artilleriegetöse eine traumatische Erfahrung, die zu psychischen Erkrankungen führte.](https://img.diepresse.com/public/incoming/gnl0ft-Bild-10_1390820910874861.jpg/alternates/FREE_1200/Bild-10_1390820910874861.jpg)
Auch wenn es keine Kämpfe gab, war das Leben in den Gräben hart. Es fehlte an Schlafgelegenheiten, im Sommer war es heiß und stickig, am schlimmsten war es aber in den kalten und nassen Jahreszeiten. Nach Regen standen die Schützengräben unter Wasser, verschlammten. Wenn sich dann noch Kot und Urin und Leichen dazu mischten, war die Situation unerträglich. Für die Männer zusammen mit dem Artilleriegetöse eine traumatische Erfahrung, die zu psychischen Erkrankungen führte.
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![Die Kombination von Schützengraben, Stacheldraht und Maschinengewehr verschaffte der Verteidigung strukturelle Überlegenheit. Der Stacheldraht, ursprünglich zur Einzäunung von Weidevieh entwickelt, machte Infanterievorstöße sehr schwierig. Nachts schlichen sich Soldaten an die Stacheldrahtverhaue der Feinde, um mit Drahtscheren unbemerkt Löcher hineinzuschneiden. Umgekehrt waren die Gegner in der Nacht damit beschäftigt, Beschädigungen am Stacheldraht zu beseitigen. Fast alle Romane über die Westfront enthalten Episoden von nächtlichen Gefechten rund um den Stacheldrahtverhau.](https://img.diepresse.com/public/incoming/q4w8l8-Bild11_1390820916037629.jpg/alternates/FREE_1200/Bild11_1390820916037629.jpg)
Die Kombination von Schützengraben, Stacheldraht und Maschinengewehr verschaffte der Verteidigung strukturelle Überlegenheit. Der Stacheldraht, ursprünglich zur Einzäunung von Weidevieh entwickelt, machte Infanterievorstöße sehr schwierig. Nachts schlichen sich Soldaten an die Stacheldrahtverhaue der Feinde, um mit Drahtscheren unbemerkt Löcher hineinzuschneiden. Umgekehrt waren die Gegner in der Nacht damit beschäftigt, Beschädigungen am Stacheldraht zu beseitigen. Fast alle Romane über die Westfront enthalten Episoden von nächtlichen Gefechten rund um den Stacheldrahtverhau.
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![Manchmal blieben tote Soldaten wochen- oder monatelang im Niemandsland zwischen den Schützengräben liegen. Die Präsenz des Todes in Gestalt der unbestatteten Gefallenen wurde zu einem der grausigen Merkmale des Stellungskriegs. „Die Toten, die wir nicht aus dem deutschen Stacheldrahtverhau herausholen konnten, schwollen immer weiter, bis die Bauchdecke einfiel, entweder von allein oder infolge eines Schusses. Ein widerwärtiger Geruch wehte zu uns herüber. Die Gesichter der Toten wurden zunächst fahl, dann gelblich-grau, rot, purpur, grün und schwarz, bis sie zum Schluss die Farbe des Schlamms annahmen.“ (Robert von Ranke-Graves, der auf britischer Seite am Krieg teilnahm).](https://img.diepresse.com/public/incoming/qb7f1d-Bild-12_1390820911112351.jpg/alternates/FREE_1200/Bild-12_1390820911112351.jpg)
Manchmal blieben tote Soldaten wochen- oder monatelang im Niemandsland zwischen den Schützengräben liegen. Die Präsenz des Todes in Gestalt der unbestatteten Gefallenen wurde zu einem der grausigen Merkmale des Stellungskriegs. „Die Toten, die wir nicht aus dem deutschen Stacheldrahtverhau herausholen konnten, schwollen immer weiter, bis die Bauchdecke einfiel, entweder von allein oder infolge eines Schusses. Ein widerwärtiger Geruch wehte zu uns herüber. Die Gesichter der Toten wurden zunächst fahl, dann gelblich-grau, rot, purpur, grün und schwarz, bis sie zum Schluss die Farbe des Schlamms annahmen.“ (Robert von Ranke-Graves, der auf britischer Seite am Krieg teilnahm).
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![Das Leben mit den Toten wurde zum Charakteristikum des Stellungskriegs. In der Präsenz der Toten, ihrem Verwesungsgeruch, ihrem Anblick, unterschied sich der Erste Weltkrieg von allen vorhergehenden Kriegen. „Höchstens 80 m vor uns liegen ca. 6-8 tote Franzosen, die ungefähr schon zwei Monate alt sind“, notierte Ernst Jünger am 4. 1. 1915 in sein Tagebuch. „Einige waren halb verscharrt, viele lagen noch so, wie sie vor Wochen oder Monaten das tödliche Blei dahingerafft hatte.“ Wenn der Artilleriebeschuss losging und die Angst vor dem Sterben hinzukam, dazu noch der Anblick toter oder zerfetzter Kameraden, wurde das Leben in den Schützengräben vollends zum Inferno.](https://img.diepresse.com/public/incoming/xk0xl8-Bild-13_1390820911423674.jpg/alternates/FREE_1200/Bild-13_1390820911423674.jpg)
Das Leben mit den Toten wurde zum Charakteristikum des Stellungskriegs. In der Präsenz der Toten, ihrem Verwesungsgeruch, ihrem Anblick, unterschied sich der Erste Weltkrieg von allen vorhergehenden Kriegen. „Höchstens 80 m vor uns liegen ca. 6-8 tote Franzosen, die ungefähr schon zwei Monate alt sind“, notierte Ernst Jünger am 4. 1. 1915 in sein Tagebuch. „Einige waren halb verscharrt, viele lagen noch so, wie sie vor Wochen oder Monaten das tödliche Blei dahingerafft hatte.“ Wenn der Artilleriebeschuss losging und die Angst vor dem Sterben hinzukam, dazu noch der Anblick toter oder zerfetzter Kameraden, wurde das Leben in den Schützengräben vollends zum Inferno.
(c) imago stock&people (imago stock&people)
![Die Schützengräben waren bis zu neun Meter tief. Sie wurden zum Teil mit Holz, Erde und Steinen überdacht. Manchmal wurden die Unterstände aber auch mit Betondecken verstärkt und mit Türen ausgestattet, um die Soldaten vor der Druckwelle der explodierenden Granaten zu schützen. Die Gräben konnten aber auch durch ständigen gegnerischen Beschuss zerschlagen und eingeebnet werden. Tote wurden bei Artilleriebeschuss dann wieder aus ihren provisorischen Gräbern herausgerissen. Reservegräben dienten dazu, damit sich die Überlebenden des vorderen Grabens zurückziehen konnten, wenn ihr Graben gestürmt worden war. Vor dem vordersten Graben begann das sogenannte Niemandsland.](https://img.diepresse.com/public/incoming/77p2s7-Bild-14_1390820911808207.jpg/alternates/FREE_1200/Bild-14_1390820911808207.jpg)
Die Schützengräben waren bis zu neun Meter tief. Sie wurden zum Teil mit Holz, Erde und Steinen überdacht. Manchmal wurden die Unterstände aber auch mit Betondecken verstärkt und mit Türen ausgestattet, um die Soldaten vor der Druckwelle der explodierenden Granaten zu schützen. Die Gräben konnten aber auch durch ständigen gegnerischen Beschuss zerschlagen und eingeebnet werden. Tote wurden bei Artilleriebeschuss dann wieder aus ihren provisorischen Gräbern herausgerissen. Reservegräben dienten dazu, damit sich die Überlebenden des vorderen Grabens zurückziehen konnten, wenn ihr Graben gestürmt worden war. Vor dem vordersten Graben begann das sogenannte Niemandsland.
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![In ruhigen Frontabschnitten konnte der Schützengraben zu einem Wohnraum mit bescheidenen Annehmlichkeiten werden. Posten wurden alle zwei Stunden abgelöst, der Rest der Besatzung befand sich dann in den Unterständen, schrieb Briefe, schlief, spielte Karten oder vertrieb sich sonstwie die Zeit. Bei Nacht waren die Soldaten dann mit der Ausbesserung und dem Ausbau der Gräben beschäftigt. Selbst in aktiven Frontabschnitten wurde nicht permanent gekämpft. An manchen Tagen war der unangenehmste Gegner Ungeziefer, vor allem die Ratten machten den Soldaten zu schaffen. Die Ratten ernährten sich vom Proviant der Soldaten, aber auch von den unbestatteten Gefallenen.](https://img.diepresse.com/public/incoming/b54q2y-Bild15-2_1390820916819783.jpg/alternates/FREE_1200/Bild15-2_1390820916819783.jpg)
In ruhigen Frontabschnitten konnte der Schützengraben zu einem Wohnraum mit bescheidenen Annehmlichkeiten werden. Posten wurden alle zwei Stunden abgelöst, der Rest der Besatzung befand sich dann in den Unterständen, schrieb Briefe, schlief, spielte Karten oder vertrieb sich sonstwie die Zeit. Bei Nacht waren die Soldaten dann mit der Ausbesserung und dem Ausbau der Gräben beschäftigt. Selbst in aktiven Frontabschnitten wurde nicht permanent gekämpft. An manchen Tagen war der unangenehmste Gegner Ungeziefer, vor allem die Ratten machten den Soldaten zu schaffen. Die Ratten ernährten sich vom Proviant der Soldaten, aber auch von den unbestatteten Gefallenen.
(c) Facts & Files, Berlin
![Zu den Traumata der Frontsoldaten gehörte die Sorge, dass die in der Heimat verbliebenen Ehefrauen, Verlobte oder Freundinnen neue sexuelle Beziehungen aufbauen würden. Das wurde von der gegnerischen Propaganda zu Zwecken der Demoralisierung eingesetzt, um Misstrauen zwischen Front und Heimat zu stiften. Der Schutz der Heimat war für die Soldaten immer auch: Schutz der Frauen vor sexueller Gewalt. Mit Fortdauer des Krieges wurden zahlreiche Feldbordelle eingerichtet, wo auf ein Mindestmaß von Sexualhygiene geachtet wurde. Angesichts der hohen Verluste an der Front verloren Geschlechtskrankheiten für viele Soldaten ihren Schrecken. Materielle Not in frontnahen Gebieten trieb Frauen in die Prostitution, derlei Umgang der Soldaten wurde von manchen Armeen bestraft.](https://img.diepresse.com/public/incoming/lngafd-Bild16-jpg_139082091755666.jpg/alternates/FREE_1200/Bild16-jpg_139082091755666.jpg)
Zu den Traumata der Frontsoldaten gehörte die Sorge, dass die in der Heimat verbliebenen Ehefrauen, Verlobte oder Freundinnen neue sexuelle Beziehungen aufbauen würden. Das wurde von der gegnerischen Propaganda zu Zwecken der Demoralisierung eingesetzt, um Misstrauen zwischen Front und Heimat zu stiften. Der Schutz der Heimat war für die Soldaten immer auch: Schutz der Frauen vor sexueller Gewalt. Mit Fortdauer des Krieges wurden zahlreiche Feldbordelle eingerichtet, wo auf ein Mindestmaß von Sexualhygiene geachtet wurde. Angesichts der hohen Verluste an der Front verloren Geschlechtskrankheiten für viele Soldaten ihren Schrecken. Materielle Not in frontnahen Gebieten trieb Frauen in die Prostitution, derlei Umgang der Soldaten wurde von manchen Armeen bestraft.
(c) Facts & Files, Berlin
![In der Schlussphase des Krieges waren regelrechte Schützengräben an der Westfront kaum mehr vorhanden. Die Front wurde durch eine Menge von „Schützennestern“ in Granattrichtern oder alten Gräben gebildet. Ein völlig zerstörtes Gelände – durchsetzt mit Leichen – bestimmte das Bild. In dieser oft sumpfigen Kriegslandschaft konnten sich angreifende oder verteidigende Soldaten allenfalls) noch von Granattrichter zu Granattrichter bewegen. Die Einschüsse der Artillerie hatten blühende Felder in Mondlandschaften verwandelt.](https://img.diepresse.com/public/incoming/xr6469-Bild-17_1390820912227851.jpg/alternates/FREE_1200/Bild-17_1390820912227851.jpg)
In der Schlussphase des Krieges waren regelrechte Schützengräben an der Westfront kaum mehr vorhanden. Die Front wurde durch eine Menge von „Schützennestern“ in Granattrichtern oder alten Gräben gebildet. Ein völlig zerstörtes Gelände – durchsetzt mit Leichen – bestimmte das Bild. In dieser oft sumpfigen Kriegslandschaft konnten sich angreifende oder verteidigende Soldaten allenfalls) noch von Granattrichter zu Granattrichter bewegen. Die Einschüsse der Artillerie hatten blühende Felder in Mondlandschaften verwandelt.
(c) imago stock&people (imago stock&people)