ELGA: 88 Prozent der Österreicher wollen dabei bleiben

INTERVIEW MIT ELGA-GESCH�FTSF�HRERIN SUSANNE HERBEK
INTERVIEW MIT ELGA-GESCH�FTSF�HRERIN SUSANNE HERBEK(c) APA/HERBERT PFARRHOFER (HERBERT PFARRHOFER)
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Die gegenwärtigen Aktionen und Proteste vor allem vonseiten der Ärzte gegen ELGA halten 71 Prozent für falsch, ablehnenswert und unangebracht. Gesundheitsminister Stöger zeigt sich erfreut über die Zustimmung.

Die überwiegende Mehrheit der Österreicher steht der Elektronischen Gesundheitsakte (ELGA) positiv gegenüber, will sich nicht davon abmelden und lehnt auch die Protest dagegen vor allem vonseiten der Ärzte ab. In einer von der ELGA-GmbH in Auftrag gegebenen Oekonsult-Umfrage erklärten 88 Prozent, in dem System bleiben zu wollen. 71 Prozent halten die Aktionen dagegen für falsch.

In der Ende Jänner durchgeführten und der APA vorliegenden Umfrage (1.070 Personen zwischen 15 und 82 Jahren) gaben 66,36 Prozent an, "eher" bei ELGA bleiben zu wollen, weitere 21,5 Prozent wollen das definitiv. 12,15 Prozent der Befragten gaben an, sich "eher" abmelden zu wollen. Ganz sicher abmelden wollte sich niemand. Dementsprechend sehen auch 90,7 Prozent in ELGA einen Fortschritt, den sie nutzen wollen und nur 9,3 Prozent eine Gefährdung, die sie für sich ablehnen. Alles in allem begrüßt wird die ELGA-Einführung von 86 Prozent, abgelehnt von 13 Prozent. Fast 90 Prozent halten auch die im Zuge von ELGA geplante E-Medikation für sehr gut, wichtig und hilfreich.

Elektronische Gesundheitsakte ELGA
Elektronische Gesundheitsakte ELGA(c) APA



Die gegenwärtigen Aktionen und Proteste vor allem vonseiten der Ärzte gegen ELGA halten 71 Prozent für falsch, ablehnenswert und unangebracht, 28 Prozent finden sie richtig, unterstützenswert und angebracht. Eigennützige Motive unterstellt die Mehrheit der Österreicher den Ärzten aber nicht: 78,5 Prozent glauben, dass die ärztlichen Standesvertreter aus Sorge um die Patientendaten und deren Sicherheit handeln, nur 20,6 Prozent sehen deren Bedenken, als Arzt kontrollierbar zu werden, als Hauptmotiv.

Mehr als drei Viertel der Befragten haben auch keine Angst um ihre Gesundheitsdaten. 77,6 Prozent sind persönlich nicht besorgt, dass diese entwendet oder missbräuchlich verwendet werden könnten, für 21,5 Prozent trifft diese Sorge zu. Allerdings finden in Zeiten von Facebook, Twitter, Bankomatkarten und Überwachungskameras immerhin 45,8 Prozent die "Angstmacherei" über Datensicherheit bei E-Card oder ELGA für angebracht und realistisch, 54,2 Prozent hingegen für konstruiert und überzogen.

Das Wissen der Österreicher über die Elektronische Gesundheitsakte ist allerdings ausgesprochen gering. Rund 80 Prozent sehen sich außerstande, einem Außenstehenden zu erklären, worum es dabei geht. Und von jenen 20 Prozent, die glauben zu wissen, was ELGA ist, mussten auf Nachfrage 45 Prozent Selbstüberschätzung eingestehen. Dementsprechend halten auch 95,3 Prozent eine weitere sachliche und objektive Information für dringend notwendig.

Die Geschäftsführerin der ELGA-GmbH, Susanne Herbek, sieht mit dieser Umfrage den von ihr und dem Gesundheitsministerium verfolgten Kurs bestätigt. "Die Österreicher sind für ELGA", zeigte sich Herbek zufrieden. Die Idee, dass sie selbst und ihr Arzt wichtige Gesundheitsinformationen haben sollten, werde von der Bevölkerung unterstützt.

Kritik von FPÖ und Grünen

Gesundheitsminister Alois Stöger (SPÖ) hat sich am Sonntag erfreut über Umfragedaten gezeigt, wonach die Mehrheit der Bevölkerung hinter der Elektronischen Gesundheitsakte (ELGA) steht. Damit dies auch so bleibt, will er "verstärkt auf sachliche" Information setzen, kündigte der Ressortchef in einer Aussendung an. Kritik übten hingegen FPÖ und Grüne.

"Der Vertrauensvorschuss gegenüber der Elektronischen Gesundheitsakte ist groß. Ich bin zuversichtlich, dass der Nutzen von ELGA die Patientinnen und Patienten in ihrer Einschätzung bestätigen wird, wenn im Herbst 2014 die ersten Befunde über ELGA abrufbar sein werden", erklärte Stöger. Informationsquelle Nummer eins sind laut der Umfrage die behandelnden Ärzte. Der Minister appelliert daher an sie, diese Verantwortung wahrzunehmen und sachlich zu informieren. Auch die Wiener Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely sieht ELGA sowie den Wunsch nach "objektiver Information" durch die Umfrage bestätigt.

Aus Sicht der Freiheitlichen hingegen funktioniert ELGA technisch nicht, das System sei "vollkommen unausgereift". Zudem sei dem Datenmissbrauch "Tür und Tor geöffnet", meinte FPÖ-Gesundheitssprecherin Dagmar Belakowitsch-Jenewein. Sie sprach sich weiterhin klar gegen ELGA aus.

Uninformiertheit sei kein Grund zum Jubeln, stellte auch Grünen-Gesundheitssprecherin Eva Mückstein fest und verwies darauf, dass 95,3 Prozent der Befragten nicht wissen, worum es bei ELGA geht. Wären die Österreicher ausreichend informiert, hätten sie "mehrheitlich große Bedenken" und würden ihre Daten nicht zur Verfügung stellen, zeigte sich die Abgeordnete überzeugt.

(APA)

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