Die Ich-Pleite

Botox gegen Kopfschmerzen, Diabetesspritze zum Abnehmen

Carolina Frank
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Manche Sachen sind nichts für einen - bis die nächste Bikinisaison ansteht.

Wer abnehmen will, muss leiden. Das ist ein eisernes Gesetz. Obwohl man jetzt überall von Menschen liest, Elon Musk und Kim Kardashian sollen dabei sein, die einfach eine Pille schlucken, die eigentlich für Diabetiker gedacht ist, und ein paar Wochen später haben sie ihre Idealfigur. Praktisch ohne Nebenwirkungen. Okay, manche klagen über Mundtrockenheit. Aber die Mundtrockenheit kann auch davon kommen, dass sie schon lang nichts Saftiges mehr ­gegessen haben.

Angeblich kann man mit leerem Magen an einer Bäckerei vorbeigehen, und nichts regt sich. Als wäre man plötzlich kulinarisch impotent. Sicher, das klingt schon verlockend, aber wie teuer ist das erkauft! Das Medikament ist inzwischen vergriffen, weil es sich so viele normalgewichtige Frauen per Privatrezept verschreiben haben lassen. Die Apothekerkammer schlägt schon Alarm. Kein Mensch weiß, wann es Nachschub gibt. Die armen Diabetikerinnen und Diabetiker müssen leiden, weil es Ärzte gibt, die sich für so etwas hergeben. Das ist ein Skandal! Ich bin froh, dass ich mir nicht einmal den Namen des Medikaments gemerkt habe. Gut, den könnte ich leicht googeln. Aber warum sollte ich? Ich interessiere mich ja nicht dafür.

Außerdem kenne ich keinen Arzt, der so etwas machen würde. Sicher, ich habe Freundinnen, die solche Ärzte kennen. Die sogar Botox gegen Kopfschmerzen verschreiben. Diese Freundinnen haben sich das Medikament garantiert besorgt. Sie sind ja auch alle dürr wie Bohnenstangen. Statt hungern und laufen gehen eine Pille schlucken. So einfach machen es sich manche. Ich könnte mir das nicht vorstellen. Höchstens, dass ich rein interesse­halber nach einem Ärztenamen frage. Trotzdem würde ich es nicht machen – vor der nächsten Bikinisaison.

(Die Presse Schaufenster, 8.9.2023)

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