Lenzing trifft der Preisdruck voll

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Die Folgen der Überkapazitäten bei Baumwolle, die von China gesteuert werden, treffen auch den Viskosefaserproduzenten. Die Dividende bleibt trotz Gewinneinbruchs stabil.

Wien. Wenn in China die Regierung mit den Baumwollvorräten jongliert und damit an der Preisschraube dreht, laufen im oberösterreichischen Ort Lenzing die Schweißperlen über die Stirn. Denn der gleichnamige Konzern produziert zwar nicht Baumwoll-, sondern Viskosefasern – und ist dabei Weltmarktführer –, aber die Preise orientieren sich an der Baumwolle. „Die Chinesen steuern die Preise mit staatlichen Eingriffen, indem sie ungeheure Lagerbestände aufbauen. Das drückt auch unsere Preise“, erklärte Lenzing-Chef Peter Untersperger am Freitag.

Die Konsequenz – ein 13-prozentiger Preisverfall bei Viskosefasern im Vorjahr – zog eine deutlich negative Spur durch die Bilanz: Trotz eines Absatzrekords von 890.000 Tonnen (plus zehn Prozent) sank der Umsatz um 8,7 Prozent auf 1,9 Mrd. Euro. Das Betriebsergebnis reduzierte sich um 62,7 Prozent auf 86,4 Mio. Euro. Netto verdiente Lenzing nur mehr 50 Mio. Euro, was einem Minus von 72,3 Mio. Euro entspricht. An der Börse verlor die Lenzing-Aktie am Freitag mehr als zwei Prozent und lag an der Spitze der Verlierer.

B&C-Stiftung profitiert

Obwohl Untersperger auch heuer von heftigen, von China ausgelösten Marktverwerfungen und damit niedrigen Faserpreisen ausgeht und einen weiteren Ergebnisrückgang nicht ausschließt, können sich die Aktionäre über eine stabile Dividende von 1,75 Euro je Aktie freuen. „Wir haben das unter Abwägung der Interessen von Eigentümern, Kunden und Mitarbeitern so entschieden“, sagte Untersperger. Die Frage, ob sich die B&C-Stiftung, die mit gut zwei Dritteln Hauptaktionär ist, die hohe Ausschüttung, die mit 46 Mio. Euro fast den gesamten Gewinn ausmacht, gewünscht habe, beantwortete Untersperger so: „Den Vorschlag macht der Vorstand, und der agiert unabhängig.“

Um der Ertragserosion gegenzusteuern, hat das Management schon im Herbst des Vorjahres dem Konzern eine Radikalkur verpasst. Bis 2016 sollen stufenweise bis zu 120 Mio. Euro pro Jahr eingespart werden, in Summe sind es bis dahin 300 Mio. Euro. Erreicht wird das unter anderem mit dem Abbau von 600 Stellen. Ein Großteil entfällt auf den Konzernsitz. Dabei werden Teilzeitprogramme, Bildungskarenz und andere alternative Maßnahmen eingesetzt.

Zu zwei Dritteln entfallen die Sparmaßnahmen auf die Reduktion der Material- und Sachkosten. Darüber hinaus werden die Investitionen auf 100 bis 150 Mio. Euro (nach 250 Mio. Euro) reduziert. Zur Erinnerung: In den vergangenen fünf Jahren hat Lenzing in den Kapazitätsausbau 1,2 Mrd. Euro investiert.

Und nicht zuletzt werden das geplante neue Werk in Indien sowie die Ausbaupläne für die Fabriken in Indonesien und China auf Eis gelegt. „Wir werden wachsen, aber langsamer“, sagte Untersperger dazu. Denn langfristig seien die Produkte aus Viskosefasern sehr gefragt. Nach den zehnprozentigen Zuwächsen der vergangenen Jahre geht er für heuer von einem sechsprozentigen Plus aus.

Neues Tencel-Werk

Wie geplant, treibt der Konzern die Ausweitung des Spezialfaseranteils voran. Dort lassen sich höhere Margen erzielen. Das betrifft vor allem die Faser Tencel, für die gerade um 150 Mio. Euro ein neues Werk in Lenzing errichtet wird. Das bringe auch 140 neue Arbeitsplätze, betonte Vorstand Friedrich Weninger. Die Viskosefasern werden nicht nur zu Bekleidung, Bettwäsche, Wattepads oder Tampons weiterverarbeitet, sondern auch für Möbelstoffe und Stabilisatoren im Baubereich. Im Bereich „non wovens“ geht es um Wischtücher für den Hygiene-, Haushalts- und Industriesektor. (eid)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.03.2014)

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