Die Wiener SPÖ setzte in Rust auf Klassiker.
Die Erwartungen waren nicht klein. In Rust sollte die SPÖ jene aufregenden Projekte vorstellen, die die moderne rote DNA sichtbar machen. Nun weiß man: Sie sieht aus wie die alte. Die SPÖ tat in Rust, was sie immer tut, weil sie es (gut) kann – wie zum Beispiel:
Etwas „gratis“ verteilen. Wenn eine Wahl ansteht, lässt sich SPÖ – Nulldefizit hin, mögliche Länderbeteilung an der Hypo-Abwicklung her – nicht lumpen. Details, etwa, wie die (nicht ganz korrekt betitelte) „Gratisnachhilfe“, funktionieren soll und was man mit der Aktion der eigenen SPÖ-Bildungsministerin ausrichtet, sind auf der Ruster Rednerbühne dabei nicht so wichtig. Über Schulden spricht man nicht und überhaupt: In Vorwahlzeiten zählen andere Dinge.
Zum Beispiel, dass die Wiener ihre U-Bahn mögen, auch wenn sie über sie lästern. Das Thema zieht beim Wähler. Der Bau der U5 ist daher ein Ankündigungsklassiker seit 1966, der verlässlich vor Wahlen auftaucht. Trotzdem ist es keine schlechte Idee. Teuer, mühsam und langwierig zwar, aber ein Faktor für die Lebensqualität. Vor allem in den Ausbaustufen würde die U5 den öffentlichen Verkehr entlasten.
Den treuen SPÖ-Stammwählern genügt das. Sie wissen seit Rust auch, dass die SPÖ trotz Koalition ganz die alte geblieben ist. Für alle anderen gilt freilich: Genau das ist das Problem.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.03.2014)