Umfrage

Großteil der pflegenden Angehörigen betreut Menschen mit Demenz

Pflegepersonen fühlen sich oft „hochrangig belastet“. (Symbolbild)
Pflegepersonen fühlen sich oft „hochrangig belastet“. (Symbolbild)Reuters/Issei Kato
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Für die Pflegepersonen brauche es leistbare und flächendeckende Angebote zur Entlastung und psychosozialen Unterstützung, fordert die Volkshilfe.

Ein großer Teil der pflegenden Angehörigen betreut jemanden, der an Demenz erkrankt ist. In einer Umfrage der Volkshilfe unter ausgewählten Gruppen von Betroffenen waren dies 57 Prozent. 91 Prozent aller 500 befragten pflegenden Angehörigen sind zudem weiblich. Für die Pflegepersonen von Demenzkranken brauche es leistbare und flächendeckende Angebote zur Entlastung und psychosozialen Unterstützung, forderte Volkshilfe-Direktor Erich Fenninger in einem Hintergrundgespräch.

„Die Betreuung ist eigentlich immer im verwandtschaftlichen Umfeld gegeben“, berichtete Fenninger. Zu fast der Hälfte mit 47 Prozent seien die pflegenden Angehörigen Kinder des oder der Erkrankten, zu 24 Prozent der Ehepartner. Die Pflegepersonen fühlen sich oft „hochrangig belastet“, informierte der Volkshilfe-Direktor. 49 Prozent können sich die Aufgabe mit jemandem teilen, aber immerhin 38 Prozent sind die einzige Person, die für die Pflege zuständig ist.

Nicht genug Angebote für stundenweise Entlastung

Auch jene Befragten, die Unterstützung durch professionelles Pflegepersonal angeben (60 Prozent derer, die sich die Pflegeaufgaben teilen), antworteten bei der Frage nach den Herausforderungen, dass es für sie nicht ausreichend professionelle Angebote für stundenweise Entlastung gibt. Es sei also festzuhalten, dass die Angehörigen die Unterstützung „als unzureichend erleben“, sagte Fenninger. 49 Prozent der pflegenden Angehörigen von Demenzkranken gaben an, berufstätig zu sein, drei Viertel davon sogar Vollzeit. Auf der anderen Seite haben jedoch bereits 36 Prozent ihre Erwerbstätigkeit aufgegeben oder reduziert, um mehr Zeit für die Pflege zu haben.

76 Prozent der Betroffenen müssen gut haushalten, um finanziell über die Runden zukommen. „Und jede elfte Person (neun Prozent) kommt gar nicht gut aus“, berichtete Teresa Millner-Kurzbauer, Bereichsleitung Pflege und Betreuung/Demenzhilfe der Volkshilfe. Ihre finanzielle Zukunft schätzen die Befragten überwiegend „düster“ ein. Zu einer „Lebenserhaltungskrise“ komme eine „Pflegeversorgungskrise“ hinzu, wenn sich die Betroffenen etwa Inkontinenzprodukte nicht mehr leisten können, ergänzte Fenninger.

Aus der nicht für die österreichische Bevölkerung repräsentativen Umfrage ließen sich keine signifikanten Unterschiede zwischen pflegenden Angehörigen allgemein und jenen von Demenzkranken ableiten. Was in den Familien mit Demenzbetroffenen aber einen großen Unterschied in der Belastung ausmacht, sei der Rollenverlust des oder der Erkrankten innerhalb des Familienverbands durch die Krankheit. Dieser „macht am meisten den Betroffenen zu schaffen, aber auch den Angehörigen“, sagte Fenninger.

Flächendeckender Ausbau mobiler Pflege

Die Volkshilfe wünscht sich bei den geforderten Angeboten zur Entlastung und psychosozialen Unterstützung von Angehörigen beispielsweise Coachings und Beratungen für die Pflegepersonen oder Urlaubsangebote für Erkrankte. Außerdem brauche es den flächendeckenden Ausbau besonders der mobilen Pflege, der mehrstündigen Alltagsbegleitung und von teilstationären Einrichtungen wie Tageszentren für Demenzkranke. „Es müsste in jedem Bezirk in Österreich ein Tagesbetreuungszentrum geben“, sagte Fenninger.

Mehr als 100.000 Menschen leben in Österreich laut unterschiedlichen Schätzungen mit irgendeiner Form der Demenz. Aufgrund des kontinuierlichen Altersanstiegs in der Bevölkerung wird sich diese Zahl in den kommenden Jahrzehnten deutlich erhöhen bis verdoppeln. (APA)

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