Ungarn

Putins fünfte Kolonne in Ungarn

Demonstranten protestieren in Budapest gegen russlandfeindliche „Fake News“. Wobei Ungarn eher das umgekehrte Problem hat.
Demonstranten protestieren in Budapest gegen russlandfeindliche „Fake News“. Wobei Ungarn eher das umgekehrte Problem hat.Reuters/Bernadett Szabo
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Von Berichten über US-Biolabore in der Ukraine bis hin zu einem erfundenen »Völkermord«: Medien unter der Kontrolle der ungarischen Regierung verbreiten ohne Hemmungen prorussische Propaganda. Was steckt dahinter?

Früher, in den Neunzigern, soll Georg S. Vorträge über UFO-Sichtungen gehalten haben. Heute ist der Deutsch-Ungar ein gefragter Talkshow-Gast. Als „Experte für Sicherheitspolitik“ erklärt er den Ungarn die Welt. Eine Zeit lang tischte er vor allem Schauergeschichten über seine deutsche Heimat auf. Über die Migranten dort. Über Gewaltverbrechen. Heute analysiert er auch den Krieg in der Ukraine. Erst kürzlich war der ehemalige Polizist im Donbass unterwegs. Auf der russischen Seite der Front. Er schilderte hernach in den sozialen Netzwerken angebliche Gräuel der Ukrainer, und er posierte an der Seite des prorussischen „Bürgermeisters“ von Mariupol, den er zu einem Gespräch getroffen hatte. Oder anders: Mit der Autorität des vermeintlichen Experten verbreitete der Deutsch-Ungar Propaganda.

Der Fall Georg S. ist nur ein kleiner Ausschnitt aus einem größeren Bild. Es zeigt einen EU- und Nato-Staat, der mit prorussischen Botschaften geflutet wird. Die Desinformation in Viktor Orbáns Ungarn sei innerhalb der EU ohne Beispiel, sagt Péter Krekó, Leiter der ungarischen Denkfabrik Political Capital zur „Presse am Sonntag“. Prorussische Strömungen gebe es zwar in einigen europäischen Ländern – von Griechenland über die Slowakei bis nach Österreich: „Aber Ungarn ist wohl das einzige Land innerhalb der EU, in dem die russische Linie von Medien unter der Kontrolle der Regierung weiterverbreitet wird.“

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