Morgenglosse

Aserbaidschan triumphiert über Armenien: Die gefährliche Allianz der Autokraten im Südkaukasus

Ein Bild aus der azerischen Hauptstadt Baku.
Ein Bild aus der azerischen Hauptstadt Baku.APA / AFP / Tofik Babayev
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Im Südkaukasus entscheiden Gewalt und Großmachtpolitik über das Schicksal von Menschen. Die Opfer sind die Armenier in Berg-Karabach. Die westliche Politik weiß dem Recht des Stärkeren, das die Türkei, Aserbaidschan und Russland hier durchsetzen, nichts zu entgegnen.

Berg-Karabach ist mit 4400 Quadratkilometern nur ein bisschen größer als das Burgenland. Wenn im Burgenland ethnische Säuberungen drohten, würde es dann die Weltpolitik interessieren? Man kann nur hoffen, dass sich jemand einschalten und die Rechte der dortigen Bewohner verteidigen würde.

In Berg-Karabach ist das nicht passiert. Hier hat niemand gegen Bakus mehrmonatige Hungerblockade das Wort erhoben, hier verhindert niemand den erzwungenen Exodus der armenischen Bevölkerung, der sich in naher Zukunft ereignen dürfte. Hier hat eine internationale Allianz der Autokraten über das Schicksal einer Region bestimmt. Hier zählen nicht Menschenrechte, sondern Machtpolitik. Moral spielt keine Rolle.

Berg-Karabach liegt weit entfernt vom Burgenland. In den Augen vieler Europäer ist es eine periphere Region. Und doch sagen die dramatischen Ereignisse im Südkaukasus der letzten Tage und Wochen viel aus über die neue, vor unseren Augen Konturen gewinnende Weltordnung. In ihr gibt es ungewöhnliche Allianzen, verschwimmende Grenzen, gebrochene Versprechen. Es geht nicht einfach um Ost gegen West, Nato gegen Nicht-Nato. Es geht um ein Verständnis von Politik als Nullsummenspiel, um die Niederlage von Kompromiss und das Recht des Stärkeren.

Es ist eine Politik, die Wladimir Putin mit seinem Angriff auf die Ukraine vorgemacht hat und die hier unter anderen Bedingungen ihre Fortsetzung findet. Man könnte sogar behaupten: Wladimir Putin hat sich an Ilham Alijew ein Beispiel genommen, der 2020 zum ersten Mal Berg-Karabach angriff und ohne Bestrafung davonkam. Und Alijew hat erneut von Putin gelernt, nachdem dieser 2022 die Ukraine angriff. Man tritt einen Krieg los, einfach, weil man es tun kann. Die Außenwelt sieht dem Treiben in Schockstarre zu, ihre Mahnungen über die „besorgniserregende“ Lage sind zu einem sinnlosen Ritual geworden.

So tragisch es ist: Berg-Karabach ist für die Armenier verloren. Wie kann Armenien künftig geschützt werden? Auf diese Frage sollten diejenigen Antworten finden, die der internationalen Achse der Autokraten wirklich etwas entgegensetzen wollen.

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