Expedition Europa

Medienkrieg in Kirgisistan

Die Redaktionskonferenzen werden über geheim gehaltene Kanäle geführt. Bischkek, Kirgisistan.
Die Redaktionskonferenzen werden über geheim gehaltene Kanäle geführt. Bischkek, Kirgisistan.IMAGO/Vladislav Nogai
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Expedition Europa: Die prowestliche Journalistin Aidai Tokojewa schreibt ihre Kritik am Moskauer Modell paradoxerweise mit Vorliebe auf ­Russisch.

Als ich dieser Tage erstmals durch Kirgisistan kam, wollte ich den dortigen Medienkrieg verstehen. Dank drei Revolutionen seit 1991 hatte man den 6,5-Millionen-Staat zu den freieren Republiken Zentralasiens gezählt, nun aber das: Während sich die größeren Nachbarn Kasachstan und Usbekistan vorsichtig öffnen, ist Kirgisistan im „Press Freedom Index“ vom 72. auf den 122. Platz geplumpst.

Grund ist das Gesetz des populär-populistischen Präsidenten Sadyr Dschaparow „gegen Fake News“. Die reichweiten- und ressourcenstarken, aus den USA finanzierten Medien rund um „Azattyk“, „Radio Free Europe“ und „Radio Liberty“ (RFE/RL) wurden mit einer Sperre bedroht. Die Prager Zentrale von RFE/RL beantwortete meine Anfrage zwar, ihre kirgisischen Journalisten verweigerten aber ein Treffen. Immerhin war „Kloop“, ein ebenfalls westlich finanziertes und ebenfalls mit einer Sperre bedrohtes 70-Personen-Nachrichtenportal, zu einem Interview bereit.

Ich erwartete die stellvertretende Chefredakteurin von Kloop

Im verborgenen Bischkeker Innenhof eines zur Mittagszeit leeren thai-karibischen Restaurants erwartete ich die stellvertretende Chefredakteurin von Kloop. Ein kirgisisches Mädel – aufgesteckter lila Zopf, Nasenpiercing – huschte ängstlich blickend herein und erbat von der kirgisischen Kellnerin auf Russisch ein „nicht gebratenes“ Hendl. Aidai Tokojewas Magen hielt dem Druck in jenen Tagen nicht mehr stand. Die 29-Jährige war nämlich das letzte Mitglied der Kloop-Führung, das noch in Bischkek aushielt – und ausgerechnet an jenem Tag hatten mehrere kirgisische Provider Kloop zum ersten Mal blockiert. Es sei „nicht ausgeschlossen“, dass sie verhaftet würde, „einem Journalisten wurden Drogen zugesteckt“.

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