Interview

Regisseurin Gürbaca: „Puccini schaut liebevoll auf die Menschen“

„Als meine Mutter mit mir schwanger war, hörte sie ständig Puccini-Opern, ich glaube, mich daran zu erinnern“: Die deutsche Regisseurin Tatjana Gürbaca hat einen türkischen Vater und eine italienische Mutter. 
„Als meine Mutter mit mir schwanger war, hörte sie ständig Puccini-Opern, ich glaube, mich daran zu erinnern“: Die deutsche Regisseurin Tatjana Gürbaca hat einen türkischen Vater und eine italienische Mutter. Tobias Kruse
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Erstmals nach 40 Jahren kommt eine Neuproduktion von Puccinis „Il Trittico“ an die Wiener Staatsoper: Regisseurin Tatjana Gürbaca über das gar nicht Harmlose an Gianni Schichi, „geträumte Gegenwart“ auf die Bühne und die Schwierigkeit, glücklich zu sein.

„Il Trittico“ verbindet drei so unterschiedliche Opernhandlungen. Werden diese bei Ihnen zu drei Aufführungen oder zu einem großen Ganzen?

Wir möchten ein großes Ganzes kreieren, aber ohne künstlich einen Inhalt draufzulegen, der vermeintlich die Stücke miteinander verbindet, die in Wahrheit in so unterschiedlichen Welten spielen. Wir lösen das vielmehr über die Form. Wir haben uns ein Bühnenbild überlegt, das nachspürt, was ein Triptychon in der Kunstgeschichte ist.

Wie genau kann man sich das vorstellen?

Ein Triptychon ist ja ein Werk, das aus drei Teilen eine Einheit macht. Wir haben ein Bühnenbild, das über den Lauf der drei Stücke immer mehr erweitert wird. Und das da, wo es am komplettesten ist, gleichzeitig eine beengende Situation erschafft. Dadurch, dass es immer mehr wächst, verändert es sich und bringt neue Eindrücke und immer wieder neue Atmosphären.

Was sind für Sie die Elemente, die sich übergreifend in „Il Tabarro“, „Suor Angelica“ und „Gianni Schicchi“ wiederfinden – und wie wird das sichtbar werden?

Ich sehe als verbindendes Element den liebevollen Blick, mit dem Puccini auf die Menschen schaut. Wir bauen alles auf dem Zitat von Giorgetta aus „Il Tabarro“ auf: „Come è difficile esser felici“ /„Wie schwer es ist, glücklich zu sein“. Sie spricht dabei, indem sie „felici“ singt, nicht nur von sich, sondern von der gesamten Menschheit. Das haben wir als Motto allen Stücken übergeordnet. Die Hölle sind die anderen – das herrscht in jeder der drei Opern vor. Es geht um die Gesellschaft, die uns umgibt und uns Entfaltung ermöglicht oder diese verhindert. Ob im Kahn in Paris, im Nonnenkloster, wo die Liebe zwischen Frau und Mann per se ausgeschlossen ist, oder im engsten Kreis der Familie: Es sind immer die anderen, die es in der Hand haben, die Welt für uns besser zu machen – oder eben nicht. Das Zitat machen wir auf Deutsch in großer Leuchtschrift sichtbar, teils sieht man auch nur ein Wort beleuchtet – mit allen doppelten Bedeutungen, die das bekommen kann. „Sein“ kann im Kloster ja auf die bloße Existenz hinweisen, aber auch auf Gott Bezug nehmen und darauf, dass etwas „sein“, also von Gott, ist. Es geht uns um den spielerischen Umgang mit der Sprache – und schlussendlich um das „Glück“, das so schwer zu verwirklichen ist.

In welcher Zeit siedeln Sie die Stücke an?

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