Expedition Europa

Niederlande: Der letzte Bauer nach 800 Jahren?

Der niederländische Staat will die Zahl der Nutz­tie­re um ein Drit­tel ver­rin­gern
Der niederländische Staat will die Zahl der Nutz­tie­re um ein Drit­tel ver­rin­gernIMAGO/Robin van Lonkhuijsen
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Als dritt­größter Le­bens­mit­tel­exporteur der Welt leiden die Niederlande unter enormer Stick­stoff­be­las­tung. Der Staat will bis zu 3000 Vieh­zucht­be­trie­be stilllegen.

Von Donald Trump als „Kämp­fer gegen die Klima­dik­ta­tur“ gepriesen, blo­ckieren die wütenden Bauern seit 2022 die Niederlande. Ihre pit­to­res­ke Anführerin Caroline van der Plas fuhr in Den Haag mit dem Trak­tor vor und gewann mit ihrer BoerBurgerBewegung (BBB) die heu­rigen Provinzwahlen. Grund ist die zu­nächst vom ober­sten Ver­wal­tungs­ge­richt verordnete und von der in­zwi­schen ge­stürz­ten Rut­te-Re­gierung um­ge­setzte „Stickstoffpolitik“: Als dritt­größter Le­bens­mit­tel­exporteur der Welt leiden die kleinen Niederlande unter ei­ner Stick­stoff­be­las­tung, die sonst nur auf ari­den In­seln wie Zy­pern und Mal­ta erreicht wird: 2012 bis 2015 betrug sie 171,8 pro Hek­tar, in Ös­terreich nur 35,5. Der Staat will daher die Zahl der Nutz­tie­re um ein Drit­tel ver­rin­gern und bis zu 3000 Vieh­zucht­be­trie­be stilllegen.

Die BBB holte im März landesweit 20 Pro­zent, in Tubbergen ei­nen Rekord: 59 Prozent. Die ländliche Großgemeinde an der nie­der­säch­si­schen Gren­ze hatte schon meh­re­re Aufstände verzeichnet: 1971 wurde aus Är­ger über ein Flur­be­rei­ni­gungsprogramm das Haus des Bür­germeisters ab­ge­fa­ckelt, 2022 ein als Asyl­un­ter­kunft vor­ge­se­he­nes Hotel. Da­zu die ewi­g schwelen­de Cau­sa um die „Teer­gru­be“, ei­ne il­le­gale Chemiedeponie.

Viele Kühe gras­ten auf der Wei­de

Ich versuchte nun monatelang herauszufinden, warum diese sehr ka­tho­lische Ecke so besonders aufständisch ist. Ich kam an einem Sonn­tagabend und fand eine geordnete Idylle. Zu­nächst – durch ein lichtschimmerndes Laubwäldchen, vor­bei an einer Wei­de mit ein­samer Kopf­wei­de – zur „Teergrube“. Beim Herumfahren zog mich ein Milchbauernhof an. Viele Kühe gras­ten auf der Wei­de, die anderen trotteten bei offenen Stall­tü­ren un­an­gebunden herum. Ich sah ei­nen als Fe­rien­ap­par­te­ment aus­ge­bau­ten Stadel und ein aufrührerisches Plakat, leider war niemand zu­ Hau­se. Ich bom­bar­dier­te al­le Bäu­erin­nen und Bau­ern im Ge­mein­de­rat mit E-Mail-An­fra­gen. Al­lein die ka­tho­lische Pfar­re reagierte mit ei­ner Emp­fangs­be­stä­ti­gung – und danach mit Schwei­gen.

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