Über Geld spricht man

Schwarzes-Kameel-Chef Friese: „Ich war früher mit dem Geschäft verheiratet“

Der Besitzer des Schwarzen Kameels, Peter Friese, sollte eigentlich Diplomat werden. Doch es kam etwas dazwischen.
Der Besitzer des Schwarzen Kameels, Peter Friese, sollte eigentlich Diplomat werden. Doch es kam etwas dazwischen. (c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Interview. Der Eigentümer des Wiener Restaurants „Schwarzes Kameel“, Peter Friese, spricht über Erfolg, der nur gelingt, wenn man sich stetig verändert. Geld sei nie eine Antriebfeder gewesen. „Sparen liegt mir nicht im Blut“, sagt er.

Die Presse: Es sind viele junge Leute hier. Wie schaffen Sie es, dass das gute alte Schwarze Kameel auch junge Gäste anspricht?

Peter Friese: Wir haben natürlich viele Stammgäste. Wenn deren Kinder sagen würden: „Papa, es ist überhaupt nicht cool, hierherzugehen“, dann würden diese Gäste wohl nicht mehr zu uns kommen. Wir verändern und erneuern uns deshalb andauernd, aber diese Veränderung passiert sehr dezent. Ich betreibe ja auch die Bar Campari gleich dort drüben. Und bei Campari haben sie eine panische Angst, dass sie eines Tages verstauben könnten. Da wird mit viel Marketing und Akribie gearbeitet, um dies zu verhindern.

Zum Beispiel?

Bevor wir die Bar Campari eröffnet haben, wurde lang darüber diskutiert über, ob der i-Punkt auf Campari rot sein soll oder weiß. Am Ende hat der CEO persönlich entschieden, dass weiß eleganter ist.

Stimmt es, dass Sie eigentlich Diplomat werden sollten?

Einer der besten Freunde meiner Eltern war Botschafter. Das war ein sehr gescheiter, gebildeter Mann. Er ist jeden Tag zu uns auf einen Espresso gekommen und hat mir dabei die Weltpolitik erklärt. Da war ich etwa 20 Jahre alt. Mein Vater war halt der Meinung, bei einer diplomatischen Karriere geht alles auf Staatskosten. Kein übermäßiger Stress, man lebt irgendwo in einer schönen Stadt, hat Angestellte, Chauffeur und vieles mehr. Der Freund meiner Eltern war ja dann auch Botschafter in Paris.

Die Eltern waren der Meinung: Der Bub soll‘s leichter haben.

Ja, aber leider waren meine schulischen Leistungen zu schwach. Also konnte ich den Wunsch meiner Eltern nicht erfüllen. Sie waren aber nicht unglücklich darüber.

Sie sind also letztlich doch in den elterlichen Betrieb eingestiegen. Wie war es damals im Schwarzen Kameel?

Am Anfang haben wir vor allem Reiseproviant verkauft. Später hat man statt Reiseproviant natürlich Delikatessen gesagt. Ich habe also im Delikatessengeschäft begonnen. Das war keine einfache Tätigkeit. Die Kunden waren sehr anspruchsvoll. Supermärkte gab es noch nicht. Und der Greißler wurde von vielen als Kapitalist gesehen.

Warum ausgerechnet der Greißler?

Weil er etwa schon ein Auto besaß. Wir hatten einen Ford 17 M, das war ein Transporter, mit dem sind wir einkaufen gefahren. Ich persönlich hatte zum Delikatessengeschäft immer eine Hassliebe.

Aber sie verkaufen ja nach wie vor Delikatessen.

Ja, weil es zu unserer DNA gehört, aus wirtschaftlicher Sicht müssten wir diesen Bereich zusperren. Früher hatten wir als Greißler ein Monopol auf unseren Prosciutto. Es war genau geregelt, wie viel Prosciutto aus Italien nach Österreich exportiert werden darf. Wenn wir sechs Stück für das Weihnachtsgeschäft bestellt haben, haben wir vom Generalimporteur zwei bekommen. Weil wir ein guter Kunde waren. Heute bieten die Supermärkte alles an.

Heute ist Prosciutto kein Luxusgut mehr. Aber es gibt nach wie vor nur ein Schwarzes Kameel.

Vor einiger Zeit war ein Geschäftsmann bei mir, der im Ausland ein großes Immobilienprojekt abwickelte. Er sagte mir, er wolle gern dort ein Schwarzes Kameel haben. Ich habe gefragt, wie er auf diese Idee gekommen ist. Seine Antwort: Das Schwarze Kameel ist mein Lieblingsrestaurant.

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