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Wie der ORF bereits mit Künstlicher Intelligenz arbeitet

Technikdirektor Harals Kräuter arbeitet an einer KI-Anwendung „AIDitor
Technikdirektor Harals Kräuter arbeitet an einer KI-Anwendung „AIDitorAPA / ORF / Roman Zach-kiesling
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Zur „Effizienzsteigerung“ testet der ORF den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI), erklärt Technikdirektor Harald Kräuter. Es soll kein Einsparungsprojekt sein. Außerdem werden „Havarieszenarien“ aufgebaut. 

Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) wird den Arbeitsalltag verändern, auch in Redaktion, und auch im ORF. Technikdirektor Harald Kräuter rechnet damit, dass es drei wesentlich Bereiche geben wird, in denen mit KI gearbeitet werde, erklärte er im Interview mit der APA: bei der Unterstützung der journalistischen Tätigkeit im Haus, einer Effizienzsteigerung der Arbeitsprozesse und zur Erhöhung der Barrierefreiheit. „Vorausgeschickt sei: Journalismus wird im ORF immer in der Verantwortung der Redakteurinnen und Redakteure liegen“, so Kräuter.

Derzeit arbeite man – in Abstimmung mit dem Redaktionsrat – an der Entwicklung einer Anwendung namens „AIDitor“. Dieses greife auf bestehende KI-Systeme zu und fasse sie zu einer Applikation zusammen. „Inhalte, die mit dem Programm bearbeitet werden, sind journalistisch hochwertiger Content, vorrecherchiert, und Sie werden natürlich nicht irgendwie frei aus dem Internet herausgezogen“, sagt der Technikdirektor. Er nennt auch ein Beispiel: „Wir können etwa eine Recherche nehmen, sie in den ,AIDitor‘ importieren und bekommen einen fertigen Social-Media-Beitrag heraus. Es ist aber auch möglich, aus einem Radiobeitrag eine Kurzmeldung, eine Zusammenfassung auf Englisch oder eine Teletextmeldung auf Kroatisch zu erstellen.“ Das Tool erkenne mit einer 80-prozentigen Trefferquote den Kern der Geschichte.

Im Bereich der Barrierefreiheit teste der ORF unterschiedliche Tools zur Untertitelung der Programme. „Wir loten aus, ob eine gewisse Fehlertoleranz vielleicht akzeptiert werden kann, wenn wir im Gegenzug noch mehr Sendungen und Programme untertiteln können“, sagt Kräuter.

Wenn in der „ZiB“ eine Kamera ausfällt

Abseits von KI arbeitet er an der Digitalisierung (der Player „ORF On“ startet 2024). Außerdem baue man „Havarieszenarien auf, damit wir technische Probleme überspielen können und nicht sofort beheben müssen“, erklärt Kräuter. „Lassen Sie mich ein Beispiel geben: Wenn bei einer ,ZiB‘ eine Kamera ausfällt, gibt es nun beispielsweise Konzepte, durch die wir anstatt mit drei Kameras auch mit zwei Kameras die Sendung fortsetzen können. Zwar haben wir dann dramaturgisch unterschiedliche Einschränkungen, können die ,ZiB‘ aber bis zum Ende abwickeln, ohne die Sendung frühzeitig abbrechen zu müssen.“ Diese Maßnahmen werden auch entwickelt, weil das Personal aus wirtschaftlichen Gründen für einen durchgehenden technischen Support nicht immer zur Verfügung stehe.

„KI-Projekt ist kein Einsparungsprojekt“

Insgesamt gehe es darum, Effizient zu steigern. „Das KI-Projekt ist kein Einsparungsprojekt“, betont er. „Wir können dadurch unsere Kreativität besser ausleben, noch mehr Zeit in Recherche stecken und letztendlich mehr Kanäle mit breiteren Inhalten bespielen.“ Der ORF plane auch Kooperationen, es gebe bereits Arbeitsgruppen in der European Broadcasting Union (EBU). Bei einer möglichen Zusammenarbeit mit Privatsendern verwies er auf eine KI-Initiative, die Medienministerin Susanne Raab (ÖVP) angekündigt hat.

Kräuter rechnet damit, dass man sich mit der Regulierung seitens der EU ohnehin schwer tun werde, Schritt zu halten, weil der globale Fortschritt bei KI so schnell sei. „Das soll aber nicht heißen, dass die Einhaltung unserer Standards, vor allem in Hinblick auf persönliche Daten nicht wichtig wären“, sagt er. (APA/Red.)

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