ORF über Israel

„ZIB Zack Mini“ relativiert Terror der Hamas: Redaktion bedauert

 „Manche nennen Gaza auch Gefängnis unter freiem Himmel“, sagte Moderatorin Fanny Stampf in ihren Einleitungsworten
 „Manche nennen Gaza auch Gefängnis unter freiem Himmel“, sagte Moderatorin Fanny Stampf in ihren EinleitungswortenScrenshot
  • Drucken
  • Kommentieren

In der an Kinder gerichteten Nachrichtensendung wurde versucht, den Gaza-Israel-Konflikt zu erklären. Dabei wurde der Terror der Hamas teils sogar gerechtfertigt. Die Redaktion meldete sich mit einer Stellungnahme.

Die „ZIB Zack Mini“ von Mittwochfrüh hat einen Shitstorm in sozialen Medien gegen den ORF ausgelöst. Denn in der Sendung wurde versucht, den Krieg zwischen Israel und der Hamas zu erklären. Der Beitrag suggeriert dabei einen neutralen Blick, ist aber völlig einseitig geraten. Zentrale Punkte des Konflikts werden unter den Tisch fallen gelassen - dass etwa die Hamas Israel das Existenzrecht abspricht. Der Terror der Hamas wird so verharmlost oder sogar ein wenig rechtfertigt.

Zu Beginn der Sendung sieht man Moderatorin Fanny Stampf vor der Grenzmauer zu Gaza. „Diese Mauer hier ist einer der vielen Gründe, warum sich das israelische Militär und die palästinensische Terrorgruppe Hamas bekämpfen“, sagt sie in ihrer Anmoderation. „Denn hinter der Mauer ist der Gazastreifen.“ Diesen dürften die Menschen nicht ohne Erlaubnis verlassen, „manche nennen Gaza deshalb auch Gefängnis unter freiem Himmel.“ Viele Menschen würden deswegen meinen, der Krieg in Israel sei „nicht überraschend“ gekommen, denn die Situation in Gaza sei für viele schwierig.

Im Beitrag heißt es dann, dass der überwiegende Teil der Menschen in Gaza in Armut lebe, viele davon Kinder. 2007 habe „die radikale Terrorgruppe Hamas die Macht in Gaza übernommen“, seither sei Gaza noch mehr abgeschottet, denn Israel habe eine Blockade herum aufgebaut. Hinzu komme, dass Israel die Lieferung von Lebensmitteln kontrolliere. „Und weil für viele die Situation so ausweglos ist, glauben manche, die Terrorgruppe Hamas sei die einzige, die ihnen helfen könne“, heißt es dazu im Beitrag.

Stapf erklärt weiter, „weil die Situation so schwierig ist“ werde auf der ganzen Welt darüber gesprochen. Im zweiten Beitrag der „ZIB Zack Mini“ geht es dann darum, wer die Verbündeten Israels und der Hamas seien: „Iran ist der Meinung, dass die Menschen in Gaza, die an die Religion Islam glauben, von Israel unterdrückt werden“, heißt es darin. Israel werde von den USA unterstützt, denn „die Regierung der Vereinigten Staaten ist der Meinung, die Hamas ist daran schuld, dass es jetzt Krieg gibt.“ Weder in der Anmoderation noch in den beiden Beiträgen wird erwähnt, dass die Hamas Israel angegriffen hat und wie viele Menschen dabei starben.

„ZIB Zack Mini“-Beiträge nicht mehr abrufbar

In sozialen Medien brach am Mittwochabend ein Sturm der Entrüstung aus. Auf der ORF.at-„Newsoom“-Videoseite ist der Beitrag nicht mehr auffindbar, in der TVthek ist er nach wie vor abrufbar. „Dass so ein einseitiger Beitrag im ORF auf Sendung gehen kann, ist für mich völlig unverständlich“, schrieb etwa der stellvertretende Kabinettschef von Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP), Daniel Kosak auf Twitter. „Wirklich sehr daneben“, nannte ihn „Falter“-Chefredakteur Florian Klenk. Die ehemalige „Wienerin“-Chefredakteurin Syvlia Steinitz wandte sich direkt an ORF-Generaldirektor Roland Weißmann: „Dieser faktisch falsche, gefährlich tendenziöse Beitrag ist immer noch online und in der TV-Thek des ORF abrufbar. Wieviele Kinderköpfe wollen Sie noch damit vergiften?“ fragte sie.

Am Donnerstagvormittag entfernte der ORF die Beiträge. Statt dieser sehen Zuseher den Hinweis: „Aus rechtlichen Gründen kann dieser Teil der Sendung nicht mehr abgerufen werden.“

Redaktion: „Relativierung war nicht die intendierte Absicht“

Die Redaktion der Sendung rechtfertigt sich mit einem Statement unter dem Video in der TVthek: „Komplizierte politische Zusammenhänge und gewaltsame Bilder kindgerecht zu erklären, gehört zum Schwierigsten was Journalismus zu bieten hat“, heißt es darin. „Sollte im angesprochenen Beitrag der Eindruck von Relativierung entstanden sein, dann bedauert das die Redaktion. Das war das selbstverständlich nicht die intendierte Absicht, der ORF benennt die Gräuel der Hamas in seinen Informationssendungen unmissverständlich. Um jedwede Missverständnisse zu vermeiden hat der ORF den entsprechenden Beitrag aus den Online-Verbreitungswegen entfernt.“

>> Zum Beitrag in der TVthek

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.