Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb mahnt in ihrem neuen Buch drastisch rasches Handeln von allen Seiten ein. Der Lohn: ein schönes Leben, auch in Zukunft.
Die Presse: Sie titeln Ihr neues Buch „Für Pessimismus ist es zu spät“. Es bedrückt mit der Masse unangenehmer Wahrheiten, liest sich nach einem stufenweisen Suizid der Menschheit. Erst auf den letzten Seiten machen Sie Mut. Ein bisschen wirkt es, als sei es auch für Optimismus zu spät.
Helga Kromp-Kolb: Das hoffe ich nicht. Ich glaube, dass tatsächlich für Optimismus noch Zeit ist. Wobei Optimismus wahrscheinlich das falsche Wort ist. Das würde implizieren: Wir können es laufen lassen, und es wird schon gut werden. Das ist sicher nicht der Fall. Diesen Eindruck wollte ich auch nicht vermitteln – und auch nicht: Wir schaffen das, keine Sorge, das geht schon. Es ist durchaus möglich, dass es geht, aber es setzt voraus, dass wir uns wirklich alle auf allen Ebenen dafür einsetzen. Wir müssen uns wirklich anstrengen, aber das ist es wert, weil die Zukunft schön sein kann.
Wann ist Ihnen eigentlich selbst bewusst geworden, dass die Menschheit vor einem gewaltigen Problem steht?
Das ist allmählich gekommen, je mehr ich mich mit dem Thema beschäftigt habe. Das Unangenehme ist ja, dass jede neue wissenschaftliche Erkenntnis zeigt, dass es noch schlimmer ist, als wir bisher dachten. Die Erkenntnisse führen immer in Richtung „Es ist noch ärger, wir haben noch weniger Zeit“. Gerade deswegen ist es wichtig, sich nicht in diesen Schreckensszenarien zu verlieren.