Anzeige
Kultur

Zum Geburtstag alle Bruckner-Sinfonien

Das Brucknerhaus Linz ist mit seinen verschiedenen Sälen ein wichtiger Veranstaltungsort für das Internationale Brucknerfestival.
Das Brucknerhaus Linz ist mit seinen verschiedenen Sälen ein wichtiger Veranstaltungsort für das Internationale Brucknerfestival.Nora Forsthuber
  • Drucken

Beim Brucknerfest 2024 werden anlässlich des 200. Geburtstages des Komponisten alle seine Sinfonien so gespielt, wie er sie ursprünglich geschrieben hatte. Und das von namhaften Originalklangorchestern.

Das hat die Welt noch nicht gehört“ – Intendant Dietmar Kerschbaum kündigt für 2024 ein „Brucknerfest der Superlative“ an. Schließlich gilt es, den 200. Jahrestag von Anton Bruckners Geburtstag gebührend zu feiern. „Wir haben vieles überlegt und schließlich die Aufführung aller elf Sinfonien Bruckners zum Höhepunkt erkoren“, sagt Kerschbaum. Dabei zählt man neben den neun gängigen auch die sogenannte „Studiensinfonie“ und die „Annullierte“ oder auch „Nullte“ mit. „Indem wir diese nicht nur im Originalklang, sondern auch von namhaften Orchestern und in der ganz ursprünglichen Version aufführen werden, wollen wir ein Zeichen setzen, das international weithin beachtet werden wird“, ist sich Kerschbaum sicher.

Er konnte für das Projekt unter anderen den Concentus Musicus Wien unter Stefan Gottfried, Le Concert des Nations unter Jordi Savall, Les Musiciens du Louvre mit Marc Minkowski am Pult sowie das Orchestre des Champs-Elysées unter Philippe Herreweghe gewinnen. „Das war durchaus eine Herausforderung, denn sie spielen das alle nur für uns“, so Kerschbaum im Interview mit der „Presse“. „Wir wollen hier wirklich ein umfassendes Hörerlebnis ermöglichen, wie es noch nicht da war.“

Originalinstrumente

Man habe sich daran gewöhnt, Bruckners Sinfonien auf modernem Instrumentarium musiziert zu hören, während der Komponist diese für Streichinstrumente mit weicher klingenden Darmsaiten konzipierte. „Ich hoffe auf großes Interesse daran, wie diese Werke zur Zeit von Bruckner wirklich geklungen haben“, sagt Kerschbaum. „Wir haben lang überlegt“, erzählt der Intendant, „wie wir im Jubiläumsjahr, in dem Bruckner auch in anderen Ländern gefeiert wird, eine besondere USP kreieren können – wir wollten etwas ganz Besonderes: Das wird uns mit dieser Möglichkeit, die elf Sinfonien im Gesamtklang so zu erleben, wie Bruckner sie ursprünglich wollte, bestimmt gelingen.“ Auch einer der musikalischen Leiter, Philippe Herreweghe, ist vom Reiz, Bruckner mit Originalklanginstrumenten zu spielen, überzeugt: „Die historischen Instrumente tragen zu einem natürlichen klanglichen Gleichgewicht zwischen den Instrumentengruppen bei. Das schaffen moderne Instrumente nicht.“ Er spricht davon, dass beispielsweise die Melancholie in den langsamen Sätzen der von ihm geleiteten „Achten“ stärker zum Ausdruck käme.

Und auch Pablo Heras-Casado, der mit Anima Eterna Brugge Bruckners „Dritte“ in der Fassung von 1873 zur Aufführung bringen wird, zeigt sich „sicher, das Publikum wird von der großen Vielfalt an Farben und Texturen sowohl überrascht als auch fasziniert sein“. Durch die historischen Instrumente erreiche man weniger Schwere, wie sie oft mit Bruckner assoziiert wird, sondern mehr Durchhörbarkeit, so Heras-Casado. „Die Klangwelt wird eine andere sein als jene, die wir kennen“, zeigt sich auch Intendant Dietmar Kerschbaum überzeugt. „Nach diesem Brucknerfest werden wir alle um viele Hörerfahrungen reicher sein.“

Fest unter freiem Himmel

Ein weiterer Höhepunkt soll am eigentlichen Geburtstag, am 4. September 2024, stattfinden: Franz Welser-Möst wird mit dem Cleveland Orchestra Bruckners vierte Sinfonie ebenso aufführen wie das Vorspiel und den Liebestod aus „Tristan und Isolde“. „Hier wollen wir etwas schier Unmögliches möglich machen und sogar die Konzerträumlichkeiten verlassen“, sagt Kerschbaum. Auf der Freifläche zwischen Pfarrkirche und Pfarrhof von Ansfelden soll ein Freiluft-Konzert der Extraklasse stattfinden: „Damit wollen wir den weltweiten Höhepunkt des Brucknerjahres bilden – ich glaube, dass uns die gesamte Musikwelt darum beneiden wird“, so Kerschbaum. Nicht nur der ORF überträgt, auch international soll das Konzert zu sehen sein. Und es wird als Public Viewing auch in der Innenstadt von Linz präsentiert. „Wir wollen mit diesem Konzert nicht nur Bruckners Musik in alle Welt hinaustragen, sondern auch ein Friedenszeichen setzen“, so Kerschbaum. 

Beim traditionellen Festakt zur Eröffnung des Brucknerfests kommt das Bruckner Orchester Linz zum Einsatz, Markus Poschner wird am Pult stehen. Neben Musik des Jahresregenten wird auch eine Uraufführung erklingen, nämlich jene von Johannes Berauers „InstANT on“. „Dieses neue Werk eines ebenfalls oberösterreichischen Komponisten wird zwischen Klassik, Jazz und Weltmusik changieren“, kündigt Kerschbaum an. Auch wenn mit den elf Sinfonien im Originalklang ein besonderes Erlebnis ermöglicht werden soll, kann man beim Internationalen Brucknerfest 2024 zusätzlich auch Sinfonien mit modernen Instrumenten hören: Dafür hat man die Wiener Philharmoniker eingeladen, die unter Christian Thielemann, neuerdings Generalmusikdirektor der Berliner Staatsoper Unter den Linden, Bruckners „Erste“ in der Wiener Fassung spielen werden. Vor Kurzem hat der Klangkörper sämtliche Bruckner-Sinfonien unter Thielemann auf CD herausgebracht. Für Bruckner mit modernen Instrumenten wird auch das Bruckner Orchester Linz unter Markus Poschner stehen, dieses bringt die „Achte“ in die Stiftsbasilika St. Florian.

Drei Messen

Im Rahmen des Brucknerfests 2024, das von 4. 9. bis 11. 10. reicht, werden auch die drei großen Messen zu hören sein, unter anderem mit Michi Gaigg und dem L’Orfeo Barockorchester sowie Thomas Hengelbrock am Pult der Münchner Philharmoniker. Bei Bruckners „Messe Nr. 1 in d-Moll“ wird der Hard-Chor, der dort beheimatet ist, wo Bruckner einst Chorleiter war, ebenso dabei sein wie der Männerchor der St. Florianer Sängerknaben. Aus den Reihen dieses Bubenchores ging Bruckner ja einst hervor. „Hier schließen sich gleich mehrere Kreise“, so Kerschbaum. Natürlich dürfe auch das „Te Deum“ nicht fehlen, das dieses Mal vom OÖ Landesjugendchor und dem Oberösterreichischen Jugendsinfonieorchester unter Markus Poschner aufgeführt wird.

Thomas Hampson und Julia Lezhneva geben Liederabende, bei denen sie von Wolfram Rieger und Helmut Deutsch begleitet werden. Als Hauptsponsor unterstützt auch die Raiffeisenlandesbank Oberösterreich das Brucknerfest. „Wir sind davon überzeugt, dass eine Entwicklung der Gesellschaft nur in Zusammenhang mit der Entwicklung der Kultur stattfinden kann, daher ist es uns ein großes Anliegen, Kultur zu unterstützen“, sagt deren Generaldirektor Heinrich Schaller.

Mehr zum Brucknerfest 2024: brucknerhaus.at/programm


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.