Soziale Netzwerke

Zieht Elon Musk den Stecker? Die Alternativen im Fall eines X-Rückzugs aus der EU

Elon Musk erwägt offenbar, die Plattform X aus der EU abzuziehen.
Elon Musk erwägt offenbar, die Plattform X aus der EU abzuziehen.Reuters/Gonzalo Fuentes
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Zieht Elon Musk X tatsächlich aus der EU ab? Die jüngsten vermeintlichen Pläne des unberechenbaren Milliardärs sorgen für Aufsehen. Welche Alternativen es im Fall der Fälle gibt.

Elon Musk hat es schon wieder getan. Der impulsive Multimilliardär ist für sein loses Mundwerk bekannt, nicht selten lässt er seinen Worten auch entsprechende Taten folgen. Deshalb schlagen die neuesten Überlegungen des Unternehmers gewaltige Wellen: Der Tech-Milliardär erwägt offenbar, die Plattform X – wie sich die Kurznachrichtenplattform Twitter seit Musks Übernahme nennt – aus der EU abzuziehen. Das berichtet zumindest das Nachrichtenportal Business Insider unter Berufung auf eine unternehmensnahe Person. Elon Musk selbst dementierte die Berichte noch am Donnerstag. Dennoch: Musk gilt als unberechenbar. Und bekannt ist auch: Der Digital Services Act (DSA) der EU dürfte dem Unternehmer ein Dorn im Auge sein. Er verpflichtet große Online-Plattformen, konsequent und schnell unter anderem gegen Hassrede vorzugehen.

Nun ist X mit seinen weltweit knapp 350 Millionen Nutzerinnen und Nutzern zwar nicht das größte soziale Netzwerk, es ist jedoch für seine äußerst eingeschworene Community bekannt. Ein endgültiger Abschied aus der EU dürfte also vielen sauer aufstoßen. Im Fall der Fälle bietet das Internet einige Alternativen. Ein Überblick.

Mastodon

Das dezentrale Nachrichtennetzwerk Mastodon erlebte dank Elon Musk und seiner turbulenten Twitter-Übernahme bereits Ende 2022 einen erstaunlichen Zulauf. Damals wie heute entpuppt sich Mastodon als naheliegende Alternative. 2016 begann der Deutschrusse Eugen Rochko, das Netzwerk zu programmieren; ganz bewusst als Gegenentwurf zu den großen, gewinnorientierten Plattformen des Silicon Valley. Technisch funktioniert das Netzwerk anders als Twitter dezentral: Nicht ein großes Unternehmen bestimmt alles, sondern viele Server kommunizieren miteinander. Obwohl jeder Server-Betreiber selbst bestimmen könne, welche Regeln gelten, sei ein konsequentes Vorgehen gegen Hassrede auf der Plattform zentral, versichert ihr Erfinder. Tatsächlich empfinden viele Umsteiger und Mastodon-Beginner das neue Netzwerk als entspannter und freundlicher.

Bluesky

Das Blaue vom Himmel verspricht das Pendant zum ehemaligen Twitter. Bluesky nennt sich die zum Verwechseln ähnliche Plattform, die derzeit viele verärgerte X-Nutzer anlockt. Ins Leben gerufen wurde die Firma dahinter bereits 2021, passenderweise vom Twitter-Gründer Jack Dorsey. Die Betaversion von Bluesky ist bereits seit diesem Frühjahr öffentlich zugänglich. Hierzulande ist der Hype verspätet angekommen. „Die App soll in der Funktionalität und Ausrichtung offensichtlich ein Ersatz für X sein“, meint die Autorin und Social-Media-Expertin Ingrid Brodnig gegenüber der „Presse“. Eigenen Angaben zufolge soll die Nutzung dezentral und moderiert ablaufen. Zudem überzeugt die Plattform durch eine einfachere Handhabung als bisherige X-Alternativen. Das Internet wird Bluesky aber wohl auch nicht retten, meint „Presse“-Redakteur Andrey Arnold.

Threads

Aus dem heiß diskutierten Cage-Fight zwischen Elon Musk und Meta-Chef Mark Zuckerberg wurde (vorerst) nichts. In der Welt der sozialen Netzwerke liefern sich die beiden allerdings einen erbitterten Kampf, der sich jüngst nochmals zuspitzte. Zuckerbergs Meta-Konzern hob mit Threads einen X-Konkurrenten – manche gehen so weit und bezeichnen die Plattform sogar als „Twitter-Klon“ – aus der Taufe. Threads legte einen Traumstart hin; innerhalb der ersten fünf Tage wurde die Marke von 100 Millionen Nutzerinnen und Nutzern geknackt. Das liegt jedoch auch an der gewaltigen Starthilfe namens Instagram: All jene, die bereits ein Instagram-Konto haben (weltweit gibt es davon rund zwei Milliarden an der Zahl), können mit wenigen Klicks ihren Weg in die neue Social-Media-App ebnen. Twitter-Besitzer Elon Musk reagierte auf das Konkurrenzprodukt ungewöhnlich humorlos und drohte mit einer Klage. In Europa kann man den Hahnenkampf derzeit als neutraler Beobachter bestaunen; hier ist Threads vorerst nicht verfügbar. Man arbeite an Maßnahmen, um die Sicherheit der Benutzer zu gewährleisten. Noch ist das sichtlich nicht der Fall. Der Digital Services Act macht offenbar auch Meta Sorgen. (ham)

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