Großbritannien

Premier Sunak auf Vermittlungsmission in Nahost

Rishi Sunak mit Mohammed Bin Salman, dem saudischen Kronprinzen, in Riad.
Rishi Sunak mit Mohammed Bin Salman, dem saudischen Kronprinzen, in Riad.Reuters / Saudi Press Agency
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Der britische Premier gibt sich sich in der Krisenregion als Freund Israels und versucht sich als Mediator. Die Reise lenkt von der Wahlschlappe der Tories ab.

Die Nahost-Krise kommt Rishi Sunak politisch nicht ungelegen. Sie lenkt ab von der krachenden Niederlage seiner Tories bei zwei Nachwahlen am Donnerstag in Mittelengland, die die Serie der Wahlschlappen fortsetzt. Beide Sitze gingen an die Labour Party. In London prasselt auch intern die Kritik auf den britischen Premier ein. Vor dem Parteitag im September in Manchester haben sich auch schon einige potenzielle Nachfolger in Stellung gebracht, darunter die kontroversielle Innenministerin Suella Braverman, die mit einer rigorosen Migrationspolitik zu punkten sucht. Seine Kritiker bezweifeln, dass der Premier vor der Parlamentswahl in rund einem Jahr das Ruder noch herumzureißen vermag.

Statt das Wahldebakel der Konservativen zu kommentieren, ist Sunak just seit Donnerstag auf Krisenmission im Nahen Osten. Zum Auftakt flog er nach Israel, wo er die Staats- und Regierungsspitze traf. Gegenüber Benjamin Netanjahu und Itzhak Herzog gab er die britische Solidarität mit Israel zum Ausdruck. „Wir wollen, dass ihr gewinnt“, sagte er. Zugleich drängte er auf einen humanitären Korridor für den Gazastreifen.

Arbeitsteilung mit Außenminister

Danach reiste Sunak nach Saudiarabien, wo er mit Kronprinz Mohammed über die Auswirkungen eines Gaza-Kriegs für die Region sprach und Möglichkeiten für eine Eindämmung erörterte. Als nächstes Ziel stand am Freitag Kairo auf dem Reiseplan, wo Staatschef Abdel Fattah al-Sisi am Samstag einen Nahost-Gipfel abhalten wird. Der Premier geht dabei in einer Arbeitsteilung mit James Cleverly, seinem Außenminister, vor.

Auch Cleverly tourt derzeit durch die Region. In Katar, in der Türkei und nicht zuletzt in Ägypten will er Verständnis für den Krieg Israels gegen die Hamas wecken und die arabischen Staaten in den Versuch einbinden, den Preis für die Zivilbevölkerung in Grenzen zu halten. Ägypten kommt dabei eine Schlüsselrolle zu - einerseits als Nachbarland mit dem Schlüssel zum Tor in den Gazastreifen in Rafah; andererseits als späterer Vermittler mit Kontakten zur Hamas.

Historische Verantwortung

Wie die USA und Deutschland versteht sich Großbritannien als Akteur mit historischer Verantwortung in der Region. Dem britischen Empire unterstand Palästina als Mandatsgebiet, unter der Oberhoheit Londons kam es zum Teilungsplan zwischen Israel und Jordanien.

Als weltpolitischer Player hat sich Rishi Sunak noch nicht so recht profiliert. Er suchte die Nähe zu Joe Biden. Und er versuchte mit Narendra Modi, dem indischen Premier, ein Handelsabkommen einzufädeln, das den Ausstieg aus der EU kompensieren soll. Doch in Indien half dem Sohn imdischstämmiger Immigranten aus Ostafrika auch sein Bonus als Hindu nicht.

Kein Showman wie Boris Johnson

Im Minenfeld des Nahen Ostens bewegt sich der Ökonom und frühere Investment-Banker auf eher fremdem Terrain - erst recht als Vermittler in einer Krisen- und Kriegszeit. Boris Johnson wäre sicherlich mit mit Verve und Churchill-Pose aufgetreten. Der Ex-Premier und frühere Außenminister hätte sich wohl noch stärker als Freund Israels inszeniert - wie er dies in der Ukraine mit seinem Freund Wolodymyr Selenskij vorexerziert hat. Doch zum Showman eignet sich Rishi Sunak nicht.

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