Feldlazarett

Ägypten will Verletzte aus Gazastreifen aufnehmen

Soldaten sichern den Grenzübergang Rafah, als der ägyptische Premierminister Mostafa Madbouly am 31. Oktober dort eine Visite abstattet.
Soldaten sichern den Grenzübergang Rafah, als der ägyptische Premierminister Mostafa Madbouly am 31. Oktober dort eine Visite abstattet.Reuters / Mohamed Abd El Ghany
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81 Schwerverletzte sollen am Mittwoch via Grenzübergang Rafah nach Ägpyten ausreisen können.

Angesichts der israelischen Bombardierungen des Gazastreifen will Ägypten ab Mittwoch Verletzte aus dem Palästinensergebiet aufnehmen. „Medizinische Teams werden morgen am Grenzübergang vor Ort sein“, sagte ein Vertreter der Gesundheitsbehörden in der ägyptischen Stadt El Arisch am Dienstag der Nachrichtenagentur AFP. Die Grenzbehörde des von der radikalislamischen Hamas regierten Gazastreifens erklärte, Ägypten habe sich zur Aufnahme von 81 Schwerverletzten bereit erklärt.

Diese sollen den Angaben zufolge über den Grenzübergang Rafah - den einzigen nicht von Israel kontrollierten Grenzübergang des Gazastreifens - von dem Palästinensergebiet aus nach Ägypten gebracht werden. Ein AFP-Fotograf sah am Dienstag zahlreiche Krankenwagen auf der ägyptischen Seite des Grenzübergangs bereitstehen.

Nach Angaben des ägyptischen Behördenvertreters soll rund 15 Kilometer von Rafah entfernt in der Stadt Scheich Suweid im Norden der Sinai-Halbinsel ein 1300 Quadratmeter großes Feldlazarett errichtet werden, um Verletzte aus dem Gazastreifen zu behandeln.

US-Regierung will Staatsbürgern Ausreise ermöglichen

Die US-Regierung äußerte die Hoffnung, dass auch US-Staatsbürger den Gazastreifen verlassen können. „Wir hoffen, dass jede Vereinbarung, Menschen herauszubekommen, auch die Möglichkeit schaffen würde, dass US-Bürger oder ihre Familien und andere Ausländer herauskommen“, sagte der Sprecher des US-Außenministeriums, Matthew Miller, in Washington.

Israels nationaler Sicherheitsberater Tsachi Hanegbi sagte unterdessen vor Journalisten, dass sein Land mit Ägypten über im Gazastreifen verletzte Menschen im Austausch stehe. Er betonte aber, es gebe immer noch Meinungsverschiedenheiten über Hilfslieferungen für den Gazastreifen. Ägypten will mehr Lastwagen mit Hilfsgütern in den Gazastreifen schicken. Israel erklärt hingegen, es habe nur begrenzte Kapazitäten für eine Kontrolle der Lkw.

60 Lastwagen mit Hilfsgütern im Gazastreifen

Im Gazastreifen sind am Dienstag insgesamt 59 Lastwagen mit dringend benötigten Hilfsgütern eingetroffen. Der Konvoi habe vier Lastwagen umfasst, die vom Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) gestellt wurden, teilte der Palästinensische Rote Halbmond am Dienstagabend mit. Der Rest sei vom Ägyptischen Roten Halbmond geliefert worden, der für die Lieferung von Hilfsgütern von verschiedenen ägyptischen Organisationen und aus anderen Ländern verantwortlich ist.

Mit diesem Konvoi, der Lebensmittel, Wasser und medizinische Hilfsgüter transportierte, sind den Angaben zufolge seit Beginn des Gaza-Krieges etwas mehr als 200 Lastwagen in dem abgeriegelten Küstengebiet eingetroffen. Laut UNO werden täglich 100 Lastwagenladungen benötigt, um die 2,2 Millionen Menschen mit dem Nötigsten zu versorgen. Vor Kriegsbeginn kamen nach Angaben des UNO-Nothilfebüros OCHA im Durchschnitt unter der Woche täglich 500 Lkw in den Gazastreifen.

Ägypten veruteilt Raketeneinschlag in Flüchtlingslager „auf das Schärfste“

Die Entscheidung für die Aufnahme von Verletzten aus dem Gazastreifen fiel Stunden nach einem israelischen Angriff auf das Flüchtlingslager Jabalija im Norden des Gazastreifens, bei dem nach Angaben des von der Hamas geführten Gesundheitsministeriums mindestens 50 Menschen getötet und 150 weitere verletzt wurden.

Das ägyptische Außenministerium verurteilte den Beschuss „auf das Schärfste“ und warnte vor den „Folgen einer Fortsetzung dieser willkürlichen Angriffe, die wehrlose Zivilisten treffen“. Die israelische Armee sprach von einem Angriff gegen „Terroristen und Terrorinfrastruktur“ der Hamas, bei dem deren führender Vertreter Ibrahim Biari und zahlreiche weitere Kämpfer getötet worden seien.

Die Hamas hatte am 7. Oktober bei einem beispiellosen Großangriff auf Israel nach israelischen Angaben mindestens 1400 Menschen getötet und mindestens 240 Menschen in den Gazastreifen verschleppt. Als Reaktion auf den Hamas-Angriff hat Israel den Gazastreifen unter Dauerbeschuss genommen. Durch die israelischen Bombardierungen wurden nach nicht unabhängig überprüfbaren Angaben der Hamas seit dem 7. Oktober mehr als 8500 Palästinenser getötet, darunter mehr als 3500 Kinder. (APA/Ag.)

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