Jabalia

Rakete trifft Flüchtlingslager: Israel spricht von „militärischer Hochburg“

Suche nach Opfern und Überlebenden in Jabalia im Gaza-Streifen.
Suche nach Opfern und Überlebenden in Jabalia im Gaza-Streifen.Imago / Anas Jamal
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Eine Rakete trifft ein Flüchtlingslager, mindestens 50 Menschen kommen ums Leben. Laut Hamas befinden sich auch sieben zivile Geiseln unter den Opfern. Was Israel als Aktion gegen Terroristen bezeichnet, löst in der arabischen Welt Entsetzen und scharfe Kritik aus.

Diesmal ist es ein Raketentreffer in einem Flüchtlingslager, der international für Aufsehen sorgt. Und dieses Mal bestätigt Israel, dass es seine Rakete war, die eingeschlagen hat. Bei Angriffen auf Jabalia im Norden des Gazastreifens sind israelischen und palästinensischen Angaben zufolge am Dienstag Dutzende Menschen getötet worden. Die Armee hatte zuvor mitgeteilt, dass Israel den Einsatz mit Bodentruppen im Gazastreifen vorantreibe. Innerhalb von 24 Stunden seien rund 300 Ziele angegriffen und Dutzende Terroristen getötet worden. Auch zwei israelische Soldaten sind nach Angaben der Armee bei Kämpfen getötet worden.

Israels Armee teilte mit, Bodentruppen hätten rund 50 Terroristen in Jabalia getötet. Der Angriff „führte zum Einsturz benachbarter Gebäude“, weil Hamas-Einrichtungen im Untergrund errichtet wurden, sagte ein Militärsprecher.

Laut einem Arzt des Kamal-Adwan-Krankenhauses sind mindestens 35 Menschen gestorben, darunter auch Kinder und Frauen. Zudem seien mehr als 200 Verletzte in die Klinik eingeliefert worden, sagte Hussam Abu Safija der Deutschen Presse-Agentur. Die Hamas sagte am Mittwoch, dass sieben zivile Geiseln bei den Raketeneinschlägen in Jabalia ums Leben gekommen seien.

Das israelische Militär sprach von einem „großangelegten Angriff“ auf eine „militärischen Hochburg der Hamas“ im Westen der Stadt. Dort seien unter anderem Terroristen ausgebildet worden. Auch Flugzeuge seien im Einsatz gewesen. Infolge des Angriffs seien auch Tunnel eingestürzt.

Bei dem Einsatz wurde demnach der Hamas-Kommandeur Ibrahim Biari getötet, der den Angaben nach unter anderem an den Hamas-Massakern im israelischen Grenzgebiet am 7. Oktober beteiligt war. Die Hamas habe in der Gegend die Kontrolle über zivile Gebäude gehabt. Die Armee wiederholte ihren Aufruf an die Bewohner des Gazastreifens, in den Süden zu fliehen.

Iran verurteilt den Angriff

Der Iran verurteilte unterdessen den Angriff des israelischen Militärs auf das palästinensische Flüchtlingslager Jabalia scharf. Außenamtssprecher Nasser Kanaani sprach in dem Zusammenhang von einer „brutalen Attacke“ und warf dem Erzfeind der Islamischen Republik Kriegsverbrechen vor, wie aus einer Erklärung des Außenministeriums vom Dienstag hervorgeht. Die iranische Staatsführung hatte in den vergangenen Wochen seit Beginn des Gaza-Kriegs dem jüdischen Staat immer wieder gedroht.

Das ägyptische Außenministerium verurteilte den Beschuss ebenfalls „auf das Schärfste“ und warnte vor den „Folgen einer Fortsetzung dieser willkürlichen Angriffe, die wehrlose Zivilisten treffen“. Ägypten hat nur Stunden nach den Angriffen erklärt, die Aufnahme von Verletzten aus dem Gazastreifen zu ermöglichen.

Laut UN ist die Bodenoperation die bislang größte

Das UN-Büro für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten sagte, am Dienstag habe es neben intensiven Bombardierungen vor allem im Norden des Gazastreifens und in den Außenbezirken von Gaza-Stadt die bisher größte israelische Bodenoperation gegeben. Laut Angaben des Gesundheitsministeriums von Gaza wurden 216 Palästinenser getötet. Die Gesamtzahl der seit Beginn der Auseinandersetzungen gemeldeten Todesopfer beträgt 8525, davon sind 67 Prozent Kinder und Frauen, teilten die Vereinten Nationen mit. (APA/Ag.)

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