Premierenkritik

„Le Grand Macabre“ erstmals an der Staatsoper: Ein fröhlicher Aufschub des Weltuntergangs

Eine quecksilbrig-kunterbunte Mischung aus mittelalterlichem Totentanz, religionsfernem Mysterienspiel und brutaler Kasperliade ist Ligetis einzige abendfüllende Oper. Im Bild Amanda und Amando (Maria Nazarova und Isabel Signoret) mit Ensemble.
Eine quecksilbrig-kunterbunte Mischung aus mittelalterlichem Totentanz, religionsfernem Mysterienspiel und brutaler Kasperliade ist Ligetis einzige abendfüllende Oper. Im Bild Amanda und Amando (Maria Nazarova und Isabel Signoret) mit Ensemble.
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Einhelliger Jubel für eine musikalisch glänzende Aufführung unter Pablo Heras-Casado, mit Georg Nigl in der Titelpartie und Jan Lauwers’ getanzten Wimmelbildern à la Breughel.

Plötzlich ist er da. Dem goldenen Kleiderkasten entsteigt er, dieser Herrenmensch, Untergangsprophet, Todesverkünder: Nekrotzar, der „Große Makabre“. Alle werden sterben, lautet seine Botschaft. Doch nicht erst „aufs Jahr“ wie bei Nestroy, sondern schon heute um Mitternacht werde der Komet kommen und – zack, aus! Hat das kollektive Unbewusste im heruntergekommenen Breughelland diesen dämonischen Fremden geboren? Regiert schon Endzeitstimmung?

Es fällt schwer, György Ligetis „Le Grand Macabre“ nicht psychologisierend zu deuten. Aber noch schwerer ist es für die Bühne, dass Ligeti die Deutung in der Schwebe lassen wollte. Ist Nekrotzar nur ein Hochstapler und Demagoge, der sich an der Angst der Massen berauscht – oder der echte Tod, dem die Menschen allerdings sehr wohl ein Schnippchen schlagen können? Zumindest vorläufig und sofern sie der auch im „Zauberberg“ formulierten Maxime treu bleiben, die hier in die finalen Worte gegossen ist: „Fürchtet den Tod nicht, gute Leut’!/ Irgendwann kommt er, doch nicht heut’!/ Und wenn er kommt, dann ist’s soweit . . ./ Lebt wohl so lang in Heiterkeit!“

Eine „Anti-Anti-Oper“

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