KV-Verhandlungen

Metaller-Verhandler Knill: Lieber Streik als ein zu hoher Abschluss

Christian Knill, KV-Chefverhandler der Arbeitgeber.
Christian Knill, KV-Chefverhandler der Arbeitgeber.APA / Comyan / Helmut Fohringer
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Angesichts der schwierigen wirtschaftlichen Situation könnten die Unternehmen den Kaufkraftverlust nicht allein schultern. „Das bricht uns das Genick, das können wir einfach nicht“, so Knill. Vielen Unternehmen sei ein Streik lieber als ein zu hoher Abschluss.

Die Arbeitgeber in der Metallindustrie wollen sich durch die neuerlichen Warnstreiks nicht in die Knie zwingen lassen. „Wir fürchten uns nicht vor einem Streik“, sagte der KV-Chefverhandler der Arbeitgeber, Christian Knill, am Dienstag. Vielen Unternehmen sei ein Streik lieber als ein zu hoher Abschluss. „Aber es ist natürlich für keinen lustig.“

Nach dem Scheitern der sechsten Runde der KV-Verhandlungen der Metallindustrie am späten Montagabend haben die ersten Frühschichten am Dienstag mit eintägigen Streiks begonnen, die in den nächsten Tagen in rund 200 Betrieben fortgesetzt werden sollen. Die Streiks würden nichts an den wirtschaftlichen Tatsachen ändern, sagte Knill. „Es ist eine Protestaktion, bei der vielleicht jeder seinen Frust ein bisschen los wird - aber ein Ergebnis werden wir trotzdem nur am Verhandlungstisch erreichen können.“ Die Arbeitgeber stünden jederzeit zu weiteren Gesprächen bereit, „wir könnten auch sofort wieder weiterverhandeln“.

Zwei Prozent über rollierender Inflation „willkürlich“

Im Wesentlichen spießt es sich daran, dass die Gewerkschaften Lohnerhöhungen um die „rollierende Inflation“ plus zwei Prozent fordern - also eine Abgeltung für die Inflation für einen gleitenden Zeitraum von zwölf Monaten und einen Zuschlag. Diese zwei Prozent seien „willkürlich“, meint Knill. Die Arbeitnehmer hätten am Anfang der Gespräche immer wieder die „Benya-Formel“ ins Treffen geführt, die für Lohnerhöhungen die Abgeltung der Inflation plus einen Anteil am Zuwachs der Produktivität vorsieht. „Die gesamtwirtschaftliche Produktivität ist aber mit 1,3 Prozent negativ“, so der Obmann des Fachverbandes der Metalltechnischen Industrie (FMTI). „Deshalb sollte nach der Benya-Formel weniger herauskommen als die rollierende Inflation von 9,6 Prozent.“

Die Auftragslage der Unternehmen habe sich seit Herbst 2022 verschlechtert, sagte Knill. Im ersten Halbjahr 2023 seien die Aufträge um 18 Prozent zurückgegangen. Angesichts dieser schwierigen wirtschaftlichen Situation könnten die Unternehmen den Kaufkraftverlust nicht allein schultern, „das bricht uns das Genick, das können wir einfach nicht“. 90 Prozent der rund 1200 Unternehmen seien kleine und mittlere Unternehmen. „Das sind nicht die großen Unternehmen, die Dividenden ausschütten und die Arbeitnehmer ausbeuten.“

Knill: in Prozent Erhöhung kostet 100 Millionen Euro

Knill bezifferte die Personalkosten seiner Branche mit zehn Mrd. Euro, ein Prozent Erhöhung koste also 100 Mio. Euro. „Unser Angebot - die sechs Prozent nachhaltig plus die Einmalzahlung - sind im Schnitt rund 8,2 Prozent. Das bedeutet hochgerechnet 820 Millionen Mehrkosten.“

Knill appellierte an die Streikenden, „dass sie aufpassen, was sie machen“. Es sei beim Streik nicht alles erlaubt: „Streik ist eine Arbeitsniederlegung, aber nicht eine Blockade oder Behinderung von Arbeitsabläufen.“ Wenn es zu Abmeldungen von streikenden Mitarbeitern kommen sollte, dann würde das nicht den Verlust der Versicherung bedeuten. Das Entgelt für die Streiktage werde am Monatsende vom Lohn abgezogen.

Derzeit beträgt der monatliche KV-Mindestlohn in der Branche 2230 Euro brutto. Der Durchschnittslohn bei Arbeitern beträgt nach Angaben der Arbeitgeber 3670 Euro, das Durchschnittsgehalt bei Angestellten 5100 Euro.

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