Interpol

Wien als Welthauptstadt der Polizei: Delegierte aus 195 Ländern

BK-Direktor Andreas Holzer
BK-Direktor Andreas HolzerBildcredit: Daniel Novotny
  • Drucken

Das 100-Jahr-Jubiläum von Interpol geht in Wien über die Bühne – und damit dort, wo die weltgrößte Polizei-Plattform gegründet wurde.

Der Gastgeber der Jubiläums-Generalversammlung der Polizei-Organisation Interpol, Bundeskriminalamts-Direktor Andreas Holzer, gibt sich keinen Illusionen hin: „Der Aufwand ist enorm“, stellt er am Dienstag vor Journalisten fest. Die Eckdaten scheinen ihm recht zu geben: Zu dem von 28. November bis 1. Dezember stattfindenden Großevent im Austria Center Vienna werden 1500 Gäste aus 195 Nationen erwartet.

Unter diesen werden voraussichtlich 30 bis 35 Minister aus aller Welt sein, in der Regel wird es sich um Innen- bzw. Polizeiminister handeln. Für die Großversammlung werden entsprechende Schutzmaßnahmen ergriffen. Innerhalb des Bundeskriminalamts wurde bereits eine Art Kommandozentrale eingerichtet, in welcher die Abläufe koordiniert werden. Die Gefährdungseinschätzung ist hoch.

Dies ist der Tatsache geschuldet, dass auch Abordnungen aus Ländern kommen, die aktuell in Kriegs- bzw. Konfliktsituationen verfangen sind. So werden etwa Interpol-Vertreter aus Russland, der Ukraine, Israels oder Palästinas in der Bundeshauptstadt eintreffen.

600 Beamte passen auf

600 Beamte werden zum Schutz der Delegierten abgestellt. Sowohl Uniformierte, unter anderem auch das Einsatzkommando Cobra, als auch kriminalpolizeiliche Kräfte sowie Vertreter der Direktion für Staatsschutz und Nachrichtendienst (DSN) sorgen für Sicherheit. Das beginnt beim Abholen der Delegationen vom Flughafen Wien-Schwechat, reicht weiter über die Sicherung jener Hotels, in welchen die Versammlungsteilnehmer unterkommen und endet mit Eskorten zu den Rückflügen.

Etwa drei Millionen Euro muss Österreich als Gastgeberland aufwenden. Dass dieses Jahr die Bundeshauptstadt die Gastgeberrolle spielt, hat einen besonderen Grund: Interpol (mit Hauptsitz im französischen Lyon) ist vor hundert Jahren in Wien vom damaligen Polizeipräsidenten Johannes Schober gegründet worden – damals als Internationale Kriminalpolizeiliche Kommission, IKPK (Schober war jener Polizeipräsident, der die Polizei 1927, beim Justizpalast-Brand, in die aufgebrachte Menge schießen ließ).

BK-Direktor Holzer: „Wir holen Interpol nach hundert Jahren in die Gründungsstadt zurück.“ Die größte Polizeiorgansiation der Welt ist übrigens als unpolitische Plattform konzipiert. Grundsätzlich ist kein Land von vorn herein von der Teilnahme ausgeschlossen. Jedes Mitgliedsland kann nach eigenem Ermessen Mitglieder in die Organisation entsenden. Es gibt aber sehr wohl die Möglichkeit, Länder, die sich Interpol angeschlossen haben, zu suspendieren. Dies betrifft derzeit etwa Afghanistan oder den Jemen.

Cybercrime und die Mafia

Tagungsgegenstände sind (von individuellen bilateralen Gesprächen abgesehen) das weltweit bedrohlich wachsende Kriminalitätsfeld Cybercrime. Dieses beeinhaltet den „gewöhnlichen“ Versand-Betrug (Waren werden online bestellt und nicht bezahlt) ebenso wie das Phänomen „Hass im Netz“ (Tatbestand: Verhetzung) oder etwa das Verbreiten von Ramsomware, also das Versenden von Schadprogrammen, verbunden mit der Forderung nach Lösegeld für das Entschlüsseln von Daten.

Weiters wird der Kampf gegen die internationale organisierte Kriminalität erörtert. Und auch ein Ausblick auf die nächsten hundert Jahre Kriminalitätsbekämpfung soll vorgenommen werden.

63 Millionen Interpol-Abfragen pro Jahr werden allein in Österreich gezählt. Beispiele: Wenn etwa ein Fahrzeuglenker bei der Einreise nach Österreich verdächtig erscheint und kontrolliert wird (soferne es gerade Grenzkontrollen gibt), hat die Exekutive die Möglichkeit die Interpol-Datenbank abzufragen. Dabei ergibt sich etwa, ob nach der Person gefahndet wird („Red Notice“).

Auch die Zielfahnder, also jene Beamte, die versuchen, einen bestimmten Verdächtigen weltweit aufzuspüren, bedienen sich regelmäßig der Interpol-Datenspeicher. Die Suche nach gestohlenen Autos, gestohlenen Dokumenten oder etwa Kunstgegenständen läuft ebenso vielfach via Interpol.

Dinner mit Ludwig

Eröffnet wird die Generalversammlung von Bundeskanzler Karl Nehammer, Innenminister Gerhard Karner (beide ÖVP) oder etwa Interpol-Chef Ahmed Naser Al-Raisi. Auch Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) wird sich auf gut Wienerisch, wie es im Vorfeld heißt, beteiligen. Er lässt für die Delegierten am 29. November ein großes Galadiner im Wiener Rathaus ausrichten.

»„Wir erwarten, dass 30 bis 35 Minister nach Wien kommen werden.“«

BK-Direktor Holzer

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.