Interview

„Österreich könnte Musterbeispiel werden, wie es besser geht“

Flächenwidmung ist in Österreich Gemeindesache. Eine Agentur für Raumkultur könnte bei Umwidmungen helfen.
Flächenwidmung ist in Österreich Gemeindesache. Eine Agentur für Raumkultur könnte bei Umwidmungen helfen.Zhaojiankang
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Heidi Pretterhofer und Michael Rieper halten seit Kurzem die neu geschaffene Professur für Baukultur der Kunst-Uni Linz. Von Oberösterreich aus wollen sie unter anderem Maßnahmen erarbeiten, um die Versiegelung zu bremsen.

Die Presse: Sie haben beide in Graz Architektur studiert und arbeiten immer wieder da. Wie geht es Ihnen heute, wenn Sie durch die Stadt spazieren, die zuletzt einen Gutteil ihrer Grünflächen eingebüßt hat, während viele Neubauten leer stehen?

Michael Rieper: Am Bauen kommen wir grundsätzlich nicht vorbei. Die Welt wächst, wir haben neun Milliarden Menschen, davor können wir uns nicht verschließen. Man muss intelligent, kontrolliert, forschend agieren – und v. a. die Expertise von Spezialistinnen und Spezialisten respektieren.

Wie ist die Situation in Wien, wo Sie Ihr Büro haben? Dort wohnen in der Innenstadt immer weniger Menschen, dafür sind die Immobilienpreise teilweise sehr hoch.

Rieper: Wien ist weltweit gesehen immer noch die Stadt mit den vernünftigsten Mietpreisen. Verglichen mit Berlin oder München ist es lebenswerter. Wien bemüht sich, allumfassend Dinge zu schaffen, die andere nicht schaffen. Wenn im ersten Bezirk die Mieten steigen, soll das so sein, aber im zweiten kann man noch um 1000 Euro auf 90 Quadratmetern wohnen. Es gibt keine Ja/Nein-Lösungen. Stadt und Land gehören kontinuierlich erforscht, bearbeitet. Einen Satz möchte ich noch hinzufügen: Bitte, alle Verantwortlichen, nehmt die Expertise von Spezialistinnen und Spezialisten ernst! Das passiert seit den 1960er-Jahren nicht.

»Bitte nehmt die Expertise von Spezialistinnen und Spezialisten ernst! Das passiert seit den 1960er-Jahren nicht.«

Michael Rieper,

Professor für Baukultur, Kunstuni Linz

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