Neues Buch

Herzblut, Haltung, Habsburger: Sonst wäre Wien nicht Wien

Auch die Wiener Rettungszentrale gründet auf einer privaten Initiative, wie „Presse“-Redakteur Norbert Philipp in seinen neuen Buch erzählt.
Auch die Wiener Rettungszentrale gründet auf einer privaten Initiative, wie „Presse“-Redakteur Norbert Philipp in seinen neuen Buch erzählt.Clemens Fabry
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Es waren die Menschen, die Wien zu »Wien« formten. Mit ihrer Macht, ihren Spleens, ihren Visionen. Ein neues Buch - „Sonst wäre Wien nicht Wien“ - erzählt, wie das geschah.

Wien ist ja an manchen Stellen schon recht hübsch geraten. Und prunkvoll sogar, manche sagen: einzigartig. Außerdem generell recht grün im Vergleich zu anderen Städten. Oder gar „lebenswert“, wie Studien und Werbeplakate ständig stolz verlautbaren.

Dass es überhaupt so weit gekommen ist, daran ist hauptsächlich die Vergangenheit schuld. Und jene Menschen, die es in ihrer Zeit genau so gewollt, gewünscht, initiiert und angeordnet haben. Davon erzählt ein Buch im Braumüller-Verlag, das sogar im Titel behauptet: „Sonst wäre Wien nicht Wien“. Denn ohne all die vielen guten Seelen, mutigen Herzen und eitlen Machthaber wäre es wohl anders ausgegangen für Wien. Baulich, ästhetisch, strukturell und kulturell.

Ohne Zilk kein Wuk, keine Vororte-Linie

Diese Menschen haben die Stadt geformt. Mit ihrem Herzblut, ihrer Haltung, ihrem Geld und ihrer Beharrlichkeit. Vor allem aber: mit ihren Entscheidungen. Entweder dafür oder dagegen. Da waren Bürgermeister, die sich starrköpfig eingeschworen hatten auf scheinbar absurde Dinge wie Hochquellenwasser, so wie Cajetan Felder. Und andere, die Wien gerade noch vor Schlimmerem bewahren konnten, etwa vor einer Autobahn über dem Donaukanal. Wie Felix Slavik.

Ohne Helmut Zilk hingegen hätte Wien eher kein Kulturzentrum wie das WUK, keine praktische Vorortelinie samt schmucken Otto-Wagner-Stationen, vielleicht noch immer kein Jüdisches Museum. Dafür aber auch kein Haas-Haus am Stephansplatz, zumindest nicht in der aktuellen Hans-Hollein-Ausführung.

Zumindest dieses Projekt tragen Zilk so manche selbsternannte Schutzbeauftragte des Stadtbilds noch nach. Dafür könnten sie sich bei vielen anderen rückwirkend bedanken. Beim Retter des Wienerwalds, Josef Schöffel, genauso wie beim Retter der Lobau, Anton Klein: Ohne den beherzten Aquarianer, der sich Anfang der 1970er mit den Stadtpolitikern anlegte, wäre die Lobau längst ein Autobahnkreuz statt Naturschutzgebiet.

Macht und Wirkung

Vor allem wären auch so einige Ansichtskartenmotive weggefallen, wenn nicht mächtige Menschen ihre Häuser ziemlich prunkvoll angelegt, sich baulich ähnlich barock gebärdet hätten wie Prinz Eugen etwa. Oder wenn sich das jüdische Großbürgertum in der Gründerzeit nicht so energisch emanzipiert hätte. Als Teil der Stadtgesellschaft, mit ihren prächtigen Palais am Ring. Aber auch als großzügige Mäzene und Förderer, quer durch Wiens Kulturlandschaft, vom Musikverein bis zur Secession.

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