Integrationsmonitor

Ein Drittel der Wiener Bevölkerung hat keinen österreichischen Pass

Die Wiener Bevölkerung ist jünger geworden. Das Durchschnittsalter liegt bei 41 Jahren.
Die Wiener Bevölkerung ist jünger geworden. Das Durchschnittsalter liegt bei 41 Jahren.APA / Eva Manhart
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Die meisten Zuwanderer kamen aus Europa. Sie erreichen zunehmend bessere Schulabschlüsse. Das zeigt der Integrationsmonitor der Stadt Wien, der alle drei Jahre veröffentlicht wird.

Ein Drittel der Wienerinnen und Wiener (34 Prozent) hat keinen österreichischen Pass. Das zeigt der am Dienstag präsentierte Integrationsmonitor der Stadt. Die meisten Menschen, die seit 2014 zugewandert sind, kommen aus EU- bzw. EFTA (Europäische Freihandelsassoziation)-Staaten und haben höhere Bildungsabschlüsse: 25 Prozent haben eine Matura, 38 Prozent eine Hochschule abgeschlossen. Auch Jugendlichen, deren Eltern aus Nicht-EU Staaten nach Wien gekommen sind, gelingt laut Studie zunehmend der Bildungsaufstieg.

Selbst besonders benachteiligte Gruppen erreichten in der zweiten oder dritten Generation zunehmend bessere Bildungsabschlüsse, so Leila Hadj Abdou, Mitautorin des 6. Integrations- und Diversitätsmonitors. Bei Kindern, deren Eltern aus Nicht-EU Staaten nach Wien gekommen sind, habe sich etwa von der Eltern- zur Jugendgeneration der Anteil der Personen mit geringer Bildung halbiert: Haben in der Elterngeneration (45- bis 59-Jährige) noch rund 40 Prozent maximal einen Pflichtschulabschluss, sind es unter den 15- bis 29-Jährigen, die ihre Bildung bereits in Österreich erworben haben, nur noch 17 Prozent. Integration werde oft auf die Herkunft reduziert. Dabei zeige der Integrationsmonitor, dass auch sozioökonomische Ungleichheiten wie geringer Bildungsstand der Eltern oder niedriges Einkommen berücksichtigt werden müssten, betont Abdou.

Bevölkerung ist jünger geworden

Die Zuwanderung nach Wien hat gemeinsam mit einer positiven Geburtenbilanz dazu geführt, dass die Bevölkerung im Schnitt jünger wurde (Durchschnittsalter: 41 Jahre) und die Stadt wächst. Mit seinen rund zwei Millionen Einwohnern ist Wien die fünftgrößte Stadt in der EU. Davon wurden 2023 rund 39 Prozent im Ausland geboren und 44 Prozent hatten eine ausländische Herkunft (Geburt im Ausland oder ausländische Staatsangehörigkeit). Die zahlenmäßig größten Zuwanderergruppen in Wien sind Menschen mit serbischer, türkischer und deutscher Herkunft.

Insgesamt sind bei rund der Hälfte der Wienerinnen und Wiener beide Eltern im Ausland geboren. Diese Menschen erbringen laut der Erhebung die Hälfte der in Wien geleisteten Arbeitszeit. Gerade Menschen aus Nicht-EU Ländern müssten dabei aber oft unter ihrer Qualifikation bzw. zu niedrigem Lohn arbeiten, zeigt ein Vergleich der mittleren Netto-Löhne bei gleichwertigem Bildungsabschluss. Der Erhebung zufolge arbeiten 45 Prozent der Wiener, die aus einem Nicht-EU-Land zugewandert sind, in Berufen mit sozial ungünstigen Arbeitszeiten wie Spät-, Nacht- oder Schichtdienst.

33 Prozent dürfen nicht wählen

Eine weitere Benachteiligung ergibt sich laut Aussendung durch das „restriktive Staatsbürgerschaftsrecht“: Da das Wahlrecht daran gekoppelt ist, dürfen 33,4 Prozent der Wienerinnen und Wiener nicht wählen, unter den 25- bis 44-Jährigen sind es sogar 45 Prozent.

Der Integrationsbericht erscheint alle drei Jahre, Datenquellen sind amtliche Registerdaten, Stichprobenerhebungen, Lohnsteuerdaten und eine repräsentative Umfrage. Mit der Erhebung würden nicht nur Integrationsmythen widerlegt, betonte Integrationsstadtrat Christoph Wiederkehr (Neos) bei der Präsentation. „Indem wir uns von Vorurteilen und Stereotypen lösen und auf die Daten des Monitors zurückgreifen, können wir gezielt Maßnahmen ergreifen, um eine integrative und vielfältige Gesellschaft zu fördern und die Herausforderungen, die damit einhergehen, effektiv anzugehen.“

Kritik an der Publikation kam von der Wiener ÖVP. Der Integrationsmonitor messe, was der Stadtregierung angenehm sei. Daten zu Deutschkenntnissen und Antisemitismus würden hingegen fehlen, so Integrationssprecherin Caroline Hungerländer. Sie stellte sich auch gegen eine „Aufweichung“ der Kriterien für den Erwerb der österreichischen Staatsbürgerschaft. (APA)

>>> Hier finden Sie den Bericht zum Integrationsmonitor.

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