Philosophie

Wir sollen verzichten? Dankend verzichtet!

Indische Asketen sind für viele ein löbliches Vorbild. Aber niemand will sich vom Staat zum Verzicht zwingen lassen.
Indische Asketen sind für viele ein löbliches Vorbild. Aber niemand will sich vom Staat zum Verzicht zwingen lassen.Imago
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Nichts ist so unbeliebt wie erzwungene Einschränkungen. Doch die Klimakrise scheint sie zu erfordern. „Die hohe Kunst des Verzichts“ will uns deshalb Otfried Höffe lehren.

Wie war das mit Epikur? „Das höchste Gut ist die Lust“, hat uns der lebensfrohe Weise verraten. Mehr noch: „Ich weiß nicht, was man noch das Gute nennen soll“, wenn man das Vergnügen abzieht, das uns Essen, Trinken und Sex bereiten. Einer also, der auf nichts Angenehmes verzichten will – so haben ihn sich die „Epikureer“ zum Vorbild genommen. Aber zugleich erkannte er: „Der größte Reichtum ist die Selbstgenügsamkeit.“ Nietzsche hat dieses Ideal so skizziert: „Ein Gärtchen, Feigen, kleiner Käse und dazu drei oder vier Freunde, das war die Üppigkeit Epikurs.“ Ein wenig Widerspruch bleibt, aber fest steht: Was er zum guten Leben brauchte, machte Epikur mit sich selbst aus, in diesem Garten vor der Stadt. Niemals hätte er sich von der Politik oder der Öffentlichkeit aufzwingen lassen, worauf er zu verzichten habe. Und das hat er mit sehr vielen Heutigen gemein.

Kaum etwas ist so unbeliebt wie eine Politik, die Verzicht erzwingt. Keine Partei, auch nicht mehr die Grünen, wagt, ihn zu fordern. „Verbotspolitik“ einer „Ökodiktatur“, heißt es sonst. Das findet Otfried Höffe seltsam, wo doch das größte Problem unserer Zeit, die Klimakrise, ohne kollektiven Verzicht nicht lösbar scheint. Auch deshalb möchte der Tübinger Philosoph dem in Verruf geratenen Begriff wieder „helle Seiten“ abgewinnen, in seinem Buch „Die hohe Kunst des Verzichts“.

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