Krise

Signa: Auf die Insolvenz folgt großes Sparpaket

Immobilien der Signa waren oft sehr hoch bewertet.
Immobilien der Signa waren oft sehr hoch bewertet.Marcus Brandt/DPA/APA
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Damit die Sanierung gelingt, sollen bei Signa die Kosten deutlich reduziert werden.

Damit die Sanierung gelingen kann, ist beim kriselnden Signa-Konzern von René Benko nun hartes Sparen angesagt. Wie berichtet, haben einige Firmen des weitverzweigten Firmengeflechts – darunter auch die über allem thronende Signa Holding – bereits Insolvenzanträge in Österreich und Deutschland eingebracht. Dort werden bereits die unverzügliche Einstellung aller für die Holding-Geschäftsgebarung nicht zwingend erforderlichen Teilbetriebe und die sofortige Verwertung aller entsprechenden Ver­mö­gens­wer­te vorbereitet. Das be­deu­tet, dass der Insolvenzverwalter der Signa Holding, Christoph Stapf, all jenes, das nicht zum Betrieb der Holding notwendig ist, so schnell wie möglich zu Geld machen will, um die Sanierung bewerkstelligen zu können. Es geht um eine Verschlankung auf den tatsächlichen Unternehmenszweck.

Damit enden auch die Zeiten, in denen im Benko-Firmengeflecht Privatjets und Helikopterflüge an der Tagesordnung waren. Laut Medienberichten hatte die Signa Holding mit knapp über 40 Mit­ar­bei­tern im Jahr 2022 etwa 4,9 Mio. Reisekosten angehäuft. Dazu kamen 2,2 Mio. Euro für Privatjet- und 463.000 Euro für Helikopterflüge sowie 409.000 Euro für Jagden und 722.000 Euro für Bewachung. Als Grund dafür wird genannt, dass die Signa Holding „primär die von ihr gehaltenen Beteiligungen und in diesem Zusammenhang auch Repräsentations- und Geschäftsanbahnungsaufgaben“ übernimmt. Im Liquiditätsplan für die kommenden drei Monate, den die Signa Holding bei Gericht im Rahmen der Insolvenzanmeldung eingebracht hat, sollen die mo­nat­li­chen Reisespesen nun nur mehr 23.000 Euro betragen.

Zu hohe Bewertungen

Warum der Immobilienkonzern durch die angestiegenen Zinsen plötzlich vor einem Zusammenbruch steht, zeigt nun ein Bericht der Finanznachrichtenagentur Bloomberg, der exemplarisch für das gesamte Unternehmen auf einige „sportliche“ Immobilienbewertungen verweist. Ein Beispiel sei etwa das Berliner Upper West. Der 35-stöckige Turm stand Ende 2022 mit mehr als 700 Mio. Euro in den Büchern – dem 45-Fachen der Mieteinnahmen des Gebäudes.

Das sei wesentlich höher als in der Immobilienbranche üblich. Denn dort seien Multiplikatoren in den Zwanzigern marktüblich. Die Bewertung mit einer knappen dreiviertel Milliarde Euro geht demnach aus einem Bericht des Maklers Jones Lang LaSalle vom April hervor. „Eine aktuelle Bewertung für Signa würde sehr wahrscheinlich zu einem Rückgang von etwa einem Drittel führen“, sagt Peter Papadakos, Chef der Europa-Analyse beim Immobilienspezialisten Green Street Advisors.

Laut Bondprospekten und Investorenpräsentationen stand die Liegenschaft Ende 2018 mit 571 Mio. Euro in den Büchern der Signa Prime. Ende 2020 waren es schon knapp 620 Mio. Euro. Aber selbst nach dem beispiellosen Zinsanstieg seit vergangenem Sommer sehen die Bewerter der Signa Prime keinerlei Wertverlust. Die jüngste Bewertung von über 700 Mio. Euro bedeutet bei Mieteinnahmen von 16,4 Mio. Euro eine Mietrendite von 2,2 Prozent. Das ist weniger als die rund 2,4 Prozent hohe Rendite zehnjähriger Bundesanleihen in Deutschland derzeit, vergleicht Bloomberg. Top-Bü­ro­la­gen in Berlin werden derzeit laut Green Street eher mit vier Prozent Mietrendite bewertet.

Um die Zahlen in Einklang mit dem Markt zu bringen, müsste die Bewertung massiv gesenkt oder die Mieten entsprechend erhöht werden. (red./APA)

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