Bundesheer

„Wenn es im Norden eskaliert, dann flächendeckend“

Nach den Gewaltakten bleibt die Lage im Kosovo angespannt, sagt Markus Mautz, Kommandant des Kontingents im Land. Österreich bleibe trotz Reduktion ein wichtiger Teil der KFOR.

Prishtina. Letztes Mal wurden die Soldaten des Bundesheeres von der Gewalt verschont. Bei den Ausschreitungen im Nordkosovo Ende Mai waren sie im Ort Zubin Potok stationiert, wo die Lage nicht eskalierte. Die ungarischen Soldaten hingegen wurden in Zvečan von Kosovo-Serben angegriffen. 90 Soldaten wurden verletzt, teilweise schwer, bei zwei von ihnen musste ein Bein amputiert werden.

Auch wenn die Lage derzeit wieder ruhig sei, brauche es nur „eine kleine Initialzündung, und dann geht es los“, warnt Oberst Markus Mautz: „Wenn es im Norden eskaliert, dann nicht punktuell, sondern flächendeckend.“ Mautz ist Kommandant des Bundesheer-Kontingents im Kosovo, das am Dienstag von Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) besucht wurde. Es ist Teil der internationalen Sicherheitstruppe KFOR, die nach dem Kosovo-Krieg im Jahr 1999 im Land stationiert wurde. Österreichs Bundesheer war von Anfang an dabei. Knapp 25 Jahre später fordert jedoch nicht nur die Sicherheitslage das Militär weiterhin heraus. Es muss auch planen, wie es sich künftig im Kosovo aufstellt. Das Verteidigungsministerium beschloss heuer nämlich eine Reduktion der Truppen. 

Die KFOR stellt rund 4500 Soldaten aus 27 Ländern im Kosovo. Österreichs Kontingent umfasst derzeit 275 Personen, sagt Mautz im Hauptquartier in Prishtina. Wie viele genau nach dem Abzug im Frühjahr 2024 übrig bleiben, ist noch nicht ganz klar. Heeresintern wird damit gerechnet, dass es 180 bis 200 Soldaten sind. Betroffen vom Abzug sind die Transport- und Infanteriekompanie, die nach Österreich verlegt werden. Sie sollen dort ab dem Frühjahr 2024 als Reserve für den „Ernstfall“ im Kosovo bereitstehen. Dass die Reduktion nach den jüngsten Unruhen angekündigt worden sei, „war optisch vielleicht ein bisschen ungünstig“, sagt Mautz.

Das Bundesheer verliere zwar an Quantität, innerhalb der KFOR-Truppen aber nicht an Wertigkeit, meint der Kommandant. Denn die österreichischen Aufklärungskräfte, die derzeit besonders gefragt sind, seien weiterhin da. Sie forschen aus, wo Unruheherde im Land auftauchen könnten, und wohin sich die Stimmung in der Bevölkerung entwickelt. Eine Aufgabe, die heuer umso wichtiger geworden ist.

Ende September wurde im Nordkosovo eine kosovarische Polizeistation von bewaffneten Kosovo-Serben angegriffen, ein Polizist und drei Angreifer starben. Seither sei die Kosovo-Polizei deutlich sensibilisiert, schildert Mautz. Komme nachts ein KFOR-Auto auf Polizisten zu und sei nicht gleich als solches erkennbar, würden diese deutlich nervöser als früher seien. Anzeichen für weitere Aggressionen gebe es derzeit nicht. Doch würden sich Ausschreitungen wie Ende Mai auch „nicht vorhersagen“ lassen. Ob und wie sich die serbischen Parlamentswahlen am 17. Dezember auf die Lage im Kosovo auswirken, müsse man abwarten. Die Lage im Norden des Kosovo bleibe „sensibel und angespannt“.

»Die Reduktion der Truppe war optisch vielleicht ein bisschen ungünstig.«

Oberst Markus Mautz,

Bundesheer-Kommandant

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