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Professor, Politiker, Playboy

Er war nicht eben ein Sexsymbol, dieser Harvard-Professor mit weltpolitischen Ambitionen.

Er hatte einen schweren Akzent und trug eine dicke Hornbrille. Nicht eben ein Sexsymbol, dieser Harvard-Professor mit weltpolitischen Ambitionen und einer Karriere, die das Klischeebild des „American Dream“ wohl am besten beschreibt. Das ist die weithin bekannte Seite des Henry Kissinger, der neulich im biblischen Alter gestorben ist. Die weit weniger bekannte Facette ist die eines Kavaliers mit Charme, Witz und Intellekt, der im Zenit seiner Macht Ende der Sixties und Anfang der Seventies eine Zeit lang als Playboy galt – noch dazu einer mit James-Bond-Allüren.

„Macht ist das größte Aphrodisiakum“, lautet sein legendärer Spruch. Auf Cocktail-Partys umschwärmt von Hollywood-Stars und Diven von Candice Bergen bis Liv Ullmann, geht über sein Rendezvous mit Zsa Zsa Gabor die Fama, dass sein Beeper piepste und Präsident Richard Nixon ihn spätabends dringend zu sich rief – das Ende einer Affäre, ehe sie richtig begonnen hatte. Die Staatsgeschäfte gingen vor, China hatte Priorität vor dem Privatleben.

Als „Kiss Kiss“ mit Bond-Girl Jill St. John anbandelte, ging am Pool ihrer Villa der Alarm los. Ob da auch „Tricky Dick“ Nixon dahintersteckte? Henry Kissinger, ganz Gentleman, sagte hinterher, er habe der Schauspielerin nur Unterricht in Sachen Schach erteilt. Ein gewitzter Diplomat vom Scheitel bis zur Sohle.

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