Wien

17-Jähriger gesteht tödliche Angriffe auf Obdachlose in Wien

Einer der Tatorte in der Brigittenau. Hier wurde am 12. Juli ein Mann mit Messerstichen aufgefunden. 
Einer der Tatorte in der Brigittenau. Hier wurde am 12. Juli ein Mann mit Messerstichen aufgefunden. APA / Georg Hochmuth
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Ein Jugendlicher tauchte am Montagnachmittag mit seinem Anwalt bei der Polizei auf und gestand die Taten. Stimmen hätten ihm die Attacken befohlen.

Die Angriffe auf Obdachlose in Wien, bei denen zwei Menschen getötet wurden, dürften geklärt sein. Das berichtet die „Krone“. Dem Artikel zufolge stellte sich am Montagnachmittag ein 17-Jähriger auf einer Polizeiinspektion und gestand im Beisein von Anwalt Manfred Arbacher-Stöger: „Ich bin der gesuchte Obdachlosen-Killer. Ich kann es mit meinem Gewissen nicht mehr vereinbaren.“ Der Jugendliche sei bis in die Nacht einvernommen worden. Im Verhör sprach er laut „Krone“ von „Stimmen, die mir das Töten befohlen haben“. Mittlerweile sei auch die Stichwaffe des Jugendliches sichergestellt worden.

Insgesamt gab es drei Messerangriffen auf obdachlose Personen in Wien. Das bisher letzte Opfer starb Mitte August in einem Wiener Krankenhaus. Er war weniger Tage zuvor – höchstwahrscheinlich mit einem Messer – angegriffen und lebensgefährlich verletzt worden. Der 55-Jährige war das zweite Todesopfer von drei Messerattacken. Er wurde von Insassen eines Autos entdeckt, die in der Nacht auf den 9. August gegen zwei Uhr beim Hernalser Gürtel in der Josefstadt einen am Straßenrand sitzenden Mann sahen. Weil sie sehr langsam fuhren, um zu sehen, ob es ihm gut geht, wurde eine Polizeistreife auf den Wagen und in weiterer Folge auf den Verletzten aufmerksam. Er war zwar noch bei Bewusstsein, konnte aber keine Angaben zum Tathergang machen. Tage später starb er im Krankenhaus, ohne einvernommen worden zu sein.

Wienkarte mit Fundorten der Personen.
Wienkarte mit Fundorten der Personen.APA / Philipp Splechtna

Bereits am 12. Juli wurde um 7.40 Uhr am Handelskai in der Brigittenau ein 56-jähriger obdachloser Mann aufgefunden – ebenfalls mit Stich- und Schnittverletzungen, an denen er gestorben war.

Zehn Tage später, am 22. Juli, wurde eine 51-jährige Frau gegen 3.40 Uhr im Bereich des Venediger-Au-Parks in Wien-Leopoldstadt durch Stich- und Schnittverletzungen schwer verletzt. Sie überlebte, konnte allerdings keinerlei Angaben zum Täter bzw. zur Täterin machen. Sie gab lediglich an, durch Schmerzen wach geworden zu sein. Die Frau schleppte sich noch zum Praterstern, wo sie von Passanten gefunden wurde, die die Rettung riefen.

Lange Zeit keine heiße Spur

Trotz zahlreichen Hinweisen aus der Bevölkerung gab es lange Zeit keine Spur zum Täter. Dass es sich um dieselbe Person bzw. Personen handelt, war wahrscheinlich, wiesen doch die Angriffe ein ähnliches Muster auf. So ereigneten sich alle drei in den Nachtstunden in Wien, bei allen kam ein Messer oder eine andere Stichwaffe zum Einsatz, und die Opfer waren stets Obdachlose. „Das Landeskriminalamt geht daher davon aus, dass es sich um denselben Täter bzw. dieselbe Täterin handelt“, sagte Barbara Gass von der Wiener Polizei damals gegenüber der „Presse“.

Nach dem dritten Angriff wurden für hilfreiche Hinweise sogar 10.000 Euro Belohnung ausgesetzt. Den Betrag stellt laut Landespolizeidirektion Wien der „Verein der Freunde der Wiener Polizei“ zur Verfügung. Hilfseinrichtungen wie etwa jene des Fonds Soziales Wien (FSW) und der Caritas stockten zudem ihre Betten auf, damit Obdachlose in der Nacht nicht im Freien schlafen müssen – Angebote, die von den Betroffenen auch angenommen werden.

Mitte Oktober veröffentlichte die Polizei schließlich ein Foto und ein Überwachungsvideo, auf dem ein Mann zu sehen ist, der sich in der Nähe der Tatorte aufhielt. Ob es sich bei dem Mann um einen Tatverdächtigen, einen Zeugen oder eine unbeteiligte Person handelt, war damals noch unklar. Dem „Krone“-Artikel zufolge handelt es sich bei dem 17-Jährigen um jene Person, die auf diesem Video zu sehen ist. (red.)

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