Künstliche Intelligenz

Dem KI-Profi Nvidia droht Ungemach aus China

Ein seltener Blick auf eine der heißbegehrten Grafikprozessoren für KI-Systeme.
Ein seltener Blick auf eine der heißbegehrten Grafikprozessoren für KI-Systeme. Imago / Walid Berrazeg
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Das US-Handelsembargo drängt China dazu, eigene Entwicklungen zu forcieren. Der einstige aufsteigende Stern, Huawei, spielt hier eine große Rolle.

Vom Gaming-Profi zum tonangebenden Hersteller für KI-Prozessoren. Um eine KI zum laufen zu bringen, braucht es enorme Rechenleistung und wenn jemand dafür die richtige Hardware liefert, dann ist das momentan Nvidia. Doch diese Vormachtstellung wird bedroht. Ausgerechnet durch die verschärften US-Auflagen für Technologie-Exporte in die Volksrepublik. Denn längst hat im noch jungen Technologiesektor ein Wettrüsten um die potenteste und schnellste - nicht zwingend beste - künstliche Intelligenz begonnen. Und China möchte nicht hinterherlaufen auf dem milliardenschweren Markt für KI-Spezialchips. Daher holt sich die Volksrepublik Hilfe aus den eigenen Reihen. Konzerne wie Huawei oder Tencent trommeln aktuell Entwickler zusammen.

„Made in China“, so lautet also aktuell die Devise der Volksrepublik. Neben Tencent und Huawei buhlen auch kleinere Chip-Designer wie Hygon oder Iluvatar CoreX um Kunden.

Als schärfster Konkurrent für Nvidias „A100“-Chip gilt „Ascend AI 910B“ von Huawei. Das vor allem als Telekom-Ausrüster sowie Smartphone-Anbieter bekannte und in westlichen Ländern umstrittene Unternehmen hat bereits einen finanzstarken Kunden: Baidu. Insidern zufolge wurde unlängst ein Vertrag in Höhe von umgerechnet knapp 58 Millionen Euro abgeschlossen und beinhaltet die Lieferung von 1600 Prozessoren von Huawei an Baidu. Der Google-Rivale hat mit „Ernie“ einen aussichtsreichen Kandidaten im Rennen, um der KI-Software Chat GPT der US-Firma OpenAI Konkurrenz zu machen.

Nach Angaben von Huawei war der 2019 vorgestellte „Ascend AI 910“ der damals leistungsstärkste KI-Chip der Welt. Dabei verbrauche er weniger Strom als zunächst angepeilt. An der Marktdominanz von Nvidia sowohl innerhalb als auch außerhalb Chinas änderte sich dennoch wenig. Experten zufolge beherrscht der US-Konzern derzeit etwa 80 Prozent des Weltmarkts mit seinen Chips „A100“ und „H100“, die 2020 beziehungsweise 2022 auf den Markt kamen. Ein Grund hierfür sei, dass viele KI-Entwickler bei ihrer Arbeit auf das bereits bestehende Software-Ökosystem von Nvidia zurückgreifen. Die entsprechenden Programme von Huawei hinkten technologisch hinterher. Hinzu kommt die Unsicherheit, das gesamte System auf Huawei-Technologie aufzubauen, um dann Gefahr zu laufen, diese wieder aufgrund von politischen Regulierungen auszubauen. Sollte der chinesische Hersteller diese Unsicherheiten ausräumen können, müsste Nvidia trotz des Vorsprungs zeitnah reagieren.

Tencent wirbt mit günstigerem Preis

Der Videospiele- und Cloud-Anbieter Tencent bewirbt seine Chips „Zixiao v1“ und „Zixiao v2Pro“ als günstigere Alternativen für andere Nvidia-Produkte, sagten die Insider weiter. Die genannten Chips werden für bestimmte Aufgaben wie Sprach- und Bilderkennung sowie KI-Training eingesetzt. Tencent betonte, dass sie aber nicht verkauft würden, sondern lediglich im Rahmen des eigenen Cloud-Angebots genutzt werden könnten.

Gleichzeitig arbeitet Nvidia Analysten zufolge mit Hochdruck an neuen speziellen China-Varianten seiner Produkte, um den verschärften US-Beschränkungen gerecht zu werden. Dennoch hatte sich der im kalifornischen Santa Clara ansässige Konzern bei der Vorlage seiner jüngsten Quartalsergebnisse enttäuschend über die Aussichten für das Geschäft in der Volksrepublik geäußert. (stein)

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