Skiweltcup

Eine Schussfahrt getarnt als Super-G

Spektakuläre Bilder, aber kaum Richtungswechsel: Vincent Kriechmayr fliegt zum Sieg im Super-G.
Spektakuläre Bilder, aber kaum Richtungswechsel: Vincent Kriechmayr fliegt zum Sieg im Super-G. Alessandro Trovati / AP / picturedesk.com
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Der ÖSV bejubelt in Gröden den Doppelsieg von Kriechmayr und Hemetsberger – und darf sich wieder als Super-G-Macht fühlen. Doch für die Disziplin war dieses Rennen kein Ruhmesblatt.

St. Christina/Wien. Trennen die Top drei am Ende eines Skirennens nur drei Hundertstelsekunden, spricht das zwar für die Spannung, oftmals nicht aber für die Attraktivität des Wettkampfes. Selektive Kriterien sind dann keine zu vermuten, eher geradliniges Tempobolzen in Schussposition. Was die gebotene Leistungen bei diesem Gröden-Super-G keinesfalls schmälern soll, schließlich war es auch die absolute Ski-Elite, die an der Spitze abgeschwungen hat.

Mit Sieger Vincent Kriechmayr und seinem oberösterreichischen Landsmann Daniel Hemetsberger auf Platz zwei (+0,02 Sek) setzte die tags zuvor in der Sprintabfahrt geschlagene ÖSV-Speedmannschaft ein kräftiges Ausrufezeichen, auch könnte man das allgemein so hohe Niveau für diesen Hundertstelkrimi verantwortlich machen. Die Reaktionen aber waren eindeutig. Kriechmayr sprach von einem „eher einfach gesetzten Super-G“, Hemetsberger meinte, ihm sei der „schnelle Lauf mit wenigen Kurven“ entgegengekommen, für den drittplatzierten Marco Odermatt (+0,03) war es gar der „einfachste Super-G meiner Karriere“.

Spektakuläre Bilder lieferte der Gröden-Super-G dennoch, der französische Trainer Yannick Bertrand, ein einstiger Weltklasseabfahrer, hatte einen flotten und flüssigen Kurs in die Saslong gesetzt. Von der Charakteristik durchaus verschieden zum Abfahrtsklassiker am Fuße des Langkofels. Und doch war dieser Super-G für Nichtexperten kaum von einer Abfahrt zu unterscheiden. Kriechmayr und Co. rasten in Schussposition dahin und wurden selten aus der Hocke gezwungen, das gemessene Höchsttempo betrug 112,5 km/h (Hemetsberger), wobei kurz vor dem Ziel die Geschwindigkeiten wohl noch deutlich höher gewesen wären.

Zukunft der Disziplin

Immer wieder war der Super-G, seit 1982 im Weltcupkalender, in die Kritik geraten., weil er der Abfahrt zu ähnlich ist. Doch obwohl FIS-Präsident Johan Eliasch vor allem die Kerndisziplinen Abfahrt, Riesenslalom und Slalom stärken will, war zuletzt kein Rütteln mehr am Super-G zu vernehmen. Österreich würde ohnehin protestieren, der frühere FIS-Renndirektor Günter Hujara scheiterte einst bei einem Anlauf die Disziplin zu kippen auch am Einspruch des ÖSV. Bis heute stellt die rot-weiß-rote Skination mit Hermann Maier den erfolgreichsten Super-G-Piloten (24 Weltcupsiege; bei den Damen führt Lindsey Vonn mit 28 Erfolgen). Und nach dem Doppelsieg am Freitag in Gröden fühlt man sich durchaus zurecht wieder als Super-G-Macht. Am Samstag allerdings folgt auf der Saslong der tatsächliche Abfahrtsklassiker (11.45 Uhr, live ORF eins, Eurosport).

Super-G Gröden: 1. Vincent Kriechmayr (AUT) 1:28,39 Min. 2. Daniel Hemetsberger (AUT) +0,02 Sek. 3. Marco Odermatt (SUI) +0,03.

Weiters: 4. Sarrazin (FRA) +0,12 5. Schwarz (AUT) +0,13 17. Haaser (AUT) +0,47.

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