Iran

Neuer Prozess gegen Narges Mohammadi: „Das Revolutionsgericht ist ein Schlachthaus“

Die Menschenrechtsaktivistin Narges Mohammadi.
Die Menschenrechtsaktivistin Narges Mohammadi.APA / AFP
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Gegen Friedensnobelpreisträgerin Narges Mohammadi wird ein dritter Prozess eröffnet. Was in der Anklage steht, weiß die Familie nicht.

Die Nachricht habe Narges Mohammadi vergangene Woche erhalten. Kurz, nachdem ihre Zwillinge den Friedensnobelpreis im Namen ihrer Mutter entgegen nahmen. Mohammadi wurde anschließend in das Aufsichtsbüro des berüchtigten Evin-Gefängnisses zitiert, wo ihr mitgeteilt wurde, dass ein weiteres Verfahren gegen sie eröffnet werde – beginnend am Dienstag.

Was der inhaftierten Friedensnobelpreisträgerin genau vorgeworfen wird, wisse ihre Familie nicht, wie unabhängige iranische Medien berichten. Zu der ersten Anhörung ist Mohammadi aus Protest nicht erschienen. „Das Revolutionsgericht ist das Schlachthaus der iranischen Jugend. Ich werde keinen Fuß in dieses Schlachthaus setzen“, wird sie von ihrer Familie zitiert. Familienmitglieder dürfen Mohammadi seit Ende November nicht mehr besuchen. Zudem befürchten sie, dass die gesundheitlich angeschlagene Menschenrechtsaktivistin in ein anderes Gefängnis verlegt werden könnte.

Die Antwort des Regimes sei stets dieselbe

Während der Verleihung des Nobelpreises lasen ihre Kinder, Kiana und Ali Rahmani, die Rede ihrer Mutter vor. Sie beklagte die tyrannischen Bedingungen im Iran, die fehlende Justiz, den Kopftuchzwang, Korruption und die grassierende Vetternwirtschaft. Die Antwort des Regimes auf Protestbewegungen sei stets dieselbe: Gewalt und Inhaftierungen. Im Evin-Gefängnis trat die 51-Jährige mehrfach in einen Hungerstreik, unter anderem protestierte sie gegen die Haftbedingungen und für medizinische Versorgung. Kurz vor der Verleihung des Nobelpreises trat sie ebenfalls in einen mehrtägigen Hungerstreik.

Immer wieder hat sich Mohammadi vom Gefängnis aus gegen das Regime positioniert, so berichtete sie unter anderem über Gewalt und Missbrauch in den Haftanstalten. Das am Dienstag beginnende Verfahren ist bereits das dritte gegen die Aktivistin. Mohammadi sitzt seit ihrer (erneuten) Verhaftung im November 2021 im Gefängnis. (duö)

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