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Porträt

Versicherungswirtschaft: Im Osten viel Neues

Mit der Vienna Insurance Group ist nach der Ostöffnung 1989 über die Jahrzehnte einer der ganz großen ­Player am zentral- und osteuropäischen Markt entstanden.

Die Versicherungswirtschaft ist im Osten Europas kräftig in Bewegung. Die Vienna Insurance Group spielt dabei seit mehr als 30 Jahren eine maßgebliche Rolle und konnte in mehreren Ländern die Marktführerschaft erreichen. Doch was macht den osteuropäischen Markt derart attraktiv? Was unterscheidet ihn vom österreichischen Markt und wie sieht die Zukunft im Osten aus? Antworten darauf gibt der CEO der VIG, Hartwig Löger, im Gespräch mit Michael Köttritsch, „Die Presse“.

Die Geschichte des Engagements der Vienna Insurance Group (VIG) im Osten Europas reicht in eine Zeit zurück, lange bevor die betreffenden Staaten der Europäischen Union beigetreten sind. Für die VIG war – anno dazumal – der frühe Einstieg in das Geschäft im osteuropäischen Raum die richtige Entscheidung. „Es hat sich gezeigt, dass das ein absoluter Weg zum Erfolg war, auch wenn die politischen Voraussetzungen damals noch andere waren als heute“, erläutert Hartwig Löger. „Es war die Chance, wachsende Märkte auch bei dem Thema Versicherungen zu entwickeln.“

Insgesamt ist die Vienna Insurance Group in 30 Ländern aktiv, wobei der Großteil des Geschäfts in Zentral-, Süd- und Osteuropa abgewickelt wird. Einige dieser Staaten sind mittlerweile der Europäischen Union beigetreten, andere warten noch. „Es gibt natürlich auch in jedem Land Marktspezifika und marktökonomische Situationen, die unterschiedlich sind“, erklärt Löger, der darin einen Vorteil für die VIG sieht: „Genau das macht aber auch die Vielfalt aus, die wir in unserer Gruppe leben und die, im positiven Sinne, eine Diversifikation darstellt.“

Eigenverantwortung

Eines der Erfolgsrezepte der ausländischen Unternehmungen der VIG ist, dass sie über relativ viele Freiheiten verfügen und nicht am straffen Zügel der Zentrale geführt werden. „Unser Verständnis ist es, wirklich eine Gruppe zu sein und nicht ein Konzern“, unterstreicht Löger. „Konzerne neigen dazu, dass sie stark top-down aus einer Zentrale agieren. Wir sind immer davon ausgegangen, dass die regionale Eigenverantwortung der entscheidende Faktor ist. Das war bereits zu Beginn der 1990er-Jahre so, bei den ersten Schritten in der Slowakei und in Tschechien.“ Konkret bedeute das, dass die Vorstände in den einzelnen Ländern eigenverantwortlich agieren. Löger: „Das sind zu 90 Prozent lokale Verantwortliche, die in der Identität ihres Unternehmens eine kaufmännische Eigenverantwortung leben. Unsere Verantwortung in der Holding ist es, eine koordinative Rolle für die gesamte Gruppe einzunehmen. Wir steuern das über die Aufsichtsratsfunktionen dieser Gesellschaften.“ Die ausländischen Un­ternehmen der VIG behalten dabei ihre lokale Identität als Marke, um eine starke regionale Verankerung zu untermauern.

Wichtiger Austausch

Die regionale Vielfalt kann die VIG als Unternehmensgruppe vortrefflich nutzen, wie bei der Weiterentwicklung ihrer Strategie. Die Vielfalt, aber auch die Kreativität und Innovation in den einzelnen Gesellschaften bewertet Hartwig Löger äußerst positiv. „Wir bündeln sie und führen sie im Austausch auf Gruppenebene zusammen. Dafür haben wir den Begriff ,CO3‘ geprägt, wobei der Dreier hochgestellt ist und für das Potenzial steht. Er umfasst drei Elemente. Die Kooperation der einzelnen Gesellschaften innerhalb eines Landes, denn es gibt Staaten, in denen wir mehrere Gesellschaften führen. Sie sind eigenverantwortlich, arbeiten aber dennoch zusammen, um Synergien und Effekte zu erzielen.“

Weitere Eckpfeiler sind die Kollaboration (Vernetzung über Landesgrenzen hinweg) und der Austausch von Best und Worst Practice, damit Fehler nicht wiederholt werden. Getragen wird das VIG-Credo von dem dritten „CO“: „Wir forcieren die Kommunikation innerhalb der Gruppe und aus der Vielfalt wird ein Mehrwert für alle geschaffen.“

Hartwig Löger, Generaldirektor der Vienna Insurance Group im Studio der Presse
Hartwig Löger, Generaldirektor der Vienna Insurance Group im Studio der PresseMirjam Reither

»Wir forcieren die Kommunikation innerhalb der Gruppe, und aus der Vielfalt wird ein Mehrwert für alle geschaffen.«

Hartwig Löger

Großes Potenzial in Polen

Das Portfolio der Vienna Insurance Group kann sich sehen lassen. Hartwig Löger: „Wir sind in 30 Ländern mit 50 Versicherungsgesellschaften und Pensionskassen aktiv. Von diesen 30 Ländern definieren wir zwanzig unter dem Begriff Zentral-Ost-Europa als gesamten Kernmarkt. Innerhalb der zwanzig Länder des Kernmarktes befinden sich fünf Topmärkte, in denen wir über eine starke Marktführerschaft verfügen. Österreich ist mit der Wiener Städtischen und der DONAU Versicherung unser größter Markt und gleichzeitig Ausgangspunkt unserer erfolgreichen Entwicklung.“ Vor allem in der Slowakei und in Tschechien möchte die VIG ihre Marktführerschaft weiter ausbauen, ebenso wird in Ungarn ein weiteres Wachstum angestrebt. „Großes Potenzial hat auch Polen, wo wir bereits eine gute Positionierung erreicht haben, aber noch einen entsprechenden Ausbau sehen“, blickt Löger in die Zukunft.

EU-Osterweiterung

Im Jahr 2024 jährt sich die Osterweiterung der Europäischen Union zum 20. Mal. Löger bewertet die laufenden Beitrittsverhandlungen der EU, etwa mit Albanien, Serbien, Montenegro und Nordmazedonien, als große Chance für Versicherungen: „Mit der Integration dieser Länder kann es gelingen, eine zusätzliche Wachstumskomponente in diesen Märkten zu erzeugen. Das betrifft auch die Sicherstellung der rechtlichen Rahmenbedingungen, um für Investitionen über eine noch bessere Basis zu verfügen. Unsere Erwartungshaltung ist also sehr positiv.“

Seit Kurzem findet sich die Ukraine unter den EU-Beitrittskandidaten, in der die VIG seit längerer Zeit tätig ist. Der Kriegszustand wirkte sich natürlich auf das Tagesgeschäft aus. „Es ist ein Drama mitzuerleben, wie in einem Land, in dem wir drei sehr erfolgreiche Versicherungsgesellschaften haben, Menschen, und damit auch unsere Mitarbeiter, unmittelbar vom Krieg betroffen sind“, zeigt sich Löger betroffen. „Ich habe große Bewunderung dafür, wie unsere Kolleginnen und Kollegen für ihre Kunden das Geschäft aufrechterhalten konnten. Es war von Beginn des Krieges ein Agieren. Zum Teil konnten wir geflüchteten Kollegen helfen, in anderen Ländern unterzukommen. Von dort haben sie im Remotemodus ihre Arbeit für die Ukraine weitergeführt. Dadurch erleben wir einen nahezu gleichmäßigen Weiter­verlauf der Geschäftssituation. Ich kann nur den Hut ziehen.“

Mangelndes Risiko

So unterschiedlich die Märkte, in denen die VIG tätig ist, auch sind, eines haben sie gemeinsam: Die Risikokompetenz ist nicht besonders gut ausgeprägt – das ergab eine Umfrage der VIG, die vom Gallup-Institut in neun Ländern in Zentral- und Osteuropa, inklusive in Österreich, vor etwa einem halben Jahr durchgeführt wurde. „Auf den ersten Blick erkennt man gar keine so großen Unterschiede, wenn man auf das Risikobewusstsein der Menschen in den einzelnen Ländern blickt. Es ist in Summe extrem niedrig“, resümiert Löger. „Wir erkennen auch in Österreich und ein wenig stärker ausgeprägt in den zentral- und osteuropäischen Ländern, dass sich die Menschen wenig im Klaren sind, welche Risiken des Alltags sie betreffen und wie sie durch Versicherungsschutz vorsorgen können. Wir erkennen, dass es bei der Haltung und dem Wissen der Menschen noch einen großen Aufklärungsbedarf gibt.“

Der österreichische Kernmarkt bleibt durch die internationalen Unternehmungen der VIG nicht unberührt, das Headquarter der Gruppe ist immer involviert. „Zum einen ist es so, dass Entwicklungen, die wir in einzelnen Ländern setzen, um neue Themen und Bereiche zu etablieren, immer im Austausch innerhalb der Gruppe passieren“, unterstreicht Hartwig Löger. Aber auch frischer Wind weht vom Osten her: „Natürlich werden neue Akzente und Ideen nach Österreich gebracht. Für uns, als Gruppe am Standort Österreich und in Wien, ist das internationale Geschäft in Summe eine Absicherung, mit der wir viel in Richtung Nachhaltigkeit beitragen können. Damit finden Kunden in Österreich eine sichere und langfristige Basis vor, um mit unseren Produkten entsprechend vorgesorgt zu haben.“

Regionaler Fokus auf Süd- und Osteuropa

Mehr als 50 Versicherungsgesellschaften und Pensionskassen in 30 Ländern bilden die Vienna Insurance Group. Der Geschäftsradius fokussiert auf 20 Länder der Region Zentral- und Osteuropa und 10 weitere Spezialmärkte in Europa, wo spezifische Geschäftsfelder wahrgenommen werden.

„First Mover“ in CEE
Die VIG war eine der ersten europäischen Versicherungsgruppen, die nach der Ostöffnung im Jahr 1989 ihre Expansion in die Märkte der CEE-Region gestartet hat. Schritt für Schritt hat sich die Gruppe in neuen Märkten etabliert und ist zur Nummer eins in der Region geworden. Die Vienna Insurance Group sieht Zentral- und Osteuropa als ihren Heimatmarkt und verfolgt eine langfristige Geschäftsstrategie in ihren Märkten. Mehr als die Hälfte des gesamten Geschäftsvolumens und des Gewinns werden in dieser Region erwirtschaftet. Die VIG-Gruppe verfolgt eine langfristige Geschäftsstrategie in ihren Märkten, die auf nachhaltige Profitabilität und kontinuierliches Ertragswachstum ausgerichtet ist.

Marktführer in vielen Märkten
Nummer 1 ist die VIG in den baltischen Ländern, in Bulgarien, Georgien, Nordmazedonien, Österreich, Rumänien, der Slowakei, der Tschechischen Republik und in Ungarn. Top 5 ist die VIG in Albanien, Bosnien-Herzegowina, Kroatien, Moldau, Polen, Serbien und in der Ukraine, Top 10 im Kosovo, in Montenegro und Slowenien.

Österreich als Ausgangspunkt
Wien ist Firmensitz und Ausgangspunkt, von wo aus die Vienna Insurance Group 1990 ihre Expansion gestartet hat. Die VIG ist mit der Wiener Städtischen Versicherung und der DONAU Versicherung die größte Versicherungsgruppe Österreichs.

Vienna Insurance Group

Die Vienna Insurance Group (VIG) ist die führende Versicherungsgruppe in Zentral- und Osteuropa. Rund 29.000 Mitarbeitende sind in mehr als 50 Versicherungsgesellschaften und Pensionskassen in 30 Ländern für die VIG tätig.


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